N-tv hatte am Wahlabend Texas den Demokraten zugesprochen. Naja. Haben die Städte wohl schneller ausgezählt gehabt. Aber ganz so abwegig ist das tatsächlich nicht mehr, da immer mehr Menschen und insbesondere auch Firmen Kalifornien verlassen und nach Texas umsiedeln. Unter anderem tiefere Steuern, weniger Regulierungen. Das bedeutet aber auch, dass der Staat blauer wird. Und eines dieser blauen, also demokratischen Zentren ist wie schon mehrfach erwähnt Austin.
Austin hat zwar keinen Strand, aber doch viele gemütliche Ecken rund um den Colorado River. Den ich schon mehrfach überquert habe und der auch in Austin nur ein kleiner Fluss ist. Deshalb eindrücklich, weil der Grand Canyon durch den Colorado geschaffen wurde.
Austin ist berühmt für sein Nachtleben. Für Live Konzerte. Und in der Tat gibt es ein paar Strassen mit einer Bar an der anderen. Längst nicht in allen wird Live gespielt und mir ist die Stimmung etwas zu sehr Ballermann. Zwei Konzerte tönen von aussen spannend, beide sind leider ausverkauft. So fahre ich wieder in Richtung meiner Wohnung und erinnere mich dann, dass in East Austin eine weitere Ausgehmeile existiert. So mache ich noch einen kleinen Umweg und lande in einem gemütlichen Biergarten. Auch hier scheint keine Trübsal geblasen zu werden, scheinen die Wahlen weit, weit weg zu sein.
In Austin habe ich zwei eher ruhige Tage verbracht. Heute zwei Museen besucht, neben dem Gedenkmuseum an Lyndon B. Johnson das Museum of the Weird. Cool, faszinierend, mehrere Wachsfiguren, aber eine hat komischerweise gefehlt. Stichwort weird. Oder auch mehrere.
Gestern habe ich bei perfektem Herbstwetter vor allem am Colorado gesessen und gelesen. Ein Buch von einem deutschen Radfahrer, der Amerika von Ost nach West durchquert hat. Spannend für mich: einige Strecken haben sich überschnitten. Und mein Respekt gegenüber bro ist noch einmal gewachsen.
Der gut 20 jährige, sportliche Jüngling spricht von Folter, von starken Muskelqualen bei den vielen Steigungen. Eine der schlimmsten Steigungen beschreibt er von Cody zum Yellowstone Nationalpark. Genau die gleiche Strecke habe ich auch genommen. Mit wenig Unterstützung, da ich nicht wusste, ob die Akkus reichen würden. Aber für die letzten paar Kilometer war ich auf mehr Motorunterstützung angewiesen, da sie recht steil waren. Ohne Motor hätte ich es kaum geschafft. Der Motor hilft offensichtlich ungemein, auch bin ich nur selten ins Schwitzen gekommen und auch die Muskeln schmerzten selten. Ich musste schon viel leisten, aber wie viel angenehmer die Fahrt mit Unterstützung ist, merke ich auch jetzt, wenn ich ohne Motor durch Austin fahre. Jede Steigung ist eine kleine Qual und ich habe allein in Austin fast mehr geschwitzt als auf den 10000 Kilometer Cross Country Tour. Und doch ist es cool wieder ein Velo zu haben, ich fahre viele Kilometer pro Tag, wüsste nicht wie ich das ohne Velo machen würde. Auch ein Auto wäre keine Alternative, in Städten viel zu kompliziert und beispielsweise die Uferwege sind eh nur für Fussgänger und Velos zugelassen.
Morgen gehts weiter mit dem Bus nach Dallas, auch ein geschichtsträchtiger Ort, was US Präsidenten angeht. Ich habe wiederum für 3 Nächte ein schönes, zentral gelegenes Air BNB gebucht und bin gespannt, was mich dort erwarten wird. Die Reyse hat sich auf jeden Fall radikal verändert, ich habe viel mehr Zeit für Kunst und Kultur, um zu kochen und auch einfach mal die Seele etwas baumeln zu lassen. Und das ist auch gut so.
Lieber M
Ich weiss es: die haben Trömp aus dem Museum genommen 🙂 wann? Wohl erst gerade!
Dann wollte ich Sie schon lange fragen, ob sich Ihr Unterricht oder gemeinhin ihr Leben aufgrund dieser Reyse verändern wird. Anders gefragt: was werden Sie anders machen, wenn Sie zurück sind. Sofern Sie überhaupt jemals zurückkehren.
Mit besten Grüsse
Mr. Waxy