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Tag 1 Der Beginn von Amereyka

Das ist er also. Der Beginn. Oder auch nicht. Irgendwie schwierig. Seit über einem halben Jahr habe ich mich auf diese Reyse vorbereitet und erst gestern den Namen dazu gefunden: Amereyka. Dass Amereyka begonnen hat, daran habe ich keine Zweifel mehr. Aber einen exakten Startpunkt festzulegen fällt mir schwer.

Mein neu erstandenes Velo. Erstes Bild mit Vollbeladung am Morgen gleich beim Hotel

Nur schon, weil auf dem Fährticket, das ich gekauft habe, um über den Hudson River zu gelangen, steht: gültig am 18. Juli. Verwirrend. Denn gemäss meinem Handy ist es der 19. Spielt aber eh keine Rolle, da das Ticket nicht gültig ist, wie mir der Kontrolleur der Fähre erklärt. Falsche Company. Innert zwei Minuten habe ich ein neues Ticket erstanden, aber die Fähre ist weg.

Spielt es eine Rolle? Nein, natürlich nicht. Die nächste folgt in 7 Minuten. Und wenn es in einer Stunde gewesen wäre. Was soll mich das kümmern. Ich hab noch nicht mal ein Hotel gebucht.

Und so geht es los. Um 8:10 Uhr. Ab New Jersey. Und eine Stunde früher ab Hotel. Was solls. Ich fahre los, freue mich darüber, dass mein Velo energieeffizient ist und vor allem: dass es bis 32 km/h unterstützt. In Europa ist bei 25 km/h Schluss. Macht Spass. Ist aber auch nicht ganz ohne. So schiesst wenig später ein veloähnliches Geschoss von der anderen Strassenseite auf den Velostreifen, auf dem ich (Einbahn) unterwegs bin. Und bremst nicht. Ein Irrer. Chicken game oder so.

Nach einer halben Stunde oder so mache ich einen Halt an einem See. Und merke, dass ich eigentlich seit 20 Minuten in die falsche Richtung gefahren bin. Was solls. Sollen heute ja eh nur 130 Kilometer werden. Was sind da 10 Kilometer mehr. Ich fahre einen anderen Weg in Richtung einer Brücke, die es zu überqueren gilt. Gemäss meiner Navi-App hat es auf der linken Strassenseite des sechsspurigen Highways einen Veloweg. Theoretisch. Auf der Brücke wird er dann so schmal, dass ich keinen Bock drauf hab. Wieder umgekehrt und dann direkt auf den Highway. Oder Freeway? Velofahren scheint hier nicht erlaubt, zumindest deute ich das Hupen diverser Verkehrsteilnehmer auf diese Art und Weise. Herausfordernd. Aber irgendwann bin ich wieder auf einer normalen Hauptstrasse und es geht ruhiger weiter.

So ruhig, dass es fast schon langweilig wird. Was solls. Irgendwann wird mir bewusst, dass ich nun schon über 50 Kilometer gefahren bin – und alles Einfamilienhausquartiere waren. Ohne Unterbruch. Alles private property. Hübsche Suburbs, aber sie wollen nicht enden. Dazwischen manchmal ein Reh (Deer), die Strassen sind phänomenal, geteert, wenig Verkehr, die App lotst mich immer wieder auf Quartierstrassen, alles gut.

Etwas überraschend finde ich, dass der Wahlkampf weiterhin keine Rolle spielt. Ich frage mich, ob die Nachrichten in Europa etwas gehyped sind oder ich einfach am falschen Ort bin oder naiv. Immerhin begegnen mir auf den ersten 140 Kilometer zwei Wahlplakate. Beide nicht von Joe Biden.

Gegen Ende der Tour geht es noch etwas in die Hügel. Ich spüre den langen Tag, den steten Sonnenschein und bin froh, dass ich ein Ebike fahre. Und erhöhe gelegentlich die Unterstützung auf einen Wert, der meinem Ehrgeiz widerspricht. Und so kommt es wie es kommen muss: für die letzten 5 Kilometer muss ich noch Akku wechseln. Was solls.

Ankunft in Easton. Nicht ganz kleines Kaff im Swing State Pennsylvania. Und wo man sehr gut griechisch speisen kann. Angeschrieben ist das Restaurant mit „European Cuisine“. Der Pastitsio wäre so in Griechenland zwar unbekannt, aber geschmeckt hat es. Was solls.

Eigentlich hatte ich ein Hotel ins Auge gefasst mit Whirlpool im Zimmer. Am Morgen gabs noch 5 freie Zimmer. Ein paar Stunden später kein einziges mehr. Wieder 40 Dollars gespart. Die Alternative ist, naja, Hotels in den USA haben oftmals sehr schlechte Bewertungen. Oder noch schlechtere. Dieses ist OK. Die Eismaschine direkt vor dem Zimmer röhrt lauter als ein Jumbo beim Start, aber der Kühlschrank nur wie ein moderner Airbus. Bloss, dass er anders als die Eismaschine gleich neben dem Bett steht. Dazu kommt die Autobahn vor dem Fenster. Aber genau: was solls. Ich glaube, ich falle demnächst nur noch müde ins Bett und hoffe, bis morgen nicht mehr aufzuwachen. Ab 7 gibt es Frühstück (die Erwartungen sind tief) und dann gehts los zum nächsten Abenteuer. Ein Hotel mit einer noch deutlich tieferen Bewertung. 110 Kilometer entfernt. Aber: es liegt nur wenige Kilometer vor dem ersten Highlight dieser Reyse, so sich meine Recherchen bewahrheiten sollen. Ich bin gespannt.

Etwas Irritierendes gilt es noch zu erwähnen: bei Ankunft im Hotel steht ein (manueller) Kalender auf der Theke. Natürlich mit dem 18. dargestellt. Ein leiser Zweifel befällt mich und ich muss eingestehen: 18 gefällt mir besser als 19 und sollte ich mal einen schlechten Tag haben, dann kann ich nun einfach einen Tag auslöschen – und bin immer noch im Takt. Cool!

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