Reysen ist teuer. Und so leiste ich mir in der Regel keine teuren Hotels – wobei die Ausnahme natürlich die Regel bestätigt. In Kopenhagen beispielsweise ist eine moderne 90 Quadratmeter Luxusloft mit Aussicht über Wasser im Szeneviertel kaum teurer als ein 9 Quadratmeter Zimmer im Bahnhofsquartier. Und auch in Brüssel gibt es lohnenswerte Schnäppchen, wenn die EU Repräsentanten Ferien haben.
Nur zu oft entsprechen Schnäppchen aber auch dem tiefen Preis. In Luxemburg konnte ich einst kaum schlafen, weil es in der günstigen Dachkammer unerträglich heiss war, in Hamburg gab es in der hintersten Ecke des Hotels noch einen unrenovierten Teil mit wenigen weniger guten Zimmern. Und an die zahlreichen ungezieferverseuchten Absteigen auf meinen früheren Reisen will ich gar nicht mehr denken. Aber insgesamt habe ich es bislang recht gut getroffen, auch wenn einige Kuriositäten darunter waren.
Das sich direkt über einer Disco befindende Zimmer in Manchester habe ich schon erwähnt. Erwähnenswert ist aber auch mein Zimmer in Dublin. Beim Check In war noch alles in Ordnung. Das Zimmer in der obersten Etage klein, aber mit Charme, wenn auch ein wenig veraltet. Gewöhnungsbedürftig sind die zwei separaten Hahnen beim Waschbecken, der eine, der nur heisses, der andere, der nur kaltes Wasser hat. Aber dies ist noch in vielen Orten nördlich von Calais üblich.
Ebenfalls nostalgisch ist das Fenster, das sich nur nach oben schieben lässt. Beim ersten Versuch, es etwas zu öffnen hatte ich allerdings noch eine Tasse in der einen Hand und plötzlich fiel das Fenster nach vorne und drohte auf mich zu fallen. Gut, die eine Halterung war nicht mehr in der Führung, was auch bedeutete, dass sich das Fenster nicht schliessen lässt. Aber auch damit lässt sich leben, selbst wenn für heute Nachmittag Regen angesagt ist. Und da Reysen nicht nur teuer, sondern auch anstrengend ist, hält mich der Strassenlärm kaum vom Schlafen ab.
All dies wäre noch keine Erwähnung wert, wenn das Zimmer nicht noch eine weitere Eigenschaft hätte, die ich um einiges beunruhigender fand. Als ich nach dem Abendessen ins Hotel zurückkam, bezahlte ich die Hotelrechnung an der Reception. Danach stieg ich die Treppe hoch und wunderte mich, dass die Zimmernummern nicht passten. Im Dachgeschoss angekommen musste ich leider feststellen, dass mein Zimmer verschwunden war! Verwirrt stieg ich die Treppe wieder hinunter, um dann die scheinbar rettende Idee zu haben: ich hatte mich nur auf die Zimmernummerhinweise geachtet (z.B. Zimmer 18-22) und nicht auf die Nummer, die auf der Zimmertür stand. Sicher war das Hotel renoviert worden und man hatte vergessen diese Nummerierung anzupassen.
Guten Mutes stieg ich die Treppen wieder hoch, doch das Zimmer blieb verschwunden! Zusätzlich bemerkte ich, dass nun auch das Schloss eine ganz anderer Machart hatte. Ehrlich, ich hatte nur eine Flasche Bier getrunken gehabt, aber langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Bis ich die scheinbare Erleuchtung hatte! Ich ging runter in die Reception und sagte zum Concierge, dass ich mich im falschen Hotel befände! Was auch erklärt hätte, warum es zuvor mit der Rechnung Unstimmigkeiten gegeben hatte. Immerhin lächelte der Mann nun zum ersten Mal an diesem Abend und wies mit der Hand müde nach links – und es fiel mir wie Schuppen von den Augen: ich hatte bloss den falschen Treppenaufgang genommen.