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Tag 106 Dodgers vs Halloween vs Wahlen

Am Mittwochabend haben die LA Dodgers die World Series gewonnen. Was immer das ist. Ich habe sogar den Siegesmoment miterlebt, aber nicht verstanden. Baseball. Nichts passierte und plötzlich jubelten alle. Und heute war die Parade. Schon am Morgen ist die Innenstadt komplett verstopft. Mein Hotel liegt in Sichtweite der Parade, nur wenige hundert Meter von der City Hall entfernt, wo das Ganze startet. Doch um wirklich vorne dabei zu sein, müsste man früh aufstehen. Sehr früh. Und doch schaffe ich es in die Nähe zu gelangen und ich nehme an, das auf dem Bild sind wichtige Leute. In Zusammenhang mit Baseball. Ach Gott, was bin ich für ein Ignorant. Geht wohl um den Typen mit der 3 auf dem Rücken. Der Rest ist Anhang.

Was mir aber einmal mehr bewusst wird: Sport bewegt. Am Vorabend war Halloween. In Beverly Hills war eine Durchgangsstrasse komplett gesperrt, Riesenverkehrschaos. Witzig dagegen überall die Skelette in den Gärten (gerade in Kamalas Nachbarschaft) und die vielen Leute mit sehr seltsamen Kostümen. Lustig. Speziell. In Downtown LA ist dann aber doch nicht soviel davon zu sehen. Auch Halloween bewegt. Nur die Politik, die spüre ich weiter nicht. Keine Rallies. Kaum Werbung ausser im Fernsehen. Keine Wahlveranstaltungen. Keine Stände, keine Menschen auf den Strassen, die für den Einen oder die Andere Werbung machen. Schaut man kein TV wie ich, man hätte keine Ahnung, dass demnächst die vielleicht wichtigste Wahl seit Langem in den USA stattfindet. Wenn man nicht sonst etwas Ahnung hätte. Das habe ich auch schon anders erlebt in anderen Ländern. Und das erstaunt mich irgendwie schon.

Die Demokraten sollten eigentlich in Panik sein, denn sie drohen nicht nur die Präsidentschaft, sondern auch die Legislative zu verlieren. Trump und die Republikaner könnten durchregieren. Die Republikaner wiederum scheinen mehr an der Macht als an Demokratie interessiert zu sein. Ich weiss nicht wie stark die politischen Institutionen in den USA noch sind, aber ich spüre absolut keine Furcht davor, dass die USA zur Diktatur werden könnten. Dass diese Wahl eine wirkliche Schicksalswahl sein könnte. Und das erachte ich als den wirklich problematischen Aspekt dieser Wahl. Trump und die Republikaner würden bei einer Wahl Trumps weiter versuchen die demokratischen Institutionen zu unterwandern. Diese sehr realistische Gefahr wird in meinen Augen deutlich unterschätzt.

Vielen geht es möglicherweise eher darum, dass sie Trump die Führungsrolle eher zutrauen als Harris. Vielleicht erratisch, aber auch konsequent. Unmoralisch, aber Interessen verpflichtet. Vor allem seinen. Aber eben vielleicht auch jenen seiner Wähler. Populist, der er ist. Meine Befürchtung ist einfach, dass seine Methoden vielleicht für ihn selber Vorteile bringen, nicht aber für das Land und nicht für die Welt. Diese vielleicht mehr europäischen Befürchtungen scheinen hier nur wenige zu teilen. Denn die Dodgers haben gewonnen. Es ist Halloween. Und die nächste Miete muss bezahlt werden.

Inzwischen sitze ich im Zug nach El Paso, Texas, es ist zehn Uhr abends, alles etwas seltsam. Wagen und Sitz werden erst auf dem Perron zugewiesen, es gibt ein System, aber ich verstehe es nicht. Was vielleicht auch keine Rolle spielt. In 16 Stunden sollte ich wohl völlig übermüdet vier Staaten durchfahren haben: Kalifornien, Arizona, New Mexico und Texas. Und zwei Nächte in der Grenzstadt zu Mexiko verbringen. Ich bin gespannt. Auf jeden Fall bewege ich mich wieder. Schneller denn je…

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