Reysen bedeutet improvisieren. Eigentlich war der Plan gewesen, der Donau entlang in Richtung Osten zu fahren. Aber angesichts eingeschränkter Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten wurde der Plan geändert und führte nun via Zagreb. Eine Stadt, die mir nicht liegt. Letztes Mal, als ich hier war wurde ich einmal beschissen – und einmal konnte ich es knapp verhindern. Also schnell wieder raus mit dem Zug, bloss, das war nicht. Schnell. Der Regionalzug hielt an jeder Haltestelle – und die liegen hier schon mal bloss zwei Kilometer auseinander. Und dazwischen lohnte es sich nicht, wirklich zu beschleunigen, respektive musste eh der gegenläufige Zug abgewartet werden. Gleichwohl erreichten wir nach vielen Stunden Slavonski Brod, Grenzstadt im Süden des Ostens Kroatiens. Von dort sollte die Reyse über die Save hinweg nach Bosnien und nach Brcko gehen. Ein Bezirk mit einem Sonderstatus. Spannend, aber das hätte weniger Zeit in Vukovar bedeutet, weshalb der geänderte Plan – geändert wurde. Improvisieren halt. Aber vielleicht hatte auch der Fleisch von Berg einfach die Trägheit heraufbeschworen.
Am nächsten Morgen gehts erst einmal an den Fluss mit herrlicher Morgenstimmung. Die sobald getrübt wird durch Graffitis an der Strandpromenade. 30 Jahre ist der Krieg nun fast vorbei und doch ist er allgegenwärtig wie wir sehr eindrücklich in Vukovar sehen werden. Doch auch hier gehören Kampfszenen weiterhin zum Alltag.
Nach einer ereignisarmen Fahrt entlang einer wenig befahrenen Hauptstrasse nähere ich mich allmählich Vukovar. Und man merkt, dass man sich einem ehemaligen Kriegsgebiet nähert, respektive dort ankommt. Murals wie in Nordirland, aber auch die Bushaltestelle wirkt als ob sie seit 30 Jahren in diesem Zustand wäre. Tragische Bilder. Und die Frage, ob eine Erinnerungskultur der Zukunft wirklich zuträglich ist – und ob es dazu überhaupt Alternativen gibt.