Argentinien und sein Rindfleisch. Eine Liebesgeschichte. Hört man allerorten. Und vielleicht ist es das auch. Und wie bei Liebesgeschichten ist es von aussen oftmals nicht so leicht nachzuvollziehen. Oder ich hatte einfach Pech. Gut. Das Stück Fleisch vor ein paar Tagen war gut. Nicht spektakulär, aber gut. Wirklich gut. Note 5. Vielleicht sogar 5+, definitiv keine 5.5. Aber sicher eine 5. Keine Liebesgeschichte, das nicht. Aber gut.
Heute Abend gehe ich in ein Restaurant, das mir explizit empfohlen wurde. Die Rezensionen sind nicht phänomenal, aber auch nicht schlecht. Ich lasse mich beraten, der Kellner empfiehlt mir Asado. Machen wir. Als er fragt wie ich es gerne möchte, meine ich: so wie es Argentinier am liebsten mögen. Und dann steht es vor mir. Natürlich ein Berg. Ein Teil liegt nun in meinem Kühlschrank. So ungefähr eine halbe Kuh. Aber eben: Kuh. Das Fleisch war zäh. Die Marinade OK. Insgesamt bei Weitem nicht das schlechteste Stück Fleisch, das ich je gegessen habe. Aber wenn das die Liebesgeschichte ist, dann überrascht es mich nicht, dass Argentinien in der Krise steckt.
Etwas versöhnen tut mich als ich von der Toilette zurückkomme und gehen möchte. Der Kellner hält meine Karte in der Hand. Mist. Rausgefallen. Dabei habe ich das Portemonnaie extra mit so einer Ausziehschnur an der Hose festgemacht. In Dubai ist mir das Portemonnaie mal unbemerkt aus der Hose gerutscht. Lag am Boden. Jemand hat mich darauf aufmerksam gemacht. Wäre das nicht geschehen hätte das Stress bedeutet. Viel Stress. Sehr viel Stress. Will ich nicht und deshalb Gummischnur.
Am Nachmittag war ich beim Barbier. Es war mal wieder mehr als überfällig. Dabei war ich doch erst in Chile beim Coiffeur gewesen. Kurz vor Villa Baviera. Ach Gott, ist halt auch schon wieder Ewigkeiten her. Zu viele Abenteuer. Der junge Mann macht seinen Job gekonnt, es kostet 17’000, was keinen 15 Franken entspricht. In den USA 60-100 Franken als Vergleich. Ja, die Löhne sind wohl tief, man erkennt das Entwicklungsland. Wobei ich einmal mehr erstaunt bin wie toll die Geschäfte ausgestattet sind, phänomenale Innenarchitektur, erinnert mich immer wieder an Berlin vor 20 Jahren.
Beim Zahlen steht dann plötzlich 170’000 auf dem Display, allerdings nur extrem kurz und er korrigiert es auch gleich wieder. Vermutlich ein Versehen, ich bin aber erstaunt, dass das nicht öfter geschieht. Einfach eine Null zu viel eingeben, das Display etwas verdecken und hoffen, dass die Quittung nicht verlangt wird. 150 statt 15 Franken, das lohnt sich. Ist mir bislang noch nie passiert und Quittungen werden auch fast ohne Ausnahme selbst im kleinsten Laden unaufgefordert ausgehändigt. Das ist nicht überall auf der Welt Standard…
Und sonst war Chilltag. Starker Regen bis am Nachmittag, durchaus gemütlich mal einfach zu Hause zu bleiben. Und meinem neuen Motto zu genügen: dörfs es bitzeli weniger sii? Daraus könnte noch eine Liebesgeschichte werden.