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Ja. Logo. Natürlich. Bro hat mich einmal mehr durchschaut. Meine Mission ist die Weltenrettung. Mittels homöopathischer Transformation. Ich will die Kraft des Atlantiks in den Pazifik tragen. Und das Wasser dazwischen aufrühren. Vermischen. Durchschütteln. Aber seien wir ehrlich. Das hat nicht geklappt. Weshalb ich dasselbe nochmals tat. Viel Elend und Strapazen auf mich genommen. Wasser vom Pazifik zurück in den Atlantik getragen. Aufgerührt. Vermischt. Durchgeschüttelt. Hat es was gebracht? Man schaue sich die Welt an.
Und so bleibt mir nichts anderes übrig, als das gleiche Spiel nochmals durchzuführen. Wasser vom Atlantik zurück in den Pazifik. Aber diesmal jenseits des Äquators. Vielleicht war das ja der Fehler. Und so fliege ich mit Wasser aus dem Atlantik (das natürlich noch Spuren von Wasser aus dem Pazifik und Spuren von Wasser aus dem Atlantik bei New York enthält) an die Pazifikküste. Zumindest fast. Nach Santiago de Chile. Von da sind es dann nur noch wenige hoffentlich möglichst ruppelige Strassen an den Pazifik. Wo ich das Spiel nochmals wiederhole. Aber ewig kann ich das nicht weitermachen. Einmal noch. Einmal noch. Maximal. Nochmals zurück zum Atlantik. Und dann ist Schluss. Wenn die Welt dann noch nicht gerettet ist, dann weiss ich ja auch nicht. Dann beginne ich daran zu zweifeln. Ob das wirklich der richtige Weg ist.
Welche Strapazen ich dabei auf mich nehme zeigt der Flug nach Santiago.
Mit aller Liebe verpacke ich mein Brompton. Poolnoodles dienen als Dämpfer, zwei Dimpataschen als Hülle, danach wird das Ganze noch in Plastik eingewickelt. Und es klappt. Beinahe. Das Velo erreicht Santiago in fast perfektem Zustand. Nur die Sattelstütze klemmt. Ich bin etwas ratlos, aber immerhin gibt es einen Bromptonhändler in Santiago. Womöglich der Einzige in ganz Südamerika. Ich fahre hin – und finde das Geschäft nicht. Frage. Werde verwiesen. Frage. Ah ja. Das ist aber lange her, dass der Laden hier war. Aber nur wenige hundert Meter weiter habe es einen phänomenalen Velohändler.
Ich bin in Little Italy. Oder so. Einem unfassbar coolen Viertel von Santiago. Dazu vermutlich morgen mehr. Phänomenal. Ich gehe zum Velohändler. Der steht grad heftig rauchend in seinem Geschäft. Meint, er könne schon etwas Englisch. Wenn langsam. Wir sind auf einem ähnlichen Level – er mit Englisch, ich mit Spanisch. Aber es klappt. Er sagt mir, es habe einen Brompton Händler in der Nähe. Ich sage: der ist zu. Er sagt nein. Ich denke Idiot. Er nennt die Adresse. Keine hundert Meter entfernt. Und öffnet in einer knappen Stunde.
Der Brompton-Typ kennt das Problem auch nicht. Schnell kommen wir aber auf die Ursache: ich habe die Sattelstütze herausgenommen und separat verpackt. Was ein Fehler war. Denn ohne Sattelstütze und durch wohl sehr hohen Druck hat sich das Loch, in das die Sattelstütze passt ganz leicht verkleinert. Nur wenig. Aber es genügt. Die Lösung ist einfach (ein Plastikteil in der Sattelstütze wird leicht geschlifffen), eine halbe Stunde später ist das Velo wieder wie neu. Ich lasse noch einen Gepäckträger montieren (sieht idiotisch aus und ist fast ein Kilo schwer, aber könnte sehr nice sein) und unterhalte mich noch länger mit dem Velohändler.
Ja, ich bin bereits in Chile gelandet. Und das ist nur eine von vielen Geschichten. Wenige Stunden haben meinen Blick auf die USA radikal verändert und ein neues Abenteuer hat begonnen. Morgen. Also heute. Also morgen aus der Sicht von gestern. Wo dieser Post spielt. Aber da ich ihn erst heute schreibe, bin ich quasi im Rückstand. Und hoffe morgen den heutigen Post schreiben zu können. Genug zu erzählen gibt es auf jeden Fall. Nur auch ein Problem: Schlafmangel aufgrund von langem Flug und zu wenig Zeit aufgrund von zu vielen zu sammelnden Eindrücken. Und deshalb ganz einfach, Herr S, X, P, F und Q: Fortsetzung folgt.