Die Reyse geht weiter. Gestern habe ich in einem schwachen Moment ein Flugticket von Belfast nach Inverness gekauft und frage mich, ob ich es nicht doch etwas übertreibe. Schliesslich habe ich in Liverpool ein Riesenrad betreten und es war – vorsichtig formuliert – eine unangenehme Erfahrung. Meine Höhenangst ist zwar weniger geworden, aber so ein Flug in einem kleinen Flugzeug über die sturmgepeitschte Küste Schottlands, ich weiss nicht. Aber gebucht ist gebucht und erst einmal muss ich nach Belfast gelangen.
Das Zugticket kostet offline zwar doppelt so viel wie online, dafür kann ich ohne Mehrkosten auf den 7:35 Uhr Zug, der auch pünktlich abfährt. Dass das nicht selbstverständlich ist zeigt ein Plakat im Bahnhof von Dublin: Stolz präsentiert hier die Zuggesellschaft, dass der Zug nach Belfast in 99.8 Prozent der Fälle auch ankommt. Kurz überlege ich mir nochmals, ob der Bürgerkrieg im Norden auch wirklich vorbei ist. In Kolumbien vor vielen Jahren sahen wir jedenfalls ausgebrannte Busse am Strassenrand stehen, die auf den Bürgerkrieg verwiesen. Immerhin hatten damals die Farc Rebellen die Eigenheit die Passagiere am Leben zu lassen, sie meist mit einem langen marxistisch geprägten Vortrag zu belehren und dann stehen oder gehen zu lassen. Ausländer konnten allerdings durchaus auch mal entführt werden.
Auf dem Weg nach Belfast mache ich mir deswegen keine Sorgen und der Zug ist auch topmodern und vertrauenerweckend. Schon skeptischer macht mich die zweite Spalte auf dem Plakat: Pünktlichkeit (innerhalb von 10 Minuten): 83.5 Prozent. Da ich aber noch keine konkreten Pläne in Belfast habe, spielt das eigentlich keine Rolle – sofern der Zug bloss ankommt.
Nordirland tönt verheissungsvoll, muss ein sehr schönes Gebiet sein. Da ich aber nur noch für Samstag einen Direktflug nach Schottland gefunden habe, wird es wieder ein kurzer Ausflug. Und jetzt konzentriere ich mich lieber auf die in sattem grün vorbeirauschende Landschaft, die von dunklen Wolken umrahmt wird, die ab und an durch etwas blau aufgelockert werden.