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Tag 100 – 001 Beginning of a new adventure

Einen Tag habe ich mir gegeben (Tag 99). Um mich auf dumme Ideen zu bringen. Und ich muss eingestehen: hat genügt. Letztlich war es aber auch einfach. Der rechte Daumen schmerzt vom peinlichen Scooter-Gas geben, aber immer noch besser peinlicher Scooter als zu Fuss gehen. Man kommt nicht voran und nachdem erst die rechte Ferse geschmerzt hat, tut es nun die linke. Bin mich wohl einfach nicht mehr gewohnt, zu Fuss zu gehen. Anders als Amerikaner. Die sind sich das sehr gewohnt. Denn oftmals sind die Parkplätze nicht wirklich nah am Ort des Begehrens. Das wäre mir viel zu anstrengend, deshalb ja auch Ebike. Oder Scooter. Kann man parken, wo man will. Oder das neue Teil.

Ich sitze in meiner Loft-Wohnung, das Stiegenhaus riecht fast ein wenig nach Berliner Stiegenhaus. Die Wohnung ist gemütlich, nur hat sie keinen Ausblick: die einzigen Fenster gehen auf eine vielleicht einen halben Meter entfernte Mauer. Und doch gemütlich genug, um noch einen Tag anzuhängen. Denn es gibt noch viel zu tun. Um Teil 2 zu starten.

Soviel kann ich schon mal verraten (und habe ich auch schon verraten), es soll wieder zurück in den Osten gehen. Kalifornien ist ja schön, es ist aber bereits recht kühl, Nebel am Morgen, Wolken, vor allem aber ist es irgendwie auch anstrengend. Die Unterschiede sind einfach so krass, zu viele Obdachlose, die sich von Tag zu Tag durchschlagen müssen. Viele mit psychischen oder medizinischen Problemen. Schwierig ist aber vor allem dieses Miteinander, heute hat ein Obdachloser „help me“ gefleht und natürlich bin ich weitergegangen. Und Long Beach ist diesbezüglich noch harmlos. Im Vergleich zu den ländlichen Gebieten, die ich bisher vor allem durchfahren habe, ist die Lage unglaublich tragisch. Fast Tag und Nacht. Und natürlich noch viel schlimmer in Downtown LA, insbesondere in Skid Row, wo ich 2019 schon mal gewesen bin und vermutlich auch nächste Woche nochmals „vorbeischaue“.

Also, Gossip Granny, Kalifornien ist nice, aber das Abenteuer ruft. Ich muss mich bewegen. Da ist noch so viel anderes zu sehen. Das versteht das junge Gemüse noch nicht so ganz. In Kalifornien habe ich schon beinahe ein ganzes Jahr meines Lebens verbracht, aber es gibt noch Gebiete, die ich nicht kenne. Auch in Kalifornien: Yosemite zum Beispiel. Aber da komm ich nicht hin ohne Ebike oder Auto. Vor allem aber auch ausserhalb Kaliforniens. Die ich noch sehen möchte. Und so versuche ich das Mögliche mit dem Erwünschten in Verbindung zu bringen und das heisst: Zug und Bus als Haupttransportmittel und, ja, da fehlt noch was als Nebentransportmittel. Ziel: Miami. Denn Miami birgt viele Möglichkeiten, um mit Teil 3 nochmals ein ganz anderes Abenteuer zu starten. Radikal anders.

Vorerst lasse ich es aber noch langsam angehen. Erst muss ich das neue Setup prüfen. Ja, bro, ich habe viel zu viel Ware dabei. Tunnelfräse, Geckopneus, Intensivstation für mich und Velo, James Bond wäre neidisch. Und das muss sich nun leider ändern. Denn Platz habe ich kaum noch. Je nachdem, wie konsequent ich den neuen Plan umsetzen werde. Es gibt also noch einiges vorzubereiten. So setzt mein Plan möglicherweise ein Besuch der Ikea voraus, bloss hat die einzige Ikea-Filiale in der Nähe das benötigte Stück nicht. Also muss ich doch noch nach Hollywood. Wo es in der Nähe eine besser bestückte Ikea-Filiale hat. Und wo ich zum Glück eh noch hinwollte. Und da am Donnerstag kein Zug fährt, werde ich wohl noch bis Freitag in LA verbleiben. Was mir gerade recht ist, noch läuft mir die Zeit nicht davon.

Ach, was ich noch ergänzen möchte: Ich bin nicht am Kindervelo gescheitert. Das Velo hat gute Dienste geleistet. Ich bin am Hinterrad gescheitert. Und das ist einfach nur seltsam. Einen solchen Felgenbruch kann es eigentlich nicht geben, auch dass der Reifen nicht von der Felge zu lösen ist (bis zuletzt nicht!), ist mehr als seltsam. Entweder haben die Jungs in St. George irgendwas wirklich Seltsames gemacht oder ich hab einfach Pech gehabt. Spielt keine Rolle: das neue Rad hat mich nach Las Vegas gebracht, wo ich dann ganz einfach den Bus nehmen konnte. Mysteriös. Aber das war gestern und gestern interessiert mich nicht. Tern trifft auch deshalb keine Schuld, weil das Velo nur für 125 Kilo freigegeben ist. Gewicht inklusive Velo. Also ich und Velo. Und kein Gepäck. Da kann ich mir den Anwalt sparen.

Ach und noch etwas bleibt zu tun: bislang hatte kein Barber Zeit für mich. Vermutlich sehe ich zu sehr wie ein Landstreicher aus und die wimmeln mich alle ab. Vielleicht sollte ich mich einfach erst rasieren, bevor ich zum Barber gehe! Genau. Das tönt nach einer guten Idee!

Ach und rei, das ist ein erstaunlich bequemer Sessel. Liebe ich. Campingstuhl vom Allerfeinsten. Nicht ganz so wichtig, wenn man nicht campt, aber… Und ja, Zelt und Schlafsack und noch manches mehr müssen wohl weichen… Weil: kein Platz.

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