Heute sieht die Welt wieder etwas rosiger aus. Gleichwohl lasse ich den Tag langsam angehen, gehe wieder runter an den Fluss, flaniere durch die Stadt, sehe eine alte Frau, die Wasser an einer Art Brunnen holt, weil sie wohl kein fliessendes Wasser hat, passiere abgerockte Plattenbauten, gehe zu Sheriff einkaufen. Ich finde ein Set von vier lokal produzierten Schnapsfläschchen à 1dl, perfekt als Souvenir, da ich nur mit Handgepäck zurückzufliegen plane. Sie werden es leider nicht bis Nachhause schaffen.
Nachdem gestern Paranoia herrschte, freue ich mich auf den heutigen Nachmittag. Evghenia und ihr Mann werden mich auf eine Tour mitnehmen, die es in sich hat. Sie haben Bilder davon im Web gepostet, genau mein Ding. Vorerst sind sie aber noch beschäftigt und mir tut etwas Ruhe auch ganz gut.
Um 15 Uhr geht es dann los. Erste Station ist ein sowjetischer Vergnügungspark in Bender. Erst denke ich, es sei ein Museum. Aber nein. Wir zahlen Eintritt und manche Attraktion lässt sich weiter benutzen. Mit Technik und Sicherheitsvorkehrungen von vor 40 Jahren.
Vielleicht hätte ich das verschmitzte Lächeln von Evghenia ernster nehmen sollen. Sie bezahlt extra für eine Fahrt auf einer Höllenmaschine. Das sei ganz easy. Drehe sich nur. Ich mache den Fehler und stelle mich hin. Eine einfache Kette wird als Sicherung geschlossen, das kann wirklich nur ganz Easy sein. Das Ding beginnt sich zu drehen, erst einfach im Kreis, dann beginnt es sich zu heben. Bald dreht es sich stehend – und ich quasi liegend. Ohne Sicherung. Aber sowjetische Technik ist massiv und ich mache mir vor allem Sorgen um meine Kamera, die ich krampfhaft festhalte. Nach viel zu vielen Umdrehungen lande ich sanft. Ich bin böse auf Evghenia. Aber nur ein klein wenig. Letztlich hat es riesig Spass gemacht!