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Westray

Auf Westray grüsst man sich noch. Als wir mit dem Taxi nach Pierowall fahren, dem Hauptort der Insel, wundere ich mich nicht gross, dass der Taxifahrer alle Leute kennt. Die Insel ist zwar nicht mal so klein, aber der Hauptort ist überschaubar. Etwas erstaunter bin ich dann, als ich alleine durch die Strassen ziehe – und von jedem Auto aus mit einem kurzen Handwinken gegrüsst werde. Anfangs überfordert es mich fast ein wenig, mit der Zeit gewöhnt man sich daran und ich winkte fleissig zurück. Ich hatte mich zumindest schneller daran gewöhnt als an den Linksverkehr, dem ich wiederholt beinahe zum Opfer falle.

Der Flug von Kirkwall her verlief wenig ereignisreich. Ohne Sicherheitskontrolle werden 8 Passagiere zum Flugzeug geführt, wir steigen ein, schnallen uns an und der Pilot gibt Gas. Es holpert etwas und wieder: der Mann mit dem Blumenstrauss neben mir scheint angespannter zu sein als ich. Zwei Mal setzt mir zwar auch beinahe der Atem aus, aber es sind dann die Motoren, die aussetzen – Landeanflug. Das Flugzeug stellt sich kurz quer, gefühlte 90 Grad zur Piste, aber das kannte ich schon von Simulationen: der Seitenwind muss ausgeglichen werden.

Der Flug von Papa Westray nach Westray dauerte dann deutlich mehr als eine Minute – wir mussten von der „falschen“ Seite her anfliegen und einen kurzen Umweg machen. Vor dem Flughafengebäude wartete dann schon das Taxi, was mir einen 6 Kilometer Fussmarsch ersparte. Die Lage des Flughafens ist insofern erstaunlich, als er sich am einen Ende der Insel befindet – und rund 15 Kilometer vom Fährhafen entfernt, der am anderen Ende liegt. Dazwischen liegt Pierowall, eigentlich extrem ungünstig gelegen.

In Pierowall gibt es alles. Ein äusserst sympathisches Hotel mit feinem Essen, eine Ambulanz, eine Feuerwehr, mehrere Kirchen, einen Friedhof, Windräder, sinnbefreite Verkehrsschilder, eine Post, ein Pop-Up Cafe – und einen Supermarkt, der seinen Namen verdient. Er ist klein, aber man findet alles darin. Handwerks- oder Nähbedarf, Rucksäcke, kitschige Lampen, Esswaren, Getränke, alles, was man für den Haushalt benötigt, Benzin etc. etc. Und sie haben sogar Cola Light. Zwar ungekühlt, aber wer will da schon spitzfindig sein.

Und in Pierowall gibt es eine Shellfish-Verarbeitungsfabrik. Vier bis fünf Tonnen Krabben werden hier täglich verarbeitet, acht Schiffe stechen in See, darunter zwei etwas grössere. Gefangen werden sie mit altertümlich wirkenden Käfigen, in die sie hineinkriechen – und dann nicht mehr herauskommen. Leider vergass ich zu fragen, wie die Fischer sie wieder herauskriegen.

Um kurz nach 11 komme ich ins Hotel zurück, mit etwas gemischten Gefühlen. Ich wurde auf ein wohltätiges Kaffeekränzchen eingeladen, das von 10-12 Uhr dauere. Ein Tisch voller Tassen steht bereit, dazu Kuchen. Der sieht sehr lecker aus, aber nach dem britischen Frühstück… Und ich bin jeweils ziemlich gehemmt bei solchen Anlässen. Deshalb bin ich auch zugleich erleichtert wie auch ein wenig enttäuscht, als das Kaffekränzchen offenbar schon vorbei ist.

Inzwischen warte ich auf den Bus zur Fähre und das WLan funktioniert wieder nicht. Halb so schlimm, denkt sich der Städter, wozu hab ich ein spezielles Roamingabo abgeschlossen, wenn nicht dazu? Bloss zu kurz gedacht: Netzemfpang haben wir hier selbstverständlich nicht. Wozu denn auch telefonieren. Wenn man etwas von jemandem will, dann besucht man sich halt einfach und auf dem Weg trifft man erst noch viele nette Nachbarn…

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