Mission Accomplished
Naja. Eine Mission hatte ich ja eigentlich nicht. Und noch eigentlicher frage ich mich, was diese Reyse überhaupt sollte. Was ihre, ähm, Mission war. Das Ziel. Der Grund. Was auch immer. Ich glaube, darauf gibt es keine Antwort. Ich hatte die Möglichkeit, ich habe sie genutzt und ich habe sicherlich viel gelernt, viel profitiert, viel erlebt, viel unternommen, aber einen tieferen Sinn kann ich zurzeit noch nicht erkennen darin. Mal schauen, ob das noch noch gestrichen werden könnte.
Aber eine Mission habe ich erfüllt. Atlantikwasser mit einem Ebike zum Pazifik transportiert. Gut. Die letzten Kilometer mit Bus und Metro, aber das war OK. Nach 10’000 Kilometern, vielen Umwegen und einem Velo, das leider nicht hielt, was ich mir davon versprach. Aber die Reyse war wunderbar. Jeden Tag aufs Velo, fast jeden Tag an einem neuen Ort, so viele Landschaften, Ortschaften, Eindrücke, Erlebnisse, Abenteuer. Wie ich die Ausserirdischen getroffen, den Mississippi runtergefahren bin, nein, definitiv, es war gut.
Und dann habe ich gleich wieder Wasser aus dem Pazifik aufgefüllt – und dieses mit einem Brompton, vor allem mit Zug und Bus zum Atlantik transportiert. Eine ganz andere Reyse. Von Stadt zu Stadt. Von Stadt mit Namen zu Stadt mit Geschichte. El Paso an der mexikanischen Grenze. Austin, das neue Kalifornien. Dallas, wo JFK erschossen wurde. Memphis, New Orleans, die Bürgerrechtsbewegung, Kleinstädte, von denen ich nie gehört habe und die doch faszinierend waren. Ich muss konstatieren: es war gut.
Und dann mit dem Flieger das Wasser aus dem Atlantik zum Pazifik. War etwas billig. Hat mir aber eine dritte Reyse ermöglicht, die ebenfalls unvergesslich bleiben wird. Neue Länder, die mich gepackt haben. Südamerika ist nebst Europa zu meinem Lieblingskontinent geworden. Wenn auch das Reysen mit dem Brompton oftmals anstrengend war. Darauf ist man hier nicht vorbereitet. Aber sobald es den Bus verlassen hatte war ich wieder in meinem Element. Habe täglich ein, zwei, drei Dutzend Kilometer zurückgelegt, manchmal noch mehr, selten weniger. Und auch wenn ich am Schluss schon etwas erschöpft war und in Buenos Aires 14 Tage wie im Nu vorbeigehen liess, alle weiteren Reyseideen ignorierte und einfach zur Ruhe zu kommen versuchte, das war gut.
Und jetzt geht es zurück nach Europa. Nach 210 Tagen Sommer zurück in den Winter. Ich hoffe, ich erfriere nicht auf dem Weg vom Zug nach Hause. Aber ich mache mir auch schon wieder viele Gedanken über die Zeit zuhause. Freue mich darauf, Freunde und Verwandte zu treffen, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen, aufs Ebiken, ins Solebad gehen, auf die heimische Kulinarik, auf meine Wohnung, halt auf all das, was ich schon auch mehr, manches weniger vermisst habe. Und ja, ich freue mich auch wieder aufs Unterrichten. Bin vielleicht grad etwas unsicher, wird eine Umstellung sein, plötzlich wieder vor 20 jungen Leuten zu stehen und sie zu unterhalten, respektive zum Arbeiten zu animieren. Auf jeden Fall habe ich schon wieder viele Ideen und hoffe, dass die auch funktionieren und gut ankommen. Der Zeitpunkt für die Rückreise passt, die Reyse ist zu einem Halt gekommen, ich könnte problemlos noch eine weitere Woche in Buenos verbringen, aber danach müsste ich wohl definitiv weiter. Und dass dieses Weiter jetzt ein Zurück nach Hause bedeutet, das stimmt für mich. Es ist auf jeden Fall gut.