Zum Inhalt springen

Calamares

Es ist noch etwas früh. Ich weiss. Gleichwohl habe ich Hunger. Der ganze Tag im Zug, Sandwich und Süssigkeiten sind allmählich verdaut. Ich schaue ins Menu eines Restaurants direkt am Meer in Brindisi und bin überrascht: spannende Auswahl, vernünftige Preise. Das Velo ist schnell angeschlossen, doch die „Mama“ meint: siete et mezza. Also fahre ich noch etwas rum. In der Hoffnung, etwas Anderes zu finden. In der Innenstadt scheinen nur Kebabbuden und das „Maccharoni“ geöffnet zu sein. Doch dieses auch erst ab später und das Menu macht mich nicht wirklich an.. Ich kurve rum, nerve mich etwas, geniesse zugleich das Entdecken der Stadt. Etwas vor halb Acht bin ich wieder am Meer – und es sitzen schon einige Menschen im Restaurant meiner Wahl. Grummel.

Vor mir sitzt eine deutsche Familie. Vor der Mutter ein „Hugo“, der fast so gut aussieht wie sie wohl einmal ausgesehen hat. Vis-à-vis er, der vermutlich mal sehr stolz gewesen ist auf seine hübsche Frau. Und dann der Sohn, der von der Mutter vielleicht den Intellekt, sicher aber nicht das Aussehen geerbt hat.

Auf dem Tisch stehen nebst dem üblichen Coperto eine Flasche Ketchup und eine Flasche Mayo. Ich staune. An einem solchen Ort? Und in der Tat werden bald darauf 8 Stück Bruschetta herangetragen, knuspriges Brot, Tomate, Mozzarella und anderer Käse, verschiedene Formen von Aufschnitt. Optisch und geschmacklich sehr gelungen wie ich nach den ersten Bissen zufrieden feststelle. An den Nachbartisch werden hingegen mickrige Pommes geliefert. Deshalb die Saucen. Und schon schmatzt es zufrieden, Pommes mit Mayo. Ich mag gar nicht hinsehen.

Etwas später wird der Pulpo serviert. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Sieht sehr lecker aus. Grilliert. Mag ich. Bloss habe ich keinen Pulpo bestellt, sondern die Familie am Nebentisch. Dachte ich. Die Mutter wehrt sofort ab. So etwas, also nein, das geht gar nicht. Drei Portionen werden in die Küche zurückgebracht. Ich bedaure. Wenig später der nächste Versuch. Pulpo frittiert. Ich bin skeptisch, ob das klappt. Vorsichtig wird probiert, dann die Karte vom Gestell geholt, das Englisch in Deutsch übersetzt, der Kellner herbeigewunken. Calamares, nicht Pulpo. Drei Teller gehen zurück in die Küche.

Inzwischen habe ich nicht nur die Bruschetta genossen, sondern auch die Paccheri mit dem Fang des Tages. Allmählich will ich gehen, aber am Nebentisch wird wohl gleich noch etwas geliefert. Ich warte, will schon gehen, da kommen drei neue Teller. Mit frittierten Calamareringen. Die Mayo spritzt, das Schmatzen lässt sich wieder vernehmen, drei Menschen sind glücklich. Immerhin sind sie in den Ferien am Meer, da muss man doch schon etwas Meeresfrüchte geniessen! Die genau gleich schmecken wie jene Zuhause aus dem Kühler!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert