Poboy ist eine Spezialität in New Orleans. „Poor boy“, ein Sandwich aus französischem Baguette und ursprünglich Roastbeef. Inzwischen gibt es sie mit ganz verschiedenen Inhalten und sind für poor Boys nicht mehr erschwinglich.
Ich setze mich in ein Strassencafe im Touristenquartier und bestelle einen Poboy mit Alligatorwürsten. Mal was anderes probieren. Es hat kaum Leute, ein Koch steht in der Türe und betrachtet intensiv sein Handy, nach vielleicht 15 Minuten hake ich kurz nach, ob meine Bestellung vergessen gegangen sei. 30 Sekunden später steht sie auf meinem Tisch. Ich wundere mich. Zufall? Ist die lange herumgestanden? Ich schaue genauer hin und sehe: das sind frittierte Shrimps.
Sehr oft ist mir das dann egal, ich mag auch Shrimps. Ich hätte aber mal Alligator ausprobieren wollen und reklamiere deshalb. Der Servierboy meint, das sei Alligator. Ich schaue nochmals genauer hin. Vielleicht habe ich mich ja geirrt. Aber Shrimps sind einfach zu eindeutig erkennbar. Ich gebe das Sandwich zurück und informiere die Küche, dass ich woanders essen gehe. Mache ich eigentlich nie. Getriggert hat mich aber vor allem, dass mich der Typ für dumm verkaufen wollte.
Ich irre durch die Stadt auf der Suche nach einer Alternative. Es dauert. Irgendwann finde ich einen Poboy-Laden. Er ist nicht schlecht, aber so richtig glücklich bin ich doch auch nicht. Vor allem aber realisiere ich, dass die Strategie in der Regel einfach hinzunehmen, wenn etwas Falsches serviert wird, vielleicht doch die bessere Wahl ist. Das Shrimp-Sandwich hätte mir geschmeckt, ich hätte mich vor allem nicht aufgeregt und schlechte Laune gehabt, das Ambiente am ersten Ort war besser gewesen und ich hätte nicht nochmals hungrig warten müssen. So hatte ich den Druck, etwas besseres in kurzer Zeit zu finden, die Chance, dass das nicht klappt ist relativ gross.
Zum Abendessen gibts Hummer. Auch eine Spezialität hier und günstig. Ich staune einfach etwas, dass der im Laden gekocht verkaufte Hummer immer noch Gummibänder um die Scheren hat. Bewegen tut er sich jedenfalls nicht mehr. Weil er sich ja nun in meinem Magen befindet.
Lieber MR
Verständlich, dass Sie aus dem Laden gestürmt sind. Und auch verständlich, dass Sie Ihren Entscheid anschliessend einigermassen bereut haben. Aber zurück konnten Sie ja nicht.
Ich will noch auf etwas zurückkommen, das Sie neulich erwähnten, als von den Omnipräsenz der Musik die Rede war. Als wir damals in New York waren und schrecklich viel Geld für nichts verbrieten, fiel mir auf, dass in den Restaurants, die wir frequentierten, immer Musik lief. Immer. Und das in einer Lautstärke, sage ich Ihnen. Ich weiss nicht, wieso das so war. Musik scheint irgendwie wichtig zu sein, vielleicht führt das zu einem Erlebnis. Vielleicht lenkt es von der schlechten Küche ab. Vielleicht gehört das einfach zu einer Night-out dazu. Keine Ahnung. Ich persönlich bevorzuge eher die leiseren Töne.
Und damit Liebe Grüsse an den lieben Hummer.