In der Nacht kriege ich Halsschmerzen. Kenne ich, geht jeweils wieder vorbei. Trotzdem bin ich etwas angeschlagen. Als ich losfahren will, regnet es. Gemäss App lohnt es sich, eine Stunde zu warten, was ich auch tue. Wie sich herausstellen wird ist heute aber nicht der Regen das Problem (sind nur ein paar Mal ein paar Tropfen), sondern die Kälte. Ich friere wie blöd, was auch verständlich ist, denn es sind bloss gut 10 Grad Celsius. Und das mit Merinojacken, aber ohne Schlafsack. Ja, bro, ich weiss, respektive ich weiss wirklich nicht, wie du das machst. Unter 10 Grad und ohne Motor. Denn das ist das wahre Problem: es windet wieder stark, genau aus der Richtung in die ich fahre.
Es ist anstrengend und bis auf ein paar landschaftliche Highlights ziemlich langweilig, denn die ganze Fahrt führt dem Seitenstreifen einer Autobahn entlang. Vierspurig, richtungsgetrennt, aber für Velos freigegeben. Komoot weigert sich, diese Strasse zu benutzen, aber es funktioniert. Motivierend ist, dass ich in Idaho Falls ein schönes Airbnb gemietet habe, da möchte ich eigentlich frühzeitig ankommen und mal wieder eine „Wohnung“ geniessen. Doch so einfach ist das nicht. Nicht nur der Wind hindert mich am Fortkommen, als ich eine kurze Pause machen will und zu einem Burgerladen fahre ist der hintere Reifen mal wieder platt. Immerhin nicht auf freier Strecke und nicht im Regen. Diesmal ist es eine Art Büroklammer, die ihren Weg durch den Reifen gefunden hat, dieser ist aber auch langsam abgenutzt und wird in wenigen hundert Kilometern ersetzt werden.
In der Unterkunft angekommen piepst etwas unglaublich laut in der Wohnung – der Feuermelder. Ich drücke auf den Knopf und er verstummt. Gut gemacht, sage ich mir. Ich setze mich auf die Veranda, versuche etwas zu lesen, aber der Feuermelder ist hartnäckig und beginnt von Neuem. Fünf Minuten später höre ich Sirenen draussen auf der Strasse und die Feuerwehr, nein, natürlich nicht. Ich habe den Alarm ja abgestellt. Ist aber seltsam, da es sich gemäss Vermieterin um ein neues Gerät handelt – und sie beim alten Gerät bereits heute Morgen Alarme hatte. Ein Fachmann wird beigezogen und es lassen sich keine Kohlenmonoxidwerte feststellen und ein Feuer schon gar nicht.
Wie auch immer, ich bin etwas angeschlagen, chille ein wenig, gehe Essen und werde heute wohl früh zu Bett gehen, waren sehr ereignisreiche Tage und ich merke allmählich, dass so eine Radreise viel zu schnell geht. Aber Wandern ist mir definitiv zu anstrengend. Mal schauen, ob ich das Tempo nach Salt Lake City etwas drosseln werde…
P.S. Ja, es war kalt. Aber es ging gut. Aber ich glaube, meine Komfortgrenze endet so oder so bei 10 Grad Celsius, wobei es im Yellowstone in der Nacht 1 Grad war mit Sonne aber schon ab 8 Uhr problemlos fahrbar. Also unter Idealbedingungen 5 Grad, sonst 10 Grad.
P.P.S. Herr Buchstabensuppe, Ihnen, Ihrer Frau Gemahlin und Ihrer kleinen Tochter wünsche ich alles Gute bei der demnächstigen grossen Veränderung in ihrem Leben. Ich freue mich auf jeden Fall vom neuen Erdenbürger zu hören!