Drei Dinge soll ein Mann in seinem Leben getan haben: einen Baum pflanzen, ein Haus bauen und einen Sohn zeugen. Einen Sohn gezeugt habe ich, naja, ist halt eine Frage der Definition. Also zumindest das Potential hat es gegeben. Dass ich. Also lassen wir das. Kann ich doch nichts für, dass er sich auf den letzten Zentimetern durch ein billiges Stück Plastik oder ein paar Hormone hat aufhalten lassen. Genügt das für eine Zeugung? Oder zählt nur, wenn man danach auch Jahr für Jahr Alimente zahlt? Oder im Hafen der Ehe versauert? Nun gut.
So habe ich mich auf Projekt zwei und drei fokussiert. Einen Baum gepflanzt, naja. Habe ich. Glaube ich. Als Kind. Oder es zumindest versucht. Oder auch nicht. So genau erinnere ich mich nicht mehr. Ist ja nur schon die Frage, was ein Baum ist. Genügt eine Rosmarinstaude? Oder genügt, dass ich sicher Hunderte, wenn nicht Tausende von Apfelkernen in unterschiedlicher Darreichungsform der Natur überlassen habe? Aprikosensteine? Kirschen? Oder geht es da darum, dass man selber Hand anlegt? Anders als beim Sohn?
Und so bleibt das Haus. Das aufwändigste Projekt. Einen Sohn zeugen braucht vor allem viel Willenskraft. Verführungskunst, Glück. Geduld. Leidensfähigkeit. Den Baum, also seien wir ehrlich, schnell in die Migros, danach in den Wald und fertsch. Aber das Haus. Das Haus ist die wahre Herausforderung. Und es ist eine Pein. Nur schon das Grundstück. Finden, kaufen, korrupte Beamte bestechen, warten. Und dann noch etwas mehr, du weisst schon. Und dann irgendwann der Moment. Wo aus den ersten Steinen sich langsam ein Etwas entwickelt, das immer mehr wie eine Behausung aussieht. Und irgendwann steht es da. Bereit, um den Sohn zu beherbergen, der vom Baum einen Apfel pflückt, diesen seiner künftigen Frau und jetzigen Nachbarstochter hinstreckt. Und damit den Grundstein legt für die Sünde. Und seinen eigenen Sohn.
Also, wenn ich mir das so vorstelle. Konkret. Dann fühlt es sich eigentlich ganz OK an. So ohne Sohn. Vielleicht mit Baum. Und einem Haus, das, also, das ist kompliziert. Irgendwie ist es mein Haus und irgendwie auch nicht. Es ist auch nicht fertig und wird vielleicht auch nie fertig werden. Manchmal frage ich mich sogar, ob es überhaupt existiert. Und dann sehe ich mir die Foto an und denke mir: aber hübsch ist es schon.