Tel Aviv ist geil. Die „Big Orange“ wie es in Anlehnung an den „Big Apple“ (New York) gerne benannt wird erinnert mich allerdinges eher an Los Angeles mit seinen Stränden an denen schon frühmorgens die Surfer aller Art mit den Wellen kämpfen, Jogger trotz der Kälte zuweilen in Badehose ihren Weg suchen zwischen den überall dahingleitenden E-Bikern (von denen es 150’000 in der Stadt haben soll), im Pool wird bereits fleissig gecrawlt, Pensionisten spielen ein Ballspiel, Jüngere Beach-Volley und die Kleinsten rennen durch den Sand den Hunden nach, ein friedliches Bild. Daran, dass es sich durchaus auch um ein Konfliktgebiet handelt erinnern lediglich die Lautsprecher, die nicht dazu da sind, um Musik zu spielen, sondern als Warnsirenen vor Raketen aus dem Gazastreifen dienen.
Am Tag zuvor war ich nach einem turbulenten Flug in Tel Aviv gelandet. Beim Landeanflug konnte ich die Mauer zwar nicht erkennen, wir machten allerdings einen „Haken“ und flogen zumindest nahe daran vorbei. Die Einreise war etwas mühsam, weil viel zu wenige Passbeamte viel zu viele Passagiere kontrollieren mussten, das Touristenvisum erhielt ich aber nach wenigen Sekunden.
Und so stand ich nachmittags um 3 im Terminal vom Ben Gurion Flughafen bei Tel Aviv und auch der Weg in die Stadt schien leicht zu sein. Das Zugticket war schnell gekauft, der Zug pünktlich, bloss ist die hebräische Schrift so schwer zu lesen und der Zug fuhr zwar nach Tel Aviv, aber auch zu „meinem“ Bahnhof? Bei den Ansagen schien er nicht vorzukommen, weshalb ich beim ersten Bahnhof ausstieg und zur Information ging. Die war ob meiner Frage überrascht oder hatte sie nicht verstanden: „how do I get to the city center?“. So schwer war das nun auch wieder nicht. Bloss war ich wohl quasi in Altstetten gelandet und die gute Frau meinte wohl, dass ich nach Altstetten City gelangen möchte.
Wie auch immer. Erstmals sah ich die berühmten Sheruts, Sammeltaxis mit vielen komischen Schriftzeichen und einer erkennbaren Zahl drauf. Und Busse sollten auch fahren. Bloss welcher wohin, war beim besten Willen nicht zu beziffern. Ich fühlte mich lost in translation, so musste sich Japan anfühlen, bloss dass ich bei der Suche nach einem Taxi gleich auf englisch angesprochen wurde. 60 Schekel verlangte der Taxifahrer, was mir vernünftig erschien. Das Taxifahren in fremden Ländern ist ja stets eine Herausforderung – wird das Taxameter eingestellt, drohen lange Umwege, wird ein Preis vor der Fahrt abgemacht, ist dieser garantiert viel zu hoch und handeln mag ich nicht.
Das Hotel war schnell erreicht, natürlich war das vereinbarte Zimmer mit Meerblick bereits doppelt gebucht und ich wurde mit einem anderen Zimmer vertröstet, der Weg zum Strand blieb aber derselbe – und das ist doch, was zählt…