Die britische Hilfsbereitschaft ist legendär. Eigentlich wollte ich meinen heutigen Blogbeitrag irgendwie so einleiten, doch war ich mir plötzlich unsicher, ob das denn auch stimmt. Nicht, dass ich bislang schlechte Erfahrungen gemacht hätte, ganz im Gegenteil. So stand ich heute morgen wohl etwas verloren in einer Metrostation und schon nach wenigen Sekunden kam eine attraktive, vielleicht 35 Jahre junge Frau auf mich zu und fragte mich, ob sie mir helfen könne. Normalerweise reagiere ich stets skeptisch auf solche Hilfsangebote – allzuoft hatte ich damit schlechte Erfahrungen gemacht und die Person wollte mir im besten Fall nur etwas verkaufen. Doch ich hatte in der Tat eine konkrete Frage, die ich ihr dann auch stellte. Freundlich wies sie mich darauf hin, dass ich wirklich in der falschen Station stünde und bot mir an, mich zur richtigen Station zu begleiten. Das erstaunte mich dann doch wieder. Was wollte die von mir? Ich versuchte es etwas mit Small Talk und als ich ein Zeichen der richtigen Station sah, deutete ich möglichst klar darauf hin, dass ich den Weg nun auch selber finden würde. Doch sie liess nicht locker und ging weiter brav neben mir her. War das eine billige oder auch weniger billige Anmache? Langsam verstand ich die Welt nicht mehr – bis sie nach links auf den Eingang der Station wies und nach rechts in einer Bank verschwand. Zufällig hatte sie einfach denselben Weg gehabt wie ich.
An der Hilfsbereitschaft zweifle ich seit diesem Erlebnis definitiv nicht mehr (so ich denn je daran gezweifelt hätte). Aber beim Begriff der Briten muss man aufpassen. Eigentlich ist es ja ganz einfach. Grossbritannien ist die grösste britische Insel. Auf ihr liegen Schottland, Wales und England. Zusammen mit Nordirland bilden sie das Vereinigte Königreich Grossbritannien und Nordirland. Doch im Detail ist das alles viel komplizierter – gehören jetzt die Kanalinseln oder Gibraltar – ich versuche es schon gar nicht erst, es zu verstehen. Und so habe ich auch noch nicht verstanden, ob es sich jetzt um die britische oder doch nur um die englische Hilfsbereitschaft gehandelt hat, die ich erlebt habe. Denn wie ich gelesen habe, hören es manche Schotten und Waliser gar nicht gerne, als Briten bezeichnet zu werden. Oder gilt dies nicht bei positiven Sachen? In England zumindest soll der berühmte schottische Tennisspieler Andy Murray bei Siegen gerne als Brite bezeichnet werden. Handelt er sich allerdings eine Niederlage ein, soll plötzlich seine schottische Herkunft herausgestrichen werden…