Ich bin grad etwas irritiert. Ich sitze inmitten von geschätzt 20 Frauen, alle mit Kopftuch, direkt vor mir der Felsendom, aber den Reaktionen gemäss scheint das OK zu sein. Selbstverständlich ist das nicht in einer derart geschlechtergetrennten Gesellschaft. Es erstaunt mich aber wiederum auch nicht, dass die junge Dame, die zusammen mit ihrer Freundin am Lernen ist immer wieder neugierig zu mir herüberblickt, ein Exot bin ich hier auf jeden Fall. Daneben sitzen drei Mädels, die unentwegt Selfies machen, die Kamera scheinbar auf den Felsendom gerichtet, doch wie ich gut erkennen kann ist die rückseitige Kamera eingestellt und die Kamera umrahmt zwei, manchmal drei wunderschöne Gesichter. Der Dom interessiert nicht.
Aber eigentlich wollte ich ja grad was ganz anderes schreiben. Nachsätze. Denn Vorsätze mache ich mir schon seit Jahren keine mehr. Aber Nachsätze müssen sein. Also Dinge, auf die ich in Zukunft verzichten möchte. Und da steht natürlich zuerst einmal die Giraffe im Zentrum. 2016 war das Giraffenjahr. Dieses hatte quasi vor 1.5 Jahren ganz harmlos begonnen. Im Sommer 2015 kaufte ich eine Plastik-Giraffe, um sie im Unterricht im Themenbereich Evolution zu verwenden. Schnell wurde die Giraffe zu einer Art running gag, wobei ich stets Öl ins Feuer goss – aber immerhin hats mir eine halslose Plüschgiraffe, einen einmaligen Giraffen-Notizblock und vieles mehr eingebracht.
Doch die Giraffen will ich im alten Jahr zurücklassen. Ich will loslassen und den Kopf nicht mehr so hoch tragen, mich treiben lassen, statt wie bis anhin ständig zu übertreiben, meine Ansprüche senken, zufrieden sein mit dem Vielen, das ich habe. Das Leben leben lassen und überhaupt. Hats mir den letzten Teil dieses Eintrags soeben gelöscht. Naja, dann eben nicht.