Ich hatte mich noch gewundert, was das sein könnte. Auf der Karte gab es direkt hinter dem Hotel komische Dinge, mal schauen. Müde war ich. Ein heisser Tag, ein langer Tag. Und so bin ich froh ein anständiges Hotel gewählt zu haben und in der Tat ist es recht gemütlich. In der Gegend hats aber wenig Kulinarisches, weshalb ich froh bin, diesmal zwei Baguettes gekauft zu haben, wovon ich nun das Eine mit Salami und Philadelphia Frischkäse verspeise. Alles wenig spektakulär bis ich aus dem Fenster schaue:
Direkt hinter dem Hotel ist ein Baseballfeld. Irgendwie cool. Am Morgen bleibe ich liegen. Es ist eines der ruhigsten Hotelzimmer seit Langem und vor allem ist Regen angesagt. Insbesondere am Morgen, also ist mein Plan erst etwas später loszufahren. Für einmal ist sogar das Frühstück ganz anständig und ich breche gegen 10 gut gestärkt auf. Die ersten Meter sind angenehm. Ich habe auf der Wetterapp genau hingeschaut und es regnet noch kaum. Dafür passiere ich gleich hinter dem Stadion einen Sessellift, ungewohnt, wir sind auf rund 250 Metern Höhe… Wohl der Grund, warum es fast mehr Schneekanonen als Sessel hat – und der Sessellift nur wenige hundert Meter lang ist.
Und dann beginnts zu regnen. Mal nicht so stark, meist ziemlich stark. Gemäss Wetterapp sollte es mindestens bis Mittag so weiter gehen. Ich fahre und – es geht. Gar nicht so schlimm. Liegt wohl auch an meiner Regenausrüstung. Die Taschen sollten trocken bleiben, der Regenschutz für den Körper ist aber eher simpel. Und dennoch genial. Ich fahre in den Sandalen (die sind bald klitschnass, was egal ist), kurzen Hosen und T Shirt. Darüber der Regenschutz, der sich dadurch auszeichnet, dass man ihn auch ohne Ärmel tragen kann, was ich tue. Der vordere Teil des Regenschutzs spanne ich über den Lenker, die Arme und Hände sind drunter. Der Vorteil dieser Konstruktion: der Regenschutz liegt nicht am Körper an, sondern spannt sich wie ein Zelt. So bleibt der Oberkörper erstaunlich trocken und vor allem fühlt es sich viel besser an, als wenn der Regenschutz direkt am Körper anliegt.
Nachteil dieser Konstruktion: ich kann meine Informationen nicht sehen. Das Handy ist gut geschützt unter dem „Zelt“, somit aber auch meinem Blickfeld entzogen. Das geht gut, solange die Navigation einfach ist. Und das ist sie. Nach ein paar Kilometern geht es mal wieder schnurgerade auf einem Trail voran. Wenig Abwechslung, einfach immer weiter. Leider hat es auch kaum Unterstände und so fahre und fahre ich, komme wenigstens gut voran.
Mittagessen gibt es unter einer Brücke, 10 Kekse, dann weiter und weiter. Bis ich an einem Velogeschäft vorbeifahre und spontan einen zweiten Ersatzveloschlauch kaufen will. Passt grad. Und ist trocken da drin. Der Verkäufer ist sehr nett, macht mir aber gravierend Schwierigkeiten. Ich hatte in Komoot gesehen, dass der Weg ab irgendwo „loser Untergrund“ sein wird. Das beginnt 1 Kilometer hinter dem Laden – und geht 60 Kilometer. Der Verkäufer meint, dass das wohl nicht so eine gute Idee sei bei und nach diesem Regen. Er rät mir nicht ab. Aber.
Und ich glaube ihm. Fahre nicht mal hin, um es zu inspizieren. Ich kann es mir vorstellen. Problem: ein weiterer Umweg von rund 20 Kilometern. Nachdem ich schon über 50 Kilometer Umweg gefahren bin, um statt auf Strassen auf Trails zu fahren. Sehr uncool. Die Abkürzung wäre wohl die bessere Wahl gewesen. Ich staune aber vor allem, dass mir das egal ist. Vielleicht wäre es ja auch die schlechtere Wahl gewesen. Ich weiss es nicht. Und die Laune wird eher besser als schlechter beim Gedanken zu den Umwegen. Vielleicht fahre ich nicht so ungern Velo…
Und so komme ich immerhin durch die Ortschaft Oconomowoc. Gefällt mir immer wieder. Ortschaften, die wohl auf indianische Sprachen hinweisen. Und so schön fremd tönen in einem Land, wo Ortschaften sonst Lima, Berlin, Zurich, Bern, Sydney und was weiss ich heissen.
Eigentlich hätte der Regen am Nachmittag nachlassen sollen, tut er aber nicht. Mir geht es gut und doch überlege ich mir kurz, die Etappe abzukürzen. Viele Möglichkeiten hat es nicht, die Hotels sind dünn gesät. Da habe ich eine Idee. Ich schaue, ob es in Madison, meinem anvisierten Ziel einen „Olive Garden“ hat. Eine Restaurantkette mit italienischem Essen. Es hat. Also fahre ich durch. Zudem stöpsle ich zum ersten Mal meine Ohrhörer rein und fahre mit Musik meinem Ziel entgegen. Trails, wenig befahrene Strassen, am Schluss dann aber noch 20 Kilometer mässig befahrener Highway. Geht schon.
Meine Laune ist weiterhin top, vor allem, wenn der Regen zwischendurch aufhört. Und dann kommen wieder 5 Minuten, wo ich den Regenschutz richtig spannen muss. Ich habe genug vom Regen, aber es geht. Immerhin ist es nicht so heiss wie gestern, passt schon.
Das Hotel heute hatte ich vor allem nach einem Kriterium ausgewählt: möglichst nahe am Olive Garden. Ich wähle dann aber doch das zweitnächste Hotel, spare 50 Dollar, dafür stinkt es im Zimmer nach Mottenkugeln. Ansonsten sind die Unterschiede meist nicht so gewaltig.
Nach dem Einchecken kommt das grosse Paradox: Es hat den ganzen Tag geregnet. Es war eine sehr angenehme Temperatur. Manchmal etwas frisch, aber OK, wenn ich durch eine Pfütze gefahren bin war das Fussbad von perfekter Temperatur. Ich hatte den Regenschutz möglichst gut genutzt und freute mich doch – auf eine warme Dusche. Stundenlang unternehme ich alles, um trocken zu bleiben und sehne mich zugleich danach, nass zu werden. Schon auch Kopfsache.
Und dann geht es – ins Olive Garden. Ich setze mich an die Bar, bestelle einen grossen Eistee, Spaghetti Carbonara mit Scampi und einen Salat. Letztes Mal war ich in Lima in einem Olive Garden und war begeistert vom Service. Besser als in der Kronenhalle in Zürich. Angel kann da nicht ganz mithalten, aber gibt grad viel zu tun. Der Salat kommt aber nach vielleicht zwei Minuten – sehr gute Sauce und, einfach eine Pracht.
Dazu gibt es Bread Sticks – beides a discretion. Man kann nachbestellen so oft man will, was auch für den Eistee gilt. Was mich aber noch mehr beeindruckt: Salat und Breadsticks a discretion kommen gratis zu den nicht überteuerten Spaghetti. Auch diesmal. Klar. Dazu dann die gut 20 Prozent Trinkgeld, aber Preis Leistung ist irre. Und da ich das Mittagessen bis auf ein paar Kekse ausgelassen habe…
Was mich am heutigen Tag aber am meisten fasziniert hat war meine Stimmung. Es regnet, ich muss 150 statt 130 Kilometer weit fahren, Mittagspause fällt aus, weil ich spät losgefahren bin, es grad nicht passt (ein schönes kleines Restaurant lasse ich links liegen), es im Tankstellenshop nichts Warmes gibt. Ich habe in zwei Tagen ca. 80 Kilometer Umweg gemacht, wohl für nichts, alles egal. Ich glaube, ich bin langsam angekommen.
Lieber Herr Rey
Ich bin ja empört über Ihre Bildunterschriften!
!!!
Mail an Journalisten: wie macht er das?
Antwort: nicht gut!
Mail an Journalisten: was könnte er besser machen?
Antwort: beim Sessellift schreiben, wo das ist. Oder beim Gewässer.
Mail an Journalisten: danke.
Antwort: bitte.
Mail an Journalisten: würdet ihr Herrn Rey einstellen?
Keine Antwort.
Mail an Journalisten: aber er schreibt doch so gut!
Keine Antwort
Mail an Journalisten: ist es wegen den miserablen Bildunterschriften?
Antwort: einer der Gründe, ja.
Mail an Journalisten: wie bitte?
Antwort: das mit der Drohne….
Mail an Journalisten: kam ja dann
Antwort: aber hätte auch früher…
Keine Mail an Journalisten.