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Vietnam mon Amour

Reyman hat nun ein Telefon. Und damit haben ganz neue Probleme begonnen. Denn kurz nachdem er dieses aufgeschaltet hatte, meldeten sich Bekannte bei mir, die sich über SMS von Reyman beklagten, deren Inhalt ich hier lieber nicht preisgeben möchte. Wenig erstaunlich hat er meine Adresskartei kopiert und voller Hingabe die sensibelsten Kontakte ausgewählt, um lustige Kommentare zu versenden.

Naja, als Konsequenz hab ich ihn einfach zuhause gelassen und bin alleine nach Mailand gefahren. Was natürlich das Risiko beinhaltet in eine verwüstete Wohnung zurückkehren zu müssen, aber naja, meist geht es ja schon gut. Und seinen Spass hat er ja schon gehabt, der wird sich ins Fäustchen lachen, wenn ich nach Hause zurückkehre.

Denn, also natürlich. Die Fahrt war ruhig. Mit dem Zug. Kopfhörer rein, Kopfhörer raus und schon in Milano. Mit rekordverdächtigen lächerlichen zehn Minuten Verspätung. Und dann auf zum Hotel mit dem schönen Namen Vietnammonamour. Gut. Manchmal bin ich schon etwas naiv, ich gebe es zu. Denn Reyman hatte das Hotel gebucht und es hatte mich ja schon gewundert, dass man am Eingang klingeln musste. Und wohl erst mittels Kamera begutachtet wurde.

Immerhin öffnete sich bald die Tür und eine nicht mehr allzu junge Dame öffnete mir und liess mich ein. Es lag irgendsoeine Spannung in der Luft. Sie stellte mich dann einigen jüngeren Damen vor, die erstaunlich freizügig gekleidet waren, was bei den meisten gar nicht mal schlecht ausgeschaut hat. Und vor allem schienen die alle auf mich zu stehen, wie ich ihren anzüglichen Blicken zu entnehmen glaubte.

Aber für einen kurzen Flirt war natürlich keine Zeit, denn ich wollte ja nur kurz einchecken, um mich danach auf die Pirsch zu machen. Also machte ich die nicht mehr ganz so junge Dame darauf aufmerksam, dass ich ein Zimmer gebucht hätte – und sie schaute mich erstaunt an. Ah. Ja so. Gut. Und so brachte sie mich in den zweiten Stock und zeigte mir das Zimmer – ich fühlte mich gleich, als ob ich in Hanoi gelandet wäre. Echt der Hammer. Das hat der Reyman mal wieder gut hingekriegt. Zumindest beinahe.

Ich wurde dann noch darauf hingewiesen, dass die Damen mir gerne Gesellschaft leisten würden, aber ich hab ja keine Zeit. Muss mir die Stadt anschauen. Fotos machen. Teeflaschen einkaufen gehen. Um die Giraffen vergessen zu machen. Solche Sachen.

Aber zuerst musste ich natürlich kurz unter die Dusche und ja, das Zimmer ist wirklich fantastisch. Aber an die Geräuschkulisse werde ich mich noch gewöhnen müssen. Im Nebenzimmer scheint sich ein frisches Pärchen eingemietet zu haben. Zumindest scheinen die, also wie frisch Verliebte. Oder wie die Karnikel. Schon erstaunlich, was man so für eine Ausdauer haben kann. Und das sag ich, nachdem ich die Nacht nur wenig geschlafen habe, weil die, eben.

Wobei, also ganz ehrlich. Ich hab ja das Gefühl, dass das mit diesen jungen Damen zu tun hat. Und dass das nicht nur ein Pärchen ist im Nebenzimmer. Sondern, wenn du mich fragst, also ich glaube das waren mehrere Mädchen. Und wohl auch mehrere Jungs. Weil. Also, nicht dass du jetzt das Falsche denkst. Aber so eine ganze Nacht durch. Und in dieser Lauststärke. Eben.

Aber ich hab da zum Glück einen Weg gefunden, damit man das nicht mehr so laut hört. Weil, die Dusche, die hat es in sich, sag ich dir, die ist eben schon geil. So mit sechs Tasten. Die Ein-Ausschalttaste. Dann die Taste für den Ventilator. Jene für das Licht. Jene für die Musik. Und dann zwei, um den Musiksender zu wechseln. Lautstärke lässt sich leider nicht regeln. Ohrenbetäubend. Da hörst du sonst gar nix mehr. Und dann hats da natürlich noch einen Regler für das Wasser. Ob Regendusche oder nicht. Ob heiss oder nicht. Solche Sachen. Schon geil diese Vietnamesen.

Wobei. Neinein. Ist natüterlich alles gelogen. Also nicht alles. Aber so das mit den Damen. Schon fast Verleumdung oder so. Wobei. Also so ein wenig seltsam sind die ja schon hier. Verlangen 15 Euro für ein Bier. Zum Essen, das mir allerdings etwas zu fad gewesen ist. Soll aber nen Michelinstern gekriegt haben oder sowas. So genau hab ich das nicht analysiert. Das Schild am Eingang. Aber nachdem mir ein Dessert spendiert worden ist – also ich kann das nur empfehlen. Vietnammonamour. Nix mit jungen Damen, aber viel mit Stil. Einfach anders. Und anders findet nicht nur Reyman gut, sondern auch ich. Und deshalb. Eben.

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