Heute ist ein erstaunlich ereignisloser Tag. Ich stehe auf, mache mich bereit, verlasse die Wohnung nur ungern und fahre los mit einem fast neuen Velo. Gemäss Komoot machen Velofahrer einen knapp 50 Kilometer langen Umweg gegen über Rennvelofahrern, ich bin mir noch nicht sicher, ob die Entscheidung von Komoot richtig war. Ich könnte schon 50 Kilometer weiter sein – und morgen soll es teilweise regnen und stürmen. Da wäre es unter Umständen schon noch angenehm 80 statt 130 Kilometer zu machen. Andererseits kann ich so mal mein Regenzeug testen. Schon übermorgen soll es wieder besseres Wetter sein und sollte ich mal mehrere Tage schlechtes Wetter haben, ist es von Vorteil zu wissen, welche Tasche undicht ist…
Ereignisloser Tag, also eine gute Gelegenheit, um eine der vielen Fragen von Herrn Buchstabensuppe zu beantworten. Wie habe ich es mit den Daten. Das Stichwort passt auch gut zu heute, denn seit heute funktionieren mein Telefon und die SMS wieder. Neuer Provider. Ich war vorher bei S., einem der drei grössten Schweizer Provider (wobei ich natürlich schon zu viel preisgegeben habe!). Im Juni lief der Vertrag aus und ich hätte anders als Neukunden einen neuen Vertrag für 24 Minuten (Monate! Monate!, die Minuten sind original…) unterschreiben oder eine horrende Preiserhöhung akzeptieren müssen. Zudem waren die USA nicht integriert, sprich: ich hätte während meines ganzen Aufenthalts vor allem bezahlt.
Jetzt bin ich bei G., die ganz lustig sind. Ich kriege heute morgen eine Email mit einem Link, um die E-Sim zu aktivieren. Ich klicke drauf, logge mich ein und es kommt irgendeine doofe Werbeseite, die ich nicht wegklicken kann. Beim zweiten Versuch klappt es. Es erscheint ein QR Code mit der Aufforderung, diesen mit dem zu aktivierenden Handy zu scannen. Meine Damen und Herren von G. Haben Sie das schon mal selber ausprobiert? Ist das ihr Ernst? Ich soll mit meinem Handy einen QR Code auf meinem Handy-Display scannen? Wirklich? Warum testen so viele Firmen ihre eigenen Produkte eigentlich nicht?
Aber ich bin clever, nehme das Ipad, fotografiere das Handy-Display und scanne dann mit dem Handy das Ipad-Display. Es dauert ein wenig und ich werde schon ungeduldig, aber es klappt. Jetzt kann ich wieder SMS versenden und telefonieren. Schön. Und ich habe, sehr geehrter Herr B. nun 12 GB Daten full speed. Das ist gegenüber 0 GB und pro gefühlt 1 MB 1000 Franken im speziell vergünstigten Sonderhyperabo doch ein Fortschritt.
S. ist mir aber auch durch etwas anderes aufgefallen: eine wirklich miserable Umfrage. Ich war vor einiger Zeit in einem „Store“ von S. und kriegte einige Tage später eine Email mit der Bitte, eine Umfrage auszufüllen. Ich hasse das. Die aber war witzig. „Senden Sie uns dafür bitte gratis ihr Feedback zu 5 kurzen Fragen.“. Gratis. Wow. Natürlich, andere verlangen dafür 5 Franken. Die Mail kam zudem nicht von S., sondern von einer Drittfirma, ein eindeutiger Hinweis für Scam, was es aber nicht war. Ich klickte dann auf den Link und es kam meine absolute Lieblingsfrage: „Würden Sie S. Ihren Freunden und Ihrer Familie weiterempfehlen?“ Nein. Weil ich empfehle keine Handyanbieter weiter. Also „überhaupt nicht“ (was irgendwie sprachlich nicht zur Frage passt…). Ich klicke auf „Weiter“ – und die 5 kurzen Fragen sind schon vorbei. „Danke für Ihr Feedback.“. Bitte, gern geschehen.
Ich erwähne diese Episode, weil ich heute gefühlt das 10. Mail eines Hotels erhalte, das ich vor einigen Tagen besucht habe. Mit dem Wunsch ein Review zu machen. Ich hasse Spam. Und wenn mich ein Hotel zuspammt (ich übernachte ja fast jeden Abend in einem neuen), dann macht mich das hässig. Abbestellen kann ich es nicht, da es mir über eine Drittplattform zugespielt wird und von einer „no reply“ Adresse stammt.
Als ich heute schon wieder eine Mail kriege, habe ich genug. Die Frage lautet: „How likely would you be to recommend this hotel to a friend, family member, or colleague?“. Ich klicke auf „not at all likely“. Warum in aller Welt soll ich ein Hotel weiterempfehlen, von dem ich nicht mal weiss, welches es war, wo es war und schon vergessen habe wie es war und es irgendwo liegt, wo weder ich noch jemand, den ich kenne jemals wieder sein wird?
Ich werde auf eine Internetseite weitergeleitet. Also nochmals. Not at all. Weiter. Geht nicht. Ich muss noch eine zweite Frage beantworten. Wieder: Not at all. Keine Ahnung, was die Frage war, ich will einfach abschicken, um nicht mehr belästigt zu werden. Es folgt die nächste Seite. Gefühlt 20 Fragen. Ich klicke auf weiter und oh Wunder: es klappt. Keine „zwingenden“ Fragen mehr. Weiter. Weiter. Irgendwann gibt es die Möglichkeit, selber was hinzuschreiben. Ich schreibe: „please stop sending me Spam-Emails“. Weiter. Weiter. Weiter. Und irgendwann. Thank you.
Hoffentlich ist jetzt Ruhe. Einige Zeit später checke ich meine Mails. Wieder das Hotel. „We are sorry to hear that you were unhappy with your experience. A member of our …Team would like to hear about how we can improve, if you’d like to speak with us please respond to this email.“
Ich könnte schreien. Nein, nein, nein. Lasst mich in Ruhe. Und ich war auch nicht unhappy, wie kommt ihr denn da drauf? Ich würde ja nur euer Hotel nicht weiterempfehlen, weil ihr mich zuspammt mit Feedbackanfragen. Weil es einfach ein Ketten-Hotel an einer Autobahnausfahrt war wie es Tausende gibt in den USA. Weil ich wenn schon das kleine, familiengeführte Hotel an besonderer Lage weiterempfehle, aber doch sicher nicht, eben. Gut. Da war noch die zweite Frage, die ich ja nicht gelesen hatte. Aber vor allem: ich kann nicht „respond“, da Drittanbieter.
OK. Ich kann kompliziert. Ich kann auch unkompliziert. Und wenn ich jetzt schon so viele Zeilen dazu geschrieben habe, habe ich denen tatsächlich noch ne „manuelle“ Mail geschrieben. Hotel gut. Besser als in den Reviews. Keine Sorge. Bloss: Spammt mich nicht zu.
Umfragen. Ihre Aussagekraft ist beschränkt. Was natürlich auch für die Wahl-Umfragen gilt. Mich fasziniert der „Gute Laune“ Wahlkampf der Demokraten auf jeden Fall. Die Umfragen sehen plötzlich besser aus, was mich nicht erstaunt. Vorher: alt und präsenil gegen alt und prädebil, nun „let’s have a good time and build the future“ vs. alt und präsenil und prädebil. Es bleibt auf jeden Fall spannend.
P.S. Diesmal keine Bilder. Sonst muss ich wieder Bildunterschriften erfinden. Viel zu mühsam.
Lieber Herr Rey
Danke für die erbauliche Darstellung innerer Komplikationen kraft Netz- oder Hotelbetreiber. Immerhin haben Sie damit meine Frage beantwortet. Aber da war noch eine zweite, welche zum Gepäck führt. Vielleicht ermöglichen Sie Ihren treuen Lesern diesen Einblick.
PS: nenne mich auch einen anspruchslosen Kunden von G.
Mein werter Herr. Die Frage nach dem Gepäck habe ich natürlich nicht übersehen. Sie aber für ereignislosere Tage aufgehoben. Denn stellen Sie sich vor, es passiert ein Tag nichts und ich brauche dann ja doch was zu schreiben. Eben. Da habe ich natürlich, Profi, der ich bin bereits vorgesorgt. Und Gepäck ist eines dieser Themen. Sorry.