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Angst ist ein Hund

Angst ist ein Hund. Anhänglich bis zur Selbstaufgabe wacht sie über das Wohl ihres Herrchen. Bloss, dass sie dumm ist wie ein Huhn und sich statt gegen fiese Einbrecher allzu oft gegen das Herrchen selber wendet. Die Situation falsch einschätzt. Alarm schlägt, wo keine Gefahr droht. Oder vielleicht auch einfach nur spielen will. Und nicht realisiert, dass das Spiel des Herrchens Leben aufs Spiel setzt.

Angst ist ein fucking Kerberos. Ein Höllenhund. Der die Unterwelt bewacht. Damit die Toten sie nicht wieder verlassen. Damit die Lebenden nicht aus Versehen einen Einblick darin erhalten. Bloss, dass er dement ist. Oder dumm. Oder beides zugleich. Und stattdessen den Lebenden das Gefühl der Hölle vermittelt, die Höllenpforten öffnet, um den Lebenden die darin enthaltenen Schrecken als Gefühl verständlich zu machen. Und im schlimmsten Fall damit die Lebenden dermassen zu attackieren, dass ihnen nur die Möglichkeit bleibt mit aller Kraft an ihm vorbeizuhechten, um so dem Anblick seines Antlitzes zu entfliehen. Selbst wenn dies den Gang durch die Höllenpforten bedeutet, den Eingang in die Ewigkeit. Was zum Glück nicht oft gelingt, denn Kerberos ist wachsam. Aber eben auch schon alt und manchmal unaufmerksam.

Angst ist eine Chimäre. Der Bruder oder die Schwester des Kerberos, wer weiss das schon. Ein feuerspeiendes Höllentier, falsch wie eine Schlange, stark und majestätisch wie ein Löwe, mit übernatürlichen Fähigkeiten gesegnet wie eine Ziege. Die alle täuscht. Die den Gedanken mit dem Gefühl verbindet und so das Eingebildete Realität werden lässt. Allerdings nicht in Realität, sondern nur in Gedanken. Gefangen im Inneren ohne Entsprechung im Äusseren.

Angst ist eine Hydra. Auch sie eine Schwester des Kerberos. Und der Chimäre. Eine schrecklich nette Familie. Sie lässt einen den eigenen Kopf verlieren, um so selbst zwei neue wachsen lassen zu können. Sie ist unsterblich. Zumindest für Normalsterbliche nicht zu bezwingen. Wer gegen sie ankämpft droht sie erst zu stärken. Und doch ist der direkte Kampf die einzige Möglichkeit, sie niederzuringen. Sie wenn schon nicht zu töten, ihr so doch zumindest ihre Macht zu nehmen. Sich mit ihr zu versöhnen. Ihr vielleicht nicht die Augen auszustechen, sondern ihren Blick zu ertragen.

Angst ist eine Sphynx. Sie tötet, wer ihr begegnet. Oder versucht es zumindest. Sie stellt Rätsel, die nicht zu lösen sind. Ohne deren Lösung es aber kein Entrinnen von ihr gibt. Sie foltert aus Lust, sie liebt es zu quälen, sie mag es, Schrecken zu verbreiten. Sie ist einfältig und doch so mächtig, sie ist die Schwester der Hydra. Und der Chimäre. Und des Kerberos.

Angst ist eine Skylla. Die alles frisst, was in ihre Nähe kommt. Die mit ihren Fangarmen alles ergreift, was ihr zu nahe kommt. Verführerisch wie eine graziöse junge Frau, die mit ihren leiblichen Reizen spielt, um jene anzulocken, die ihr verfallen sollen. Und sie dann quält. Oder wenn sie Gnade walten lässt gleich tötet. Gnadenlos, ohne Gewissen. Sie würde gut zur Familie passen, doch sie ist nicht verwandt mit Hydra, Sphynx, Chimäre und Kerberos. Aber – oh Wunder – sie verfügt über einen Unterleib aus sechs Hundeköpfen und 12 Hundebeinen. Was auch wieder nicht weiter erstaunt.

Denn Angst ist ein Hund. Aber zum Glück sind die meisten Hunde keine Hunde.

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