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Terrorangst

Beim Fotografieren ist es oftmals wie im Zoo. Man kann Schnappschüsse machen von dem, was sich einem direkt präsentiert, so wie man bei jedem Gehege maximal zwei Minuten stehen bleibt; oder man kann für eine Aufnahme mitunter Stunden am selben Ort, vor demselben Gehege verbringen, um eine Beziehung mit dem Tier / mit dem Bild herzustellen. Ein Fotograf wie Steve Mc Curry macht nicht nur Fotos, sondern recherchiert oftmals erst vor Ort, um die richtigen Plätze für die Foto zu finden. Danach legt er den richtigen Zeitpunkt fest, begibt sich zur rechten Zeit an den richtigen Ort, um dann für die eine Aufnahme nochmals viel Zeit zu verwenden, da in der Natur oftmals auch der Zufall eine wichtige Rolle spielt für ein Bild.

Als ich dieses Flugzeug am Himmel über der Metrostation St. James’s Park sah, wartete ich ganz in diesem Sinne vielleicht 10 Minuten, um ein Bild zu erhalten, das mir in der Vorstellung äusserst gut gefiel. Als nach 10 Minuten allerdings noch kein weiteres Flugzeug aufgetaucht war, beschloss ich, dass das Bild auch ohne Flugzeug ganz OK sei, respektive die britische Flagge dem Bild doch auch einen Extrakick verleihe… Zumal mir dieser Strassenfeger schon längere Zeit aufgefallen war und ich mir hier ein noch besseres Motiv erhoffte.

So ging ich ein paar Schritte weiter, suchte einen guten Ort für die Aufnahme und versuchte die Szene zu erfassen. Den Verkehr wollte ich möglichst ausblenden, die Telefonkabine und das Undergroundsignet sollten die Foto einrahmen, nicht zu viele Menschen das Bild stören und der Strassenkehrer sollte prominent im Bild vorkommen. Um das beste Bild zu erhalten benötigte ich weitere 10-15 Minuten Zeit und bewegte mich dabei etwas vor und zurück, was offensichtlich Aufmerksamkeit erregte.

Denn als ich schliesslich zufrieden weitergehen wollte, bemerkte ich plötzlich diesen untersetzten Herrn neben mir, der scheinbar verstohlen sein Mobile-Phone auf mich richtete. Hatte der mich jetzt gerade fotografiert? Aber warum denn? Grosszügig lächelnd wollte ich an ihm vorbeigehen, schliesslich fotografiere ich ja auch oftmals fremde Menschen. Als ich direkt an ihm vorbeikam, schien er noch eine Foto zu machen, was mich jetzt doch etwas irritierte. An eine weitere Anmache wollte und konnte ich in diesem Moment nicht glauben, hielt er mich für einen Promi? Oder hatte er mich womöglich für einen Terroristen gehalten, der Fotos vom nächsten Anschlagsort machen wollte? Immerhin hatte es vor gut 10 Jahren einmal ein schreckliches Attentat auf die Londoner Tube gegeben.

Diese Idee, die ich als nicht unwahrscheinlich erachtete führte mich dann zu weiteren Gedanken. Was hatte er nun wohl mit diesen Fotos vor? Ging er damit direkt zur Polizei – oder war er womöglich selber Geheimagent seiner Majestät – und liess mich nun international ausschreiben? Oder wollte er die Foto aufbewahren, um nach einem möglichen Attentat den möglichen Täter identifizieren zu können? Oder war einfach mal wieder meine Fantasie mit mir durchgegangen? Die nächsten 10 Minuten hörte ich jedenfalls plötzlich übermässig viele Polizeisirenen. Und mache in Zukunft vielleicht wieder mehr Schnappschüsse…

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