Einen Kilt hab ich tatsächlich schon gesehen. Und Dudelsäcke etwa so viele wie Alphörner in der Schweiz. Haggis findet sich an jeder Ecke, den gefüllten Schafsmagen hab ich aber noch nicht ausprobiert. Die schottische Kultur ist – wenig erstaunlich – heute vorwiegend modern, wobei sich das Traditionelle vorwiegend (aber nicht nur) im Touristikbereich findet.
In Edinburgh und Glasgow konnte ich „moderne“ Formen von Kultur beobachten und das war durchaus auch faszinierend. Diese beiden Städte unterscheiden sich auf regelrecht faszinierende Weise. Edinburgh ist museal. Zumindest im Zentrum scheint alles alt, aber auch erhaben zu sein. Dazwischen aber sind viele junge Leute zu sehen, die einen pausenlos anquatschen, was sehr schnell ziemlich nervt.
Grund für dieses Gehabe ist das Festival. Welches steht leider nicht, aber es ist Festival in Edinburgh. Und durchaus ein attraktives Festival. Auf der Hauptstrasse, die zur berühmten Burg steht sieht man auf den ersten Blick vor allem Sponsorenschriftzüge. Geht man der Strasse entlang folgen die Flyerverteiler, Flyer für kulturelle Veranstaltungen aller Art. Comedyshows, Konzerte, Musicals, Untergrundtouren, alles rund um Fantasy – die Vielfalt ist gross. Und einige Schritte weiter steht dann auch der erste Kleinkünstler, der zaubert. Der richtig gut zaubert. Besonders fasziniert mich natürlich der Trick mit der Coladose und dem schwebenden Becher. Wie hat er die Schwerkraft ausser Kraft gesetzt?
Dies scheint nicht nur ihm gelungen zu sein – wieder einige Schritte weiter schwebt Yoda am Strassenrand. Schwebt. Es folgen musikalische Darbietungen ganz unterschiedlicher Qualität, einer bietet Tricks mit seinem Ring dar – die Illusionen sind „breath-taking“. An der nächsten Ecke wird jongliert – und alle paar Minuten wechseln die Darbieter.
Leider habe ich die Weiterfahrt nach Glasgow bereits geplant, was aber auch durch das Festival begründet ist: in Edinburgh war kein zahlbares Zimmer mehr zu erstehen – und ich trug mein ganzes Gepäck mit mir. Die Gepäckaufgabe am Bahnhof war hoffnungslos überfordert, wobei die Angestellten sehr entspannt wirkten. Fehlende Konkurrenz – was kümmert es die, wenn die Schlange immer länger wird?
Glasgow ist im Gegensatz zu Edinburgh eine neue Stadt. Mitten hindurch führt eine gefühlt 10 spurige Autostrasse, die via einer riesigen Brücke den Fluss überquert. Die Hardbrücke in Zürich ist dagegen ein Kunststück an Subtilität. Vor den Nordbezirken der Stadt wird gewarnt, da es dort viel Kriminalität geben soll, gleichwohl ist mir die Stadt sympathischer als Edinburgh. Sie lebt mehr.
Im „Merchant Street“ Quartier findet ebenfalls eine Kulturveranstaltung statt, Dutzende private Sicherheitsbeamte stehen herum. Die Vielfalt an Essensständen ist gross und auch die Auswahl. Sehr international und dazwischen eine Bühne, wo am Samstagabend Livemusik gespielt wird. Naja, kulinarisch toll, ansonsten nicht wirklich. Einige Schritte weiter finde ich dann aber den „Merchant Square“ – eine überdachte Halle mit vielen Restaurants und einer sympathischen Jazzband, die live vorträgt. Es ist gemütlich, auch wenn es etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass das Formel 1 Rennen vom Sonntag zuvor auf einer Grossleinwand flimmert. Soviel zur Kultur…