Die Fahrt war ziemlich anstrengend, ein langer Tag in einer Art Wüste, sehr steinige Landschaft, ein wenig Mondlandschaft, dazwischen einige Quellen und in der Ferne der Lake Mead. Am Schluss noch knapp 400 Höhenmeter einen Hügel rauf und vom Pass aus die Sicht auf die Stadt. Mich interessiert in dem Moment vor allem, wann endlich die erste Tankstelle auftaucht, Wasser habe ich zwar genug dabei, aber das Eis ist alle und ich mag halt schon auch gefärbtes Wasser. Mit ein bisschen Geschmack. Wie auch immer.
Jetzt sitze ich im Containerdorf. Im Hintergrund speit ich glaube, es ist eine Heuschrecke, Feuer. Las Vegas. Crazy. Eigentlich wollte ich hier etwas essen, aber es gibt kaum kulinarische Auswahl. Ein paar Läden, Kinderspielplatz, eigentlich sehr hip, kleine Lämpchen in den Bäumen, zweistöckige Container, Musik im Hintergrund und doch fehlt etwas. Halt eben diese Streetfood Stände. Mit unterschiedlichen Gerüchen. Und Leben.
Das Containerdorf liegt gleich am Anfang von Downtown und 500 Meter von meinem Airbnb entfernt. Ein recht gemütliches Tiny House, günstig und mal wieder sehr zentral gelegen. Wenn auch zentral in Las Vegas ein schwieriger Begriff ist. Die Stadt dehnt sich über eine gewaltige Fläche aus. Meine erste Tour ging durch Downtown und dann halt diesen Boulevard runter zum Strip. Das zieht sich. Und dann im Dunkeln wieder zurück. Unangenehme Fahrt. Ich bin froh um meinen blinkenden Helm mit dem ich eigentlich gesehen werden sollte. Ich fühle mich ungewohnt unsicher.
Bei einem Supermarkt mache ich einen kurzen Halt. Schliesse das Velo vorsichtig ab, aktiviere die Alarmanlage. Zu viele komische Gestalten rundherum, wobei komisch auch wieder falsch ist. Menschen mit tragischem Schicksal, denen ich mein Velo eigentlich gönnen würde. Aber ich will ja noch weiterfahren… Der Laden ist eigentlich ganz in Ordnung, als ich zu den Kassen komme bin ich aber etwas genervt. Zu lange Warteschlangen. Bislang hat es fast immer Self Checkout Kassen gegeben, hier nicht. Zwei Kassen sind geöffnet und es geht extrem langsam voran. Gut möglich, dass ich deshalb etwas nahe aufschliesse, auch gut möglich, dass der Typ vor mir ein bisschen seltsam ist, auf jeden Fall beschwert er sich, ich solle nicht so nah aufrücken. So habe ich es jedenfalls verstanden. Der Typ ist mit Familie hier, die zwei Kinder reissen alle 5 Sekunden irgendeine Schokolade aus den Fächern neben der Kasse. Die Ware haben sie überall im Kinderwagen verteilt, was niemand zu stören scheint. Was ich wiederum faszinierend finde. Irgendwo durchaus Vertrauen, aber auch Unbekümmertheit.
In einem anderen Laden, ein paar Tage zuvor. Ich kaufe drei Brötchen und ein „Apple Turnover“. Die Brötchen haben offiziell unterschiedliche Preise, aber bei der Self Checkout Kasse gibt es nur einen Button für Brötchen. Oder habe ich das falsch verstanden? Beim „Apple Turnover“ will ich es richtig machen. Ich tippe „app“ ein. Kein Turnover. Ich tippe „Turn“ ein. Kein Turnover. Ich frage die zuständige Person, die meint, das gehe wohl unter „Danishes“, wie viel es denn koste? Sicher bin ich mir nicht, aber ich glaube Danishes waren 20 Cent günstiger.
Zurück an der Kasse in Las Vegas. Auch hier kaufe ich ein Brötchen und packe es in die dafür vorgesehene Papiertüte. Der Typ an der Kasse öffnet die Tüte aber nicht, sondern fragt mich, was da drin sei. Das war mir schon mal passiert. Warum in aller Welt schauen die nicht einfach nach? Verstehe ich nicht, Kultur?
Der grösste Unterschied zwischen den verschiedenen Staaten scheint aber beim Alkoholverkauf zu liegen. Das Mindestalter ist überall gleich, aber wie und wo man Alkohol kaufen kann ist von Staat zu Staat unterschiedlich. Oft muss man die ID zeigen, einmal wurde mir der Verkauf verweigert, weil ausländische ID nicht gelte, in der Tankstelle vis-à-vis notierten sie dann einfach das Geburtsdatum. Besonders schön war das in St. George. In der einen Tankstelle wurde mir der Verkauf eines Biers verweigert. Bis jemand auf die Idee kam, dass ich den Pass zeigen müsse, ID gelte nicht. Ist tatsächlich Gesetz in Utah. Ausländer müssen den Pass zeigen. Im Tankstellenshop vis-à-vis – wird kein Ausweis verlangt.
Das vielleicht Unangenehmste in Zusammenhang mit Einkaufen sind aber die Kreditkarten. Die Kreditkarte gibt man gefühlt zehnmal aus der Hand pro Tag und jedes Mal könnte jemand eine Foto machen und damit Kreditkartenbetrug begehen. Es ist unfassbar wie gedankenlos damit umgegangen wird. Bislang hatte ich glaube ich noch keine Probleme, aber ich schaue auch nicht jeden Tag in die Kreditkartenapp. In Restaurants bezahlt man mit der Kreditkarte, dann wird ein Beleg gedruckt, auf den man von Hand noch den „Tip“ und Gesamtbetrag eintragen muss. Und unterschreiben. Irgendwer gibt dann diese von Hand getätigten und wohl oft falsch zusammengerechneten Zahlen ein und irgendwie bekommt dann die Servierkraft möglicherweise das Geld. Für mich ein Rätsel wie das funktioniert. Wichtig einfach: ich gebe eigentlich immer Tip, einmal nicht und im Nachhinein realisierte ich dann, dass jetzt irgendein Betrag eingegeben werden kann… Also kein Tip gleich durchstreichen und korrekten Endbetrag eintragen…
Ganz nervig auch die Praxis vieler Hotels beispielsweise 100 Dollars vorgängig einzuziehen für allfällige Schäden. Müsste man jedes Mal nachkontrollieren, ob das auch wirklich zurückgebucht wird. Und was, wenn ein Schaden schon bestand? Das Hotel vertraut mir zwar nicht – aber ich muss dem Hotel komplett vertrauen. Eine extrem unangenehme Praxis, aber leider allzuoft angewandt.
So, bin langsam müde, Herr Sowieso, nachdem bro nun geantwortet hat sind Sie verstummt. Aber ich bin mir sicher, Sie waren auch schon in den USA, haben Sie denn dazu schon Erlebnisse gehabt? Oder sind Sie mit der Antwort von bro zufrieden? Auf diesen brillanten Kommentar werde ich wohl mal noch eingehen, aber definitiv nicht mehr heute…
Ach und hier noch ein Ebiker-Video. Sogar auf Waldwegen fahren die. Un-fass-bar!
Lieber Bro-Bro
Ich hab zwar den Kommentar von Bro gelesen, aber vergessen, was darin stand. Dummes Geschwätz alles, Lehrerbashing, Sauerey.
Spannend hingegen, was Sie aus Las Vegas, Spielplatz Amerikas, berichten. Ich war ja auch schon drüben, einfach 9000 Km östlicher als da wo Sie jetzt sind. Und ja, wirklich durchdacht scheint vieles nicht zu sein. Aber gleichzeitig überraschen einem dann diese Gemüter, welche alles auf die leichte Schulter zu nehmen scheinen. Sicher nur fake, aber beachtlich angesichts der maroden Infrastruktur.
Im Nachhinein denke ich, haben wir wohl einen unverschämt hohen Anspruch an unsere Infrastruktur, unseren Staat und uns selbst. Ich glaube, das ist drüben schon anders.
Reicht das?
Liebe Grüsse
Mr. Sowieso