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Salvatore

Salvatore heisst vielleicht gar nicht Salvatore. Vielleicht auch Enrico. Oder Massimo. Nein. Massimo war es nicht. Aber eigentlich habe ich seinen Namen vergessen. Sein Name ist auch nicht weiter wichtig und ich bin mir sicher, Salvatore hat auch meinen Namen wieder vergessen.

Getroffen habe ich Salvatore am Neujahrstag in einem kleinen Ort im Süden Siziliens. Ich wollte etwas zu essen einkaufen gehen, aber fast alles war geschlossen. Und da fuhr ich zufälligerweise an einem Laden vorbei, der geöffnet zu sein schien. Ich betrat den Laden und musste etwas Schmunzeln. Hier konnte man alles kaufen, aber so wirklich hygienisch wirkte es nicht. Ich machte mich auf zu den Getränken, da wurde ich von einem Redeschwall gestoppt. Wie ich denn hiesse, was ich wollte, er sei Salvatore. Und ich muss gestehen, er behandelte mich ein wenig wie ein König – und nervte irgendwie gewaltig. Auf sympathische Art und Weise.

Bei Salvatore kann man alles kaufen!

Gleich oberhalb der Theke sieht man eine Leiter, die den hinteren Teil des Laden abtrennt. Vermutlich ist dieser geschlossen.

Natürlich wollte er mir noch eine Flasche selbst gemachten Wein aufschwatzen, eine Flasche selbst gemachtes Olivenöl, natürlich konnte ich seinem Charme nicht widerstehen und legte beides in den Einkaufskorb. Der genannte Preis war auch angemessen. Zudem wollte ich ein Brot erstehen, er packte dann eines aus einem Sack im Hintergrund der Theke ein.

Wichtig war Salvatore, dass wir uns nicht in Italien befanden. Hier sei Sizilien. Und er blabberte und rhabarberte aufs Schönste. Zum Glück betrat dann eine österreichische Familie den Laden und ich geriet aus der Schusslinie.

Zahlen konnte ich natürlich nicht gleich, zuerst gab es noch einen Kaugummi mit Wortschwall, doch dann stand er hinter die Kasse und tippte eifrig Zahlen hinein. 22.75 Euro. Ich war etwas perplex. Das war viel zu viel. Gleichzeitig aber auch so überrumpelt, dass ich ihm den Betrag hinstreckte. Natürlich konnte ich weder Beleg noch Kassenanzeige sehen.

Wieder draussen war ich etwas irritiert. Einerseits war es sicher eines meiner faszinierendsten Einkaufserlebnisse gewesen, andererseits wird man nicht gerne betrogen. Zum Glück behielt nicht der Rationalist die Oberhand und ich freute mich für Salvatore. Er hat unglaubliche Fähigkeiten und hätte an einem andern Ort wohl Potential für einen „besseren“ Job, zugleich scheint er kein unglücklicher Mensch zu sein und geniesst es mit Touristen zu reden und sie zu übervorteilen. Und er entspricht definitiv dem Klischee eines Sizilianers mit Herz und Blut.

P.S. Wein und Öl liess ich dann im Hotel stehen. Irgendwie traute ich der Sache doch nicht mehr so ganz…

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