Jetzt geht es plötzlich viel zu schnell. Ein Gefühl an das ich mich wohl werde gewöhnen müssen… Pucon, wo ich mich gerade befinde ist wie Villarrica wunderbar gelegen. Der Blick auf den Vulkan ist jedes Mal wieder eine Erfüllung – ich fahre durch die Stadt, plötzlich nehme ich etwas im Augenwinkel wahr – eben der Vulkan – und bin jedes Mal wieder überrascht über seine Erhabenheit und Schönheit. Auf einer Sitzbank zu sitzen, zu lesen und nur den Kopf heben müssen, um diesen Ausblick zu haben, ich geniesse es. Auch hat es gute Kneipen und gerne hätte ich diese Gegend noch etwas genauer erkundet. Aber wird kompliziert. Mit dem Brompton komme ich nicht weit. Aber morgen muss ich aus meinem winzigen Baumhaus raus und ich habe neue Ideen.
Lange hatte ich überlegt, wie ich mit Bus (oder Velo) auf Nebenwegen nach Argentinien gelangen könnte. Es gibt ein ziemlich abgelegenes Tal, das aber doch mit dem Bus erreichbar ist. Am Ende der Strasse hat es eine Fähre über einen See und dann sind es nur noch wenige Kilometer bis an die Grenze. Und von dort ist San Martin de los Andes, mein nächstes Ziel, zumindest theoretisch erreichbar. Tönt irgendwie wunderbar, aber auch anstrengend. Viele Höhenmeter mit dem kleinen Velo, viele Kilometer, kaum Gaststätten, mit Zelt kein Problem, ohne ist es mir zuviel. Hätte ich doch ein E Bike.
Ich habe soeben ein Buch fertiggelesen von einem Deutschen, der mit dem Velo durch Südamerika gefahren ist. Witzigerweise kam ich in Villarrica an die Stelle wo er durch Villarrica fährt. Er hat sogar eine noch abgelegenere Strasse gewählt, um von Argentinien nach Villarrica zu fahren. Landschaftlich sicher sehr schön, aber halt auch Gravel und eben. Sehr abgelegen. Was mich an seinem Buch etwas irritiert hat ist was ich schon oft gelesen habe: er klagt. Er ist zuerst von Peru nach Nordargentinien gefahren, dann mit dem Flugzeug nach Südpatagonien und von da wieder nordwärts. Beklage ich selber, dass ich diese Gegend auslasse, aber es wird mir zu viel. Und nach seinem Bericht doch auch wieder nicht so beklagenswert.
Er leidet. Zu schlechte Strassen, zu viele Steigungen und vor allem: permanenter Regen. Immerhin wäre jetzt bessere Saison. Aber dieses Klagen über die Strapazen, das habe ich schon oft gelesen. Und bei ihm wird es mit der Zeit nicht besser. Sondern eher schlimmer. Trotz besserer Kondition. Bergauf fahren ist eine Qual. Geht also nicht nur mir so. Weshalb ich so Fan bin von E Bikes. Wenn nur die Reichweite massiv besser wäre.
Und ein E Bike hat mich jetzt auch zur Eile getrieben. Ich wäre gerne noch ein wenig geblieben. Aber eben: Unterkunft muss ich eh wechseln und ich habe eine neue Idee. E Bike. Kann man mieten in Bariloche, von wo ich in 9 Tagen den Kontinent mal wieder durchqueren möchte.
Also anstatt mit dem Bus durch wunderschöne chilenische Landschaften zu fahren und eben doch immer an der Hauptstrasse zu bleiben, ist der Plan, morgen bereits nach Argentinien zu fahren. Mit Bus. 2 Tage oder so in San Martin de los Andes zu verbringen und dann nach Bariloche zu fahren und dort ein paar Tagesausflüge mit dem E Bike zu machen. In die Berge. Trails. Soll da wunderbar sein.
Chile bereits wieder zu verlassen schmerzt etwas. Ich mag das Land weiterhin sehr und habe noch kaum etwas davon gesehen. Jomo. Joy of missing out mal wieder. Der eine Teil in mir, der möglichst vieles sehen will, der andere, der inzwischen etwas müde ist und vielleicht auch schon genug gesehen hat. Und versuch zu lernen wie man zumindest ein ganz klein wenig entspannt. Und so solls jetzt in Langsamkeit schnell weitergehen.
Das Baumhaus