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I still haven’t found, what I’m looking for

Ich bin eifersüchtig. Verdammt. Dabei hätte es ein so schöner Tag werden können. Aber ich hatte ja bereits verpennt. Durch den Vorhang zwar die göttliche Sonne wahrgenommen, fast zum ersten Mal seit London, aber es ging nicht. Ich war zu müde. Mochte nicht aufstehen. Und dann Vorhang auf und ab zum Bahnhof. Noch eine Cola Light gekauft. In der Dose, die es hier zum Glück noch im klassischen Geschmack gibt. Bloss in pink gefärbten Dosen. Etwas peinlich. Wenn man sie den ganzen Tag herumträgt. Aber mit Peinlichkeiten zu leben habe ich inzwischen gelernt. Ich bin ja nicht mehr so jung wie sie.

Und dann war der Zug natürlich schon weg. Wegen der Cola Light. Zwei Minuten. Eine halbe Stunde warten. Wo das Licht mit jeder Minute an Qualität verliert. Da konnte mich auch die Ticketverkäuferin nicht mehr aufmuntern, die mir empfahl das Ticket erst in zehn Minuten zu kaufen. So konnte ich 3 Pfund sparen, Off-Peak Ticket. Jaja. 3 Pfund gespart. Dabei. Was sind schon 3 Pfund.

An einem Tag, der wie geschaffen ist, um mit ihr am Strand zu liegen. Aber nein. Ich wandle allein dem Hafen entlang und sie liegt mit ihm. Mit ihm. Mir ist kalt ums Herz. Die Sonne scheint und doch ist es kühl. Auch wenn alle nur T-Shirts tragen, es weht eine frische Brise. So frisch, dass ich mir schon Sorgen mache. Wegen morgen. Dabei wäre heute doch der perfekte Tag für morgen gewesen.

Für den Flug. Den Flug mit der kleinen Maschine über die sturmgepeitschte Küste Schottlands. Denn morgen soll es wirklich abgehen. Wettermässig. Und definitiv keine Bodensicht wie heute. Wenn ich wenigstens ihre Hand. Wenn sie wenigstens meine Hand. Aber nein. Ich war ihr nicht gut genug. Und jetzt fliege ich alleine. Und stürze alleine ab und Platz 10b bleibt leer. Und sie lebt weiter mit diesem, mit diesem. Ich bin eifersüchtig.

Und dabei hatten wir von Anfang an nicht zusammengepasst. Hatte ich sie ja gar nie gewollt. Ehrlich. Sie ist nämlich eigentlich gar nicht mein Typ. Ihre, ihre, ihre Nase habe ich von Anfang an – und dann erst ihr Sprachfehler. Ihre peinlichen Witze. Ihre übertriebene Art. Ihr ewiges Getratsche. Aber wirklich ausschlaggebend war: Sie kann Giraffen nicht ausstehen. Ich meine, das hätte nicht nur keine Zukunft gehabt mit ihr. Auch keine Gegenwart. Undenkbar.

Aber ich habe mich in sie verliebt. Eine richtige Gatta. Die fängt dich, spielt ein wenig mit dir bis du halb tot bist und dann. Lässt sie dich fallen. Da kannst du dir nur die Finger dran verbrennen. Aber du kannst sie dir auch nicht nicht verbrennen. Ein Blick in ihre Augen und du bist verloren. Keine Chance. Da kannst du machen, was du willst. Das Herz bleibt einen Moment stehen – und im nächsten Moment schlägt es mit dem ihren im Gleichtakt. Aber eben nicht nur deins. Und jetzt hat sie diesen, diesen, diesen Italiener genommen. Oder Spanier. Was weiss denn ich. Was kümmert es mich.

Ich bin eifersüchtig. Und dabei scheint die Sonne. Rauscht das Meer. Blühen die Blumen. Es ist wirklich idyllisch hier. Und ich denke an sie. Sehe die Bienen. Denke an sie. Und wie sie mit ihm, wie sie, wie sie sich mit diesem Langweiler langweilt. Genau. Wie sie ihm. Wie sie ihm. Wie sie ihn mit ihren Krallen zerfleischt. Ihn ins Unglück stürzt. Ins Verderben. Und wie sie unglücklich ist mit ihm. Und wie sie mich hier nur nerven würde mit ihrem ewigen Geleiere. Ihren steten Sonderextrawünschen. Ihrem Katzengehabe. Wie sie allen Männern Blicke zuwerfen würde. Wie ich rasend würde vor Eifersucht. Sie ist Gift.

Ich setze mich auf eine Bank. Es ist herrlich. Diese Stille. Das Alleinesein. Etwas später ziehe ich mir die Kopfhörer über. Ein Lied von U2. Nein, sie wäre es nicht gewesen. Sie mag reysen nicht. Und doch vermisse ich sie. Vermisse ich sie sehr.

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