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Little Italy

Ich habe Lust auf italienisches Essen, weshalb ich nach Little Italy fahre. Die Reinwerfer sind schlimmer als in Rom, aber ich finde am Rande des Quartiers eine nette Kneipe mit etwas schmuddeligen Plastik-Tischtüchern und einer verheissungsvollen Speisekarte. Überbackene Ziti, da freue ich mich drauf. 

Der Kellner spricht gebrochenes Englisch, ein gutes Zeichen, es scheint authentisch zu sein. Darauf verweist auch die doch überraschende Plakette – oder ob ich sie falsch verstanden habe? „Alcohol will be served for patrons under 21 years of age! ID required“. Bekanntlich darf Alkohol in den USA erst ab 21 verkauft werden – Patrons sind eigentlich eher Erziehungsberechtigte oder so etwas. Ich verstehe den Sinn der Plakette nicht. Was an meinem Englisch liegen kann – oder an jenem des italienischen Restaurants. 

Als Amuse Geule gibt es frisches Pizzabrot mit Öl, Essig und Parmesan. Die wissen wie es geht. Der Salat ist klein, aber frisch und durchaus italienisch. Und dann kommen die Ziti. 

Um ehrlich zu sein musste ich noch kurz bei Google spicken, um genau zu wissen, was Ziti sind. Röhrennudeln halt. Und doch war bin ich überrascht als – Penne serviert werden. Ich weise den Kellner darauf hin, was ihn ziemlich kalt lässt. Was mich wiederum nicht kalt lässt, denn wie kann ein Italiener Ziti mit Penne verwechseln? Immerhin die Sauce passt, schmeckt gut und wären es keine Penne gewesen, hätte ich meine besten Ziti aller Zeiten verspeist gehabt. 

Ist er nun Italiener oder nicht? Ich bitte um die Rechnung. Diesmal wird weder Tip verlangt noch gibt es die Möglichkeit, elektronisch einen Tip hinzuzufügen. Wir kommen ins Gespräch und er erzählt mir davon, dass er demnächst mit seiner Familie, Frau und zwei Töchtern von 13 und 17 Jahren nach Las Vegas reisen werde. Zudem schwärmt er von Orlando. Bald wird klar, dass das seinen Grund hat: er besitzt dort ein Haus. Als Kellner. In einem italienischen Restaurant. Ohne Tips. 

Und so muss ich eingestehen, er ist ein Italiener. Für einen Italiener in den USA mag es sogar nicht ungewöhnlich sein, dass man Pasta verwechselt, was weiss ich. Aber nur Mitglieder einer Familia schaffen es, als Kellner in New York ein Ferienhaus in Orlando zu haben. Oder verfalle ich da zu stark in Klischees?

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