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Das Kausalnetzwerk (3)

Der Beweis ohne Logik hat keinen Sinn, weil diese seine Bedingung ist, die Bedingungen des Bewiesenen müssen existieren, weil dieses ohne sie unmöglich ist. Der Beweis im Zweifel setzt Erkenntnis voraus, Erkenntnis ein Subjekt, der Zweifel am Zweifel muss bewusst geschehen, als Teil eines erkennenden Ichs. Der Zweifel ist sprachlich und bewusst, auch der Bewusstseinsinhalt lässt sich nicht bezweifeln, ein solcher ist in Zeit und Raum, er enthält ein Neben- und Nacheinander. Die bewusste Wahrnehmung erscheint ausgedehnt, der Zweifel dauert an, es gibt darin Dinge, die beständig sind, die am gleichen Ort die Zeit überdauern.

Die erfahrene Welt lässt sich umschreiben als Abfolge von dreidimensionalen »Scheiben«, jeder »Scheibe« entspricht ein Zustand der Welt, wie im Blitzlicht in der Zeit erstarrt. Auf jede »Scheibe« folgt eine nächste, die ihr bloss ähnlich ist, die Veränderung ist nur minimal zwischen zwei sich folgenden »Scheiben«. So bewegt sich zum Beispiel nichts schneller als Licht von einer »Scheibe« zur nächsten, so bleibt so manches am gleichen Ort, auf seiner Reise durch die Zeit. Der Zweifel setzt eine Erfahrung voraus, die diesem Bild in etwa entspricht, die erfahrene Welt ist strukturiert, ssie ist nicht völlig chaotisch.

Nehmen wir als Beispiel ein Löwenjunges, das langsam wächst, eine Mähne entwickelt, es verändert sich mit jedem Moment und doch wird kein neuer Löwe daraus. Seine Gestalt überdauert die Zeit, er löst sich nicht auf, verdoppelt sich nicht, er wird nicht zum Kalb, kurz darauf zu einer Rose, er ist raumzeitlich als Einheit verbunden. Diese Verbindung nennt man Kausalität, sie strukturiert den Raum in der Zeit, der Löwe bildet eine Kausalkette, eine räumliche Einheit in der Zeit. Solche »Ketten« können sich überschneiden, interagieren, Neues erschaffen, es entsteht ein ganzes Kausalnetzwerk, unglaublich schön und komplex.

Der Löwenzahn trifft auf eine Ader, ein Kälbchen stirbt daran, der Löwe ist zur Ursache geworden für des Kälbchens Tod. Die Kausalketten verbinden sich, interagieren und bilden »Knoten«, die Welt wird verflochten, ein Teppich »genäht« aus scheinbaren Einzelteilen. So wird das tote Kalb vielleicht dereinst einen Löwenzahn nähren, dessen Blüte einen Schmetterling anziehen wird, der die Flügel schlägt, so das Wetter beeinflusst. Ist das Wetter in fünfzehn Jahren also schon heute kausal bestimmt? Ist die Zukunft geschlossen, das Netzwerk vollständig oder entstehen und vergehen die einzelnen »Ketten«?

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