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Inverness

Mit Whisky kenn ich mich nun wirklich nicht aus. Aber Andi spendierte mir einen Scotch. Aus der Ferne. Für den erfolgreichen Flug. Oder halt einfach so. Weil er ein guter Freund ist. Und so gehe ich zum Bartender und frage ihn, welchen typischen schottischen Whisky er mir empfehlen könne. Die Auswahl beträgt rund 100 Flaschen, aber er ist geschickt. Am Schluss stehen 5 Flaschen vor mir und ich zeige auf jene mit dem schönsten Namen. Falsche Wahl. Dies sei zwar sein Favorit, aber „smokey“. Und rauchig mag ich nicht.

Und so sippe ich jetzt an diesem 12 jährigen Scotch, der wirklich gut schmeckt und ergänze nach jedem Schluck mit Wasser. Wie er es mir geraten hat. Mit einem Strohhalm als Pipette. Allmählich wird der Whisky etwas dünn und dabei ist die Karaffe mit Wasser immer noch voll. Whisky-Trinken will gelernt sein.

Inverness ist etwas versnobt wie diese „Piano-Bar“, theoretisch mit Livemusik, in der aber bloss Easy-Listening im Hintergrund trällert. Dabei hatte ich mich auf einen guten Live-Pianisten gefreut. Schade. Aber Inverness hat auch seine wirklich idyllischen Ecken. Ein Spaziergang entlang des Flusses ist entspannend. Ich wandle von Brücke zu Brücke, von Kleininsel zu Kleininsel. Setze mich hin. Geniesse die ländliche Ruhe nach den hektischen Stadttagen. Flüsse wirken sowieso magisch auf mich und hier wird mir klar, warum Inverness so beliebt ist. Nicht nur wegen Nessie, die wenige Kilometer davon entfernt ihr Unwesen treiben soll. Sondern weil es sehr schön gelegen ist.

Zumindest zu Teilen ist die Stadt aber auch etwas in die Jahre gekommen. So hat mein Zimmer nur Einfachverglasung, was im kalten Schottland im Sommer noch angehen mag. Ich staune aber, dass sich das Fenster wohl grundsätzlich nicht schliessen lässt. Es klafft ein rund daumengrosser Spalt zwischen Fenster und Sims, das Fenster ist aber mit einem gewöhnlichen Scharnier festgemacht. Das sich nur nach innen oder aussen öffnen liesse – aber eben nicht nach unten. Da hilft auch die idyllische Lage direkt am Fluss nichts, zumal das Fenster – nach hinten rausgeht.

Richtig gut gefallen hat mir das hoteleigene Restaurant mit Blick auf den Fluss. Grosszügig, edel und doch gemütlich. Und richtig gutes Essen. So kriegt man hier zum Beispiel original schottische Haggis. Mit Innereien gefüllte Schafsmägen. Die hab ich allerdings nach vielen Vorwarnungen nicht probiert, sondern einen mit einer Art Gulasch gefüllten Blätterteigkuchen mit Gemüse und Chips – Pommes Frites. Da soll noch einer sagen, die schottische Küche sei nicht zu geniessen – es war fantastisch!

In der Innenstadt steppt inzwischen der Bär. Das Ausgehviertel ist überschaubar, aber es herrscht eine umso ausgelassenere Stimmung. Die Röcke sind mindestens so kurz wie in Dublin, die Ausschnitte dafür umso tiefer. Was nicht in jedem Fall auch vorteihaft aussieht. Der Alkohol fliesst, die Kippen rauchen, es ist Samstagabend in Schottland.

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