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Erstkontakt

Der erste Kontakt mit Nordkoreanern geschieht in China. Es soll eine Art „Briefing“ geben, bevor wir uns ins Land aufmachen dürfen. Treffpunkt soll ein Restaurant sein irgendwo in Beijing. Rechtzeitig finde ich mich ein vor Ort, habe aber Mühe im entsprechenden Gebäude ein Restaurant zu finden. Die Lösung ist einfach: das Restaurant ist nicht wie eigentlich immer bei uns im Erdgeschoss, sondern in einem Obergeschoss. Mit dem Lift fahre ich hoch und finde mich wieder in einer Art grossen Halle. Kein Mensch weit und breit. Keine Nordkoreaner, nichts.

Ich fahre wieder runter, bin verwirrt. Wieder hoch. Es kann nirgendwo anders sein. Dann plötzlich doch ein Mensch und ich werde in einen Saal geleitet mit einem grossen runden Tisch, an dem die anderen Teilnehmer unserer Reisegruppe und die Nordkoreaner bereits Platz genommen haben.

Es gibt ein fast schon dekadentes Gelage. Meeresfrüchte, Muscheln, alles, was man in ärmeren Ländern eigentlich nicht essen sollte wird aufgetischt und wir haben keine Wahl und schlagen zu. Nebenher werden uns einige Verhaltensregeln erläutert. Nachdem wir nun eingeweiht sind, steht dem Besuch Nordkoreas fast nichts mehr im Weg. Wir müssen uns nur noch zum Flughafen aufmachen und den Flug mit Air Koryo überstehen, der angeblich schlechtesten Luftgesellschaft der Welt, so der Stern:

„Grund für die katastrophale Bewertung ist unter anderem der schlechte Service an Bord. „Als Getränke gab es nur Tee, Kaffee, Bier und Fruchtsäfte“, schreibt User Jianghuai Wang aus China bei Skytrax.“

Da hat aber jemand hohe Anforderungen. Diesen Kriterien gemäss wären die meisten heutigen Airlines ja noch schlechter. Immerhin gab es dann aber einen Softdrink (der mir nicht schmeckte, was aber an mir lag) und den Air Koryo Burger, der ganz OK war. Entweder hatte ich einfach Glück gehabt – oder ich war zu naiv gewesen, weil ich Berichte darüber nicht vorgängig gelesen hatte, wie zum Beispiel bei Vice: „Ein Facebook-User, Jim Frisk, ging noch ein bisschen weiter und bezeichnete ihn als „das Schlimmste, was ich in meinem ganzen Leben gegessen habe“.“

Doch zurück zum Stern-Artikel. Es folgt: „Auch äußert er Sicherheitsbedenken gegenüber der Airline mit dem roten Stern am Leitwerk, weil die Flugbegleiter nicht überprüfen, ob die Passagiere ihre Handys ausgeschaltet, die Sicherheitsgurte geschlossen und die Rückenlehnen senkrecht gestellt haben.“

Dass man solche Kleinigkeiten moniert, ist dann schon eher ein wenig Kleinkrämerisch. Immerhin werden die Air Koryo Maschinen von den besten Piloten der Welt geflogen, da alle auch bei der nordkoreanischen Air Force fliegen. Und sollte doch etwas passieren, dann wird diese uralt Maschine eh zerbrechen, da spielen Sicherheitsgurte und senkrechte Rückenlehnen sowieso keine Rolle mehr.

Aber etwas genervt bin ich tatsächlich wegen einem Passagier in der Nähe: dieser telefoniert noch bis weit in die Luft, bis der Kontakt zum Handymast abbricht…

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