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Kreta – eine neue Ära

Oftmals gibt es keine effiziente Möglichkeit, um von einem Flughafen in die Stadt zu kommen. Ausser Taxis. Und Taxifahrer haben grundsätzlich zu viel freie Zeit, so dass sie sehr kreativ darin sind, Wege zu finden, um überrissene Preise verlangen zu können. Ich dachte, ich kenne inzwischen die meisten Tricks, doch in Heraklion sind die Taxifahrer phantasievoll. Vor einigen Jahren beklagte sich einer unglaublich darüber, dass ich nur eine kurze Strecke fahren wollte. So lohne es sich für ihn gar nicht, andere würden in die Hotels am Strand ausserhalb der Stadt fahren und ich nur die paar Minuten in die Innenstadt. Ich gab ihm dann ein schönes Trinkgeld. Das darauffolgende Lächeln verriet ihn: der Plan war aufgegangen.

Heute beobachte ich einen anderen Taxifahrer dabei wie er den Taxameter einstellt. Gut. Allerdings bin ich dann etwas erstaunt darüber, dass er sein Handy direkt so aufstellt, dass man den Taxameter nicht sehen kann. Ich will es darauf ankommen lassen und in der Tat: beim Aussteigen verlangt er den von mir erwarteten Preis, bloss das Taxameter wird keines Blickes mehr gewürdigt. Ich gebe ihm dann ebenfalls ein gutes Trinkgeld, er hat mich zwar beschissen, aber einen anständigen Preis verlangt.

Doch das vielleicht Erstaunlichste war, dass er den Taxameter überhaupt angestellt hatte (ausser er hat nur so getan und ich habe etwas übersehen). Eine Erklärung wäre, dass sich in Griechenland seit der grossen Krise um das Jahr 2010 herum sehr viel getan hat. Insbesondere werden nun Quittungen ausgestellt. Das war früher sehr unüblich, was den Staat viel an Steuereinnahmen gekostet hat und ein Grund für den miserablen Zustand des Staates war. Zu geringe Einnahmen bei zu hohen Ausgaben. So kaufe ich in einem etwas zwielichtigen Mini Mart noch etwas zu trinken und mir wird die Quittung regelrecht aufgedrängt. Das wäre früher sicherlich nicht so gewesen. Und auch im Restaurant: alles korrekt.

Und so frage ich mich, ob der Taxifahrer den Taxameter möglicherweise angestellt hat, weil das inzwischen kontrolliert wird, aber niemand kontrolliert, ob er dann auch den darauf dargestellten Preis verlangt. Das System hätte allerdings einen Vorteil: er hat zwar mehr Einnahmen – versteuert aber doch den Taxameter-Preis. Der Geprellte ist der Tourist, doch der Zusatzverdienst des Taxifahrers entsprach wohl – Trinkgeld inklusive – weniger als 2 Prozent meines Flugtickets. Das Leuchten in seinen Augen verriet aber auch ihn: für ihn war es ein offensichtlich relevanter Zusatzverdienst!

P.S. Ganz so reibungslos scheint es doch noch nicht zu klappen. Im abgelegenen Restaurant ist Quittung ein Fremdwort, im Supermarkt am grossen Beach kann sich die Verkäuferin nicht erklären, warum gerade jetzt keine Quittung gedruckt werde.

P.P.S. Nein. Es klappt nicht. Zumindest ausserhalb der Zentren sind Quittungen grösstenteils unbekannt. Obwohl es in den Läden funktionierende Kassen hat… Und werden die Preise für Touristen gerne zusätzlich grosszügig aufgerundet…

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