Vukovar ist eine Stadt, die man auch heute noch, rund 30 Jahre später, mit dem Kroatienkrieg in Verbindung bringt. Nach der Unabhängigkeitserklärung Kroatiens kam es zum Krieg zwischen der serbisch dominierten Jugoslawischen Nationalarmee und kroatischen Polizeitruppen. Das serbisch dominierte Restjugoslawien argumentierte damit, dass die jugoslawische Einheit erhalten werden müsse. Zudem hatten Serben innerhalb Kroatiens bereits ihre Unabhängigkeit vom künftigen Staat Kroatien erklärt, was Serbien dazu brachte, diese zu unterstützen. Kroatien wiederum argumentierte damit, dass es nach der Unabhängigkeitserklärung ein eigener Staat sei und deshalb die Jugoslawische Nationalarmee keine Befugnisse mehr hätte auf kroatischem Boden. Folgerichtig wurden deshalb auch Stützpunkte der Jugoslawischen Nationalarmee innerhalb Kroatiens durch kroatische Polizeitruppen gestürmt. Sie gelangten so auch an neue und bessere Waffen.
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Der Krieg wurde vor allem in den mehrheitlich von Serben besiedelten Gebieten Kroatiens entlang der Grenze zu Bosnien-Herzegowina geführt, der sogenannten Krajina. Doch auch in Ostslawonien gab es schwere Kämpfe in deren Mittelpunkt das kleine Städtchen Vukovar an der Donau stand. Dabei wurde es fast vollständig zerstört.
Umso mehr überrascht es mich, dass davon erstaunlich wenig zu sehen ist. Es gibt im Vergleich beispielsweise zu Mostar oder auch Sarajevo in Bosnien Herzegowina nur wenige Kriegsruinen, einige Ruinen erinnern eher an wirtschaftliche Probleme. Definitiv als Mahnmal für den Krieg zurückgeblieben ist aber das alte Bahnhofsgebäude, das einen die Heftigkeit der Kämpfe erahnen lässt.
Und natürlich der Wasserturm, der heute als offizielles Denkmal dient und sogar touristisch vermarktet wird.
An die Schrecken des Krieges erinnern verschiedene weitere Gedenkstätten. Etwas versteckt im Keller eines sich noch in vollem Betrieb befindlichen Spitals wurde ein kleines Museum eingerichtet. Es erinnert daran, dass das Spital während der Kriegshandlungen weiter genutzt worden war. Im Museum sind Puppen in Bandagen ausgestellt, welche die damalige Originaleinrichtung „beleben“. Die Dramatik wird dadurch massiv verstärkt, ein äusserst eindrückliches Stilmittel, das eine nachdenkliche Stimmung erzeugt. Innerhalb des Museums gibt es zudem einen Gedenkraum an die damaligen Opfer.
Ein sehr spezielles Mahnmal wurde etwas ausserhalb Vukovars geschaffen, in Ovčara. Dort waren rund 300 Menschen aus dem oben erwähnten Spital deportiert worden, wurden gefoltert und viele davon erschossen und in Massengräbern verscharrt. In der Nähe einer grossen Farm steht heute ein kleines Gebäude in dessen Inneren es düster ist und wo die Namen der Opfer in Spiralform auf eine (elektrische) Kerze projiziert werden. Ebenfalls sind Fotos von Opfern an den Wänden aufgehängt.
Auf einem Friedhof in der Nähe wird zudem mit einer ewigen Flamme Opfern gedacht.
Doch trotz dieser traurigen Vergangenheit wirkt die Stadt heute zumindest oberflächlich ganz normal. Und gibt es einige Farbtupfer, die vielleicht etwas Hoffnung geben.