Kuba ist eine paradiesische Insel, wo Milch und Honig fliessen. Die tropischen Temperaturen zusammen mit dem häufigen Regen lassen Pflanzen von alleine spriessen, man muss nur noch ernten. Gleichwohl kann sich Kuba nicht autark ernähren, liegen grosse Flächen fruchtbaren Landes brach. Es erinnert ein wenig an den alten Witz, dass wenn man in der Wüste den Sozialismus einführen würde demnächst der Sand knapp würde.
Der Mangel im Sozialismus scheint endemisch zu sein. Es geht nicht ohne. So ging vor einiger Zeit die Meldung durch die Medien, dass in Venezuela (das sich in Anlehnung an Kuba auf dem Weg zum Sozialismus befindet) das Toilettenpapier knapp geworden sei. In Kuba ist das längst eine Selbstverständlichkeit. So wird man bei öffentlichen Toiletten gefragt, ob man welches brauche – im Bedarfsfall werden einem wenige Blatt mitgegeben. Auch Seife ist seit Jahren knapp, weshalb sie gerne mit Wasser verdünnt wird – oder gar nicht vorhanden ist.
Für den europäischen Touristen auf Kuba erschliesst sich dieser Mangel nur teilweise. Denn in den vor allem von Touristen frequentierten Läden, wo in der „Touristen-Währung CUC“ gezahlt wird (die 25 mal mehr Wert ist als die „Einheimischen-Währung CUP) ist WC-Papier und Seife problemlos erhältlich. Je nachdem zu für europäische Verhältnisse relativ günstigen Preisen (Deos kosteten zwischen 1 und 7.50 CHF). Bloss in staatlichen Läden, wo in CUP bezahlt wird, ist Seife wohl nicht erhältlich – und 1 Franken entspricht in der Einheimischen-Währung CUP halt eben dem 25-fachen. 25 Franken für einen Deo – oder auch gleich 190 Franken, da wird die Problematik plötzlich offensichtlich. Zumal der Durchschnittslohn eines Arztes bei 50 bis 150 CUC liegen soll – also rund 50 bis 150 Franken pro Monat (!).
Dabei soll der Sozialismus ja gerade die Grundversorgung sichern – dazu gehören aber Seife und Toilettenpapier offensichtlich nicht. Immerhin hungern muss in Kuba offiziell niemand. Allerdings habe ich auch noch von wenigen Hungertoten in südamerikanischen Städten und Slums gehört. Und die staatliche Grundversorgung mit Lebensmitteln ist äusserst unzuverlässig und bescheiden – wer keinen Zugang zur Touristen-Währung CUC hat, muss darben.
Dies kann man an den ausgemergelten Pferden erahnen, an den einfachen, von diesen Pferden gezogenen Wagen, aber wer im Bus von Touristenstadt zu Touristenstadt zieht, kriegt davon wenig mit. Und das machen die allermeisten Touristen, die sich nach getaner Mühe dann noch eine Woche im Touristen-Strand-All-Inclusive-Paradies Varadero gönnen. Und dies passt durchaus zur Insel: sie ist paradiesisch für jene, die es sich leisten können, alle anderen müssen sich aber mit einem Lebensstandard zufrieden geben, der mit Ausnahme der kostenlosen medizinischen Grundversorgung jenem eines Paradieses keineswegs entspricht.