Weihnachten im Sommer, ungewohnt, aber nicht unangenehm. Ich fahre die Uferpromenade von Valparaiso entlang. Definitiv keine Schönheit, aber immerhin Meer. Und Seelöwen. Zumindest tönen sie wie Löwen. Etwas mehr als zur Hälfte zum Fischmarkt stosse ich auf dieses Schild:
Cafeteria abierto. Jaja. Irgendwie witzig. Cafeteria. Vermutlich unter diesem Unterstand. Hatte es mal noch ein paar Stühle. Und das Schild ist dann geblieben. Ich hatte schon öfters das Gefühl, dass Chile schon bessere Zeiten gesehen hat. Gerade auch diese Promenade in einer der Vorzeigestädte. Könnte etwas Auffrischung brauchen. Ich gehe ein paar Schritte weiter. Ah. Das Cafe war wohl mal im Bahnwaggon.
Ich mache diese Foto und will mich schon abwenden, da ertönt eine Stimme. Aus dem Waggon. Cafe. Chocolate. Abierto. Auch eine Möglichkeit. Entweder das Äussere einladend gestalten – oder aus dem Inneren Touristen anquatschen. Natürlich sage ich ja und betrete eine andere Welt.
Es ist hell, es ist hübsch, es ist vielleicht etwas kahl, aber durchaus attraktiv. Nur die Katzen. Schon bald beginne ich zu niesen. Allergie. Ich bestelle einen Tee. Viel Auswahl gibt es nicht. Kaffee, Cappuccino, Chocolate oder Tee. Dazu irgendein Keks. Ich bin ein wenig unsicher, ob das gut kommt. So von wegen Verdauung. Aber Tee ist gut. Und der Keks schmeckt frisch als er kommt.
Allzu viele Leute scheinen sich nicht in den Bahnwaggon zu verirren und die Dame hat ein grosses Redebedürfnis. Bloss blöd, dass sie nur spanisch spricht. Die Unterhaltung funktioniert aber erstaunlich gut. Mein Spanisch ist vor allem passiv, aber ein paar Brocken bringe ich auch raus und ab und zu hilft deepl. Was sie am meisten beschäftigt: vor kurzem (es tönt als ob heute) war ein tschechisches Paar im Waggon. Kann aber nicht heute gewesen sein. Denn die Tschechen haben ihr 200 Kronen gegeben. Ihr Sohn habe sie in der Bank umzutauschen versucht, aber nur Euro und Dollars. Klar.
Ich schlage den Kurs nach. 8000 Pesos. Knapp 8 Franken. Und natürlich tausche ich sie um. Ein Grund mal wieder nach Prag zu fahren. Ich gebe ihr 10000. Müsste reichen für Tee, Keks und Kronen. Reicht nicht. Denn Tee und Keks kosten 4000. Ein lächerlicher Preis – wie ich es auch erwartet hatte. Street wise. Ich muss schmunzeln und natürlich geht es in Ordnung. Für chilenische Verhältnisse absurd, für mich ein Klacks. Und das hat sie natürlich gechecked.
Ich trinke meinen Tee. Sie kommt noch einmal vorbei, aber die Kommunikation ist schwierig. Sie sitzt zwei Tische von mir entfernt. Jedes Mal, wenn ich in ihre Richtung schaue – betrachtet sie mich intensiv. Unangenehm. Und so verabschiede ich mich nach 10, 15 Minuten. Um eine Geschichte und 200 Kronen reicher.
Feliz Navidad.