Vielleicht hätte es ja eine Warnung sein sollen. Vielleicht hätte ich in dem Moment realisieren können, dass dieser Tag ausser Kontrolle geraten sollte, vielleicht aber war es auch gar keine Warnung. Sondern einfach das Werk eines Perversen. Oder wie kann man ein solches „Kunstwerk“ fernab der Zivilisation am Flussufer des Dnjestr anders erklären? Im geheimnisvollen Transnistrien?
Es ist ein herrlicher Frühlingstag. Für 10 Uhr habe ich eine Tour gebucht, um die grösste Attraktion dieses Stück Landes zu besuchen: die wohl grösste Anzahl Leninstatuen auf kleinstem Raum. Ich bin gespannt. Doch noch ist es erst 7 und ich mache mich auf einen Spaziergang an den Fluss Dnjestr. Es fühlt sich seltsam an, sich in diesem als besonders gefährlich bezeichneten „Land“ einfach von der Stadt zu entfernen, an baufälligen Plattenbauten vorbei zu gehen, über Felder zu wandeln. Aber es begegnen mir kaum Leute und auch die Hostelbesitzerin meinte, dass das absolut kein Problem sei.
Am Fluss angekommen begrüsst mich eine herrliche Landschaft. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, ich fühle mich wohl und glücklich. Das besagte „Kunstwerk“ erstaunt mich zwar, es ist aber mehr ein Kuriosum, das ich nicht einordnen kann. Auf dem Weg zurück fliegt ein Fasan von mir weg und ich erreiche das Hostel zeitig und zufrieden.
Am Kühlschrank fällt mir eine Zusammenstellung auf, die diese Reyse gut beschreibt. Gleich geht es auf die Lenintour, Lenin, der mich selbst von hier anlächelt. Das beherrschende Thema ist aber die fehlende Anerkennung des „besten Landes der Welt“, die Anerkennung Pridnestrovies, ein Name, der mir zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagt, mich aber noch einige Zeit verfolgen wird.