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Ein Sonntag in Pyongyang

Es fällt auf, dass wir immer wieder durch ähnliche Quartiere fahren. Gewisse Gebiete der Stadt sind dagegen tabu. Für den Sonntagnachmittag machen wir uns auf in das wohl modernste Viertel, das mit erstaunlich guter Architektur auffällt und auch in einem westlichen Land stehen könnte. Menschen flanieren, es hat Autos und Busse auf der Strasse, alles scheint ganz normal. Bis auf die zwei Porträts des ewigen Führers Kim Il Sung und des geliebten Führers Kim Jong Un, die über die Menschen wachen. Aber wir sind ja in Nordkorea.

Für uns sehr überraschend schallt sogar Musik aus einer Boombox, worum es sich handelt ist nicht ganz klar, es könnte sich um ein Kleidergeschäft handeln. Wirklich viel Auswahl scheint es aber nicht zu geben, anders als in einem Laden in der Nähe, der wohl vor allem chinesische Waren verkauft und nur für Privilegierte zugänglich ist.

Wenige Schritte davon entfernt tauchen wir in ein Hochausquartier ein. Doch etwas irritiert.

Es hat keine Menschen. Autos sind in Pyongyang fast ausschliesslich staatlich oder militärisch. Privatwagen gibt es nur sehr wenige, leere Strassen ein üblicher Anblick. Aber dieses Quartier scheint komplett entvölkert zu sein. Blickt man etwas genauer hin, überrascht, dass die Balkone der Hochhäuser leer zu sein scheinen. Kein Zeichen menschlichen Lebens. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Gebäude tatsächlich unbewohnt sein könnten – und wir spekulieren darüber, ob die Gebäude überhaupt fertig gestellt sind.

Nordkorea ist stark abgeschottet vom Rest der Welt, es gibt keinen Zugang zum World Wide Web für normale Staatsbürger. Dennoch dringen auch hier Meldungen durch, dass im kapitalistischen Westen nicht das grosse Elend herrscht, wie die Propaganda zu zeigen versucht, sondern, dass es da auch grossen Wohlstand gibt. Um zu zeigen, dass das sozialistische Nordkorea da mithalten kann, wurden möglicherweise solche Gebäude gebaut. Seht. Wir können das auch. Vieles in Pyongyang ist nur Fassade, um einen solchen Eindruck zu erwecken. Und womöglich sind auch diese Gebäude nur Hülle, ist der Innenausbau gar nicht fertig, wohnen da keine Menschen. Was natürlich nur Spekulation ist.

Wie dem auch sei, wir stossen auch auf diese Gruppe von Menschen. Die meisten Menschen in Nordkorea sind wenig farbig gekleidet, weshalb diese pinken Hüte extrem auffallen. Was der Grund dafür sein könnte, wissen wir natürlich nicht. Denkbar, dass es sich dabei um Chinesen handelt, denkbar aber auch, dass in diesem Quartier Dinge möglich sind, die andernorts wohl kaum toleriert würden.

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