Während in Manchester sich die Homosexuellenszene ausgebreitet hat, scheint Liverpool das Mekka der Junggesellinnenabschiede zu sein. An jeder zweiten Ecke stehen ausgelassene Frauen in pinker, knapper Kleidung und mittendrin eine mit der Krone, die im Idealfall mehr oder weniger Stolz einen Riesenpenis aus Plastik vor sich herträgt.
Noch ein letztes Mal wird gefeiert, gefeiert als ob es das letzte Mal wäre vor dem traditionellen ersten Mal, das heute meist (und zum Glück) bloss ein einmal mehr ist. Es ist ein Ritual, das ins Erwachsenen- und Mutterleben überführen soll, wo der Spass dann nur zu oft vorbei ist. Zumindest diese pubertäre Ausgelassenheit, die hier zelebriert wird.
Doch noch ein letztes Mal darf geflirtet werden mit fremden Männern und tatsächlich trifft mich der Blick einer Prinzessin, den ich gerne erwidere (oder erwidert sie den meinen?). Postwendend folgt Gekicher und Getuschel und es fällt gerade noch hörbar die Frage, ob ihr „der“ denn gefallen würde. Die Antwort kann ich leider nicht mehr hören, was vielleicht auch besser so ist, da ich nicht sicher bin, ob sie schmeichelhaft ausgefallen ist. Und auch wenn – ist sie ja ab morgen versorgt.
Um zu flirten geht man aber auch besser nicht durch die Strassen und schaut schönen Noch-Junggesellinnen nach, sondern geht beispielsweise in die Bold Street. Hier ist nicht nur der Alkohol-, sondern auch der Musikpegel massiv erhöht. Romantisch find ich dies jedoch keineswegs und ich spüre wohl immer mehr das Alter: die Musik ist so laut, dass sie zum einen in den Ohren schmerzt und zum anderen jedes sinnvolle Gespräch verunmöglicht. Was ja vielleicht auch der Zweck ist, da man sich so weniger anödet. Und schon wieder spüre ich das Alter, dass ich solche unsexy Gedanken habe. Da gehe ich dann doch lieber zum Italiener, der eine phänomenale Pizza serviert. Und schon nach wenigen Minuten stolziert die nächste Hen-Party vorbei und nimmt im hinteren Teil des Lokals Platz. Auf dem Weg zur Toilette dann das ernüchternde Bild, als alle still vor ihren Handies sitzen, da ist wohl noch zu wenig Alkohol geflossen.
Draussen vor der Tür treff ich dann endlich auch auf einen Junggesellenabschied. Gummianzug inklusive Gasmaske. Hauptsache ausgefallen. Schliesslich muss man ja bei jedem neuen Bald-schon-Ex-Junggesellen noch eins draufhauen. Doch im Gegensatz zur Schwulenszene, die ihre Extravaganz gerne zelebriert, erscheinen diese Abschiede plump und wenig elegant. Und der Transvestit im badeanzugartigen Kleid erscheint mir plötzlich in einem ganz anderen Licht.