48 Dollars Property Fee. Resort Fee kann einpacken. Es war auffallend gewesen, dass das Zimmer auf der einen Buchungsplattform viel günstiger war als auf der anderen – so lässt sich das erklären. Lustigerweise gilt der Property Fee nur für das Lockvogelangebot. Für die Suite, die nochmals knapp 50 Dollars mehr kostet, gibt es den Fee nicht. Wie auch immer, eine Wahl habe ich nicht wirklich, da die Hotels (und auch Campingplätze) zu dünn gesät sind. Und die Aussicht ist wirklich phänomenal, das Zimmer gross und schön, geht in Ordnung. Nerven tut nur der Hund, der mein Sandwich schon gerochen hat, bevor ich es ausgepackt habe und grässlich sabbert.
Es ist Dienstagabend, Debatte zwischen Trump und Harris, die ich mir grösstenteils anschaue, auch wenn es manchmal weh tut. Meine Freundin Kamala hat meine Tipps verinnerlicht und macht es sehr gut, was wohl auch das Entscheidende ist an diesem Abend. Trump kennt man. Sie muss überzeugen. Und der Handschlag zu Beginn, das war einfach brillant. „Kamala Harris“. Ja, sie sind sich bislang noch nie offiziell begegnet. Mein Tipp. Schon ziemlich genial.
Und auch sonst, kaum Fehler. Sie lässt sich einfach nicht aus der Ruhe bringen, verhaspelt sich kaum, ne, sie macht das gut. Auch wenn ich politisch längst nicht überall mit ihr auf einer Linie bin hat sie vom ersten Moment ihrer Kampagne extrem selbstsicher und souverän gewirkt. Als ob sie den „Abgang“ Bidens schon vorhergesehen hätte. Aber vielleicht ist das ja auch Hauptamt des Vizepräsidenten: bereit zu sein für den Moment…
Fast spannender als der Handshake am Abend ist der Handshake am nächsten Morgen (was Politiker für ein unfassbares Programm haben!). Harris und Trump treffen sich wieder in New York zu einer Gedenkfeier an den 11. September 2001. Und wieder kommt es zum Handshake. Symbolisch und von der Körpersprache her: Trump respektiert sie. Ordnet sich ihr vielleicht sogar unter. Ganz stark. Bin stolz auf dich, Kamala.
Am nächsten Morgen will ich früh starten. Es ist ein langer Turn geplant und so ab 3, 4 soll ein Sturm aufziehen. Darauf kann ich verzichten. Um 7 bin ich bereit und merke, dass es stimmt. Am Abend hatte ich noch gelesen, dass Wind aufkommen soll, aus Südwest, ich fahre in Richtung Süden. Und jetzt windet es definitiv. Ich fahre los und schätze mich glücklich, dass ich bis dahin auf diese Erfahrung verzichten konnte. Ich fahre bewusst mit so wenig Unterstützung wie möglich – und doch leert sich der Akku viel zu schnell. Dann halt alles im „Eco-Mode“, geht erstaunlich gut. Aber selbst so bin ich nicht sicher, ob der Akku reichen wird. Bereits überlege ich mir Alternativen. Daumen hoch und mit einem Pickup ein paar Meilen mitfahren? Darauf hoffen, dass das einzige mögliche Hotel in etwa der Hälfte der Distanz noch Platz hat und ne weitere Nacht „sausen lassen“?
Natürlich bin ich zu ehrgeizig. Da ich den Weg schon bei der Hinfahrt gefahren bin, erinnere ich mich an eine Raststätte. Akku laden. Das könnte helfen. Ich beginne zu rechnen. 500Wh benötigen 4 Stunden zum Aufladen. Wenn ich also 15 Minuten Pause mache, dann sind das vielleicht 30Wh. Das bringt nichts. Zumal ich wegen dem Wind unfassbar langsam bin und ja vor dem grossen Gewitter am Zielort sein möchte.
Immerhin ein Blick auf die Karte macht Hoffnung, das erste Drittel geht rauf, das zweite ist dann einigermassen flach mit Tendenz nach unten und im dritten Drittel hat es eine steile Abfahrt. Und es ist erstaunlich wie schon eine kleine Kurve grossen Unterschied machen kann. Mal ist der Wind richtig heftig, mal geht es wieder in Ordnung. Und so erreiche ich mit dem ersten Akku beinahe den höchsten Punkt des Tages, mit etwas mehr Willen hätte ich ihn auch erreicht. Und damit ist klar, Akku wird reichen, wenn der Wind nicht stärker wird. Und es nicht zu regnen beginnt, denn mein Regenschutz ist nicht windschlüpfrig…
Bei der ersten Abfahrt schaue ich in die Ferne und auf die Wetterapp, wenn ich jetzt zu schnell fahre, werde ich nass. Fahre ich aber zu langsam, kommt das Gewitter. Ich versuche den Mittelweg zu finden und schaffe es, trocken weiterzufahren.
Bald biege ich auf den Highway in Richtung Yellowstone ab, einfach in die andere Richtung. Plötzlich hat es viel Verkehr und anders als viele meinen, fährt dieser nicht langsam. 70 Meilen, 104 Kilometer pro Stunde sind ganz schön viel für eine nicht richtungsgetrennte Strasse. Auch wenn es meistens einen breiten Seitenstreifen hat – manchmal fehlt dieser halt auch. Ich bin froh um meinen blinkenden Helm und mein blinkendes Rücklicht, gesehen sollte ich werden.
Langsam kommt die Sonne hervor und ich frage mich, wo das Gewitter bleibt, das schon seit 3 Tagen zwischen 15 und 16 Uhr angekündigt ist. Vielleicht hat es sich ja verirrt! Weil es grad so schön ist und nur noch eine Stunde bis zum Ziel, biege ich auf einen Campingplatz am Fluss ab. Hübsch.
Und doch ist es kein Zufall, dass ich bis jetzt noch keine Nacht gecampt habe. Auch hier gibt es keinen Strom und die Infrastruktur ist auf Wohnmobile ausgerichtet. Ich glaube nicht, dass ich mich hier wohl fühlen würde. Mit oder ohne Bärenspray. Und doch: wild campen oder auf einem schön gelegenen Campingplatz, es reizt mich schon. Und vielleicht kommt es noch dazu. Ich bin durch die USA gehetzt, weil ich Anfang September im Yellowstone sein wollte. Und ja, der Herbst ist allmählich spürbar, im Yellowstone war es in der Nacht 1 Grad Celsius. Jetzt gehts aber in den Süden und vielleicht ist es da ja besser.
Um 15:30 erreiche ich das Hotel – und in der Tat, das Gewitter hat mich nicht gefunden. Drei Regentropfen habe ich am Tag gefühlt. Morgen soll es dafür regnen, aber ohne Gewitter, bin gespannt. Morgen habe ich aber nur eine kurze Tour geplant, da spielt das nicht so eine grosse Rolle.
Als ich noch ein letztes Mal auf die Wetterapp schaue, sehe ich aber, dass ich wohl Glück hatte. Denn Gewitterzellen hat es schon, bloss ein paar Kilometer entfernt. Glückskind.
Lieber Reyman
Ganz schön krass, wie Sie da dem Gewitter davonfahren. Mir scheint, auf keine Ihrer Apps ist Verlass. Weder auf dasjenige mit den falschen Wegangaben oder dann ihre Wetterapp. Oder sind Sie einfach sehr schlau? Ah! Sie haben wohl erkannt, dass das Wetter nach wie vor schwierig vorherzusehen ist! Oder aber Sie sehen es tatsächlich voraus, weil Hilfe von Oben eh Aussen! Sagen uns Lesern bitte noch, ob Drohnen Fliegen dort erlaubt ist, wo Sie gerade kurven. Sie könnten Silberiodid….
Freut mich, dass alles einigermassen nach Plan verläuft. Bei uns heisst’s Warten auf {INSERT NAME}. Sie werden als einer der ersten erfahren, weil Sie ja — wenn auch nicht offiziell — so zumindest semiautomatisch quasi bizli Götti sind.
PS: Ich lese jeden Tag Ihre Posts! Und sage mir: Was hat der Schlingel heute schon wieder erlebt. Aber ehrlich, ich lese mit Freude.
Wahrlich beste Grüsse
Herr Buchstabensuppe