Als ich dieses Flughafengebäude sah, befürchtete ich Schlimmes. Befand ich mich plötzlich irgendwo mitten in der Wildnis? Sollte ich ernsthaft von hier wegfliegen?
Ich hatte ja gewusst, dass der Flug vom kleinen Belfast City Centre Airport losging und nicht vom internationalen Flughafen. Aber das hier war kein Flughafen. Immerhin ging ein paar Schritte vor mir ein Mann in Fluguniform, was mich etwas beruhigte. Er sah seriös aus. Kurz bevor wir das Flughafengelände betraten stand da aber plötzlich ein Tor. Kein weiteres Durchkommen. Daneben ein Telefon. Mit dem man einen Bus rufen konnte, um zum Flughafengebäude gefahren zu werden. Wtf? Der Officer wählte die 1 und 10 Minuten später näherte sich ein Kleinbus mit sieben Plätzen. Für inzwischen sechs Passagiere. Perfekt. Kurz bevor er abfuhr näherten sich winkend noch zwei weitere Personen. Die hatten leider keinen Platz mehr und mussten warten.
Immerhin ging die Fahrt am Flughafengebäude vorbei und es zeigte sich, dass es gar nicht das Flughafengebäude war. Und ein paar Minuten später stiegen wir vor dem schon ernsthafteren richtigen Gebäude aus.
Das Check-In ging schnell vonstatten, der Security Check entsprach dann aber gar nicht mehr meiner Vorstellung eines Provinzflughafens. In Lukla, dem gefährlichsten Flughafen der Welt konnten wir nach dem Security Check ungehindert wieder zwischen Aussenbereich und Innenbereich wechseln. Hier standen die modernsten Security Checker, die ich je gesehen hatte. Was ich auf den ersten Blick fast schon übertrieben fand, was aber womöglich auch mit dem Nordirlandkonflikt zusammenhängt.
Es gab zwar schon jahrelang keine Attentate mehr, aber es gab Zeiten, wo Bomben selbst in London explodierten. Und so handelt es sich womöglich um einen Flughafen mit erhöhter Sicherheitsstufe. Was mich zugleich beruhigt und beunruhigt. Aber vielleicht ist das auch einfach Standard im UK.
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Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. Auch der Flug verlief abgesehen von wenigen Turbulenzen ruhig. Und meine Flugabschnittspartnerin auf Sitz 10b war sichtbar angespannter als ich. Was mich durchaus mit Stolz erfüllt. Aber kurz vor der Landung kam dann doch noch ein Aufreger: wir mussten noch ein paar Runden extra drehen. Nichts aussergewöhnliches, ganz im Gegensatz zur Begründung dafür: zuerst hätten noch ein paar Schafe von der Piste gejagt werden müssen, die dort gerade grasten.
Nein, stimmt natürlich nicht, aber Inverness ist nun wirklich ein Provinzflughafen. Der Flugstreifen mit den grasenden Schafen könnte jedoch schon bald Realität werden. Als nächster Schritt ist Kirkwall gebucht, Ausgangsstation für den kürzesten Linienflug der Welt von Westray nach Papa Westray. Bei Rückenwind dauert dieser weniger als 1 Minute. Ich befürchte allerdings, dass er schon ausgebucht sein könnte und da gerade Wochenende ist, lässt sich das nicht mehr abklären. Als Alternative könnte ich auf Jagd nach Papageientauchern gehen oder einfach mal zwei Tage in der herben Landschaft der Orkney-Inseln verweilen, die letzten Tage haben doch einiges an Kraft gekostet.