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Tag 18 Ruhetag…

Detroit habe ich erreicht, ein Apartment für 3 Tage gemietet und es ist – etwas heiss. Erstaunlicherweise hat es keine Klimaanlage, ansonsten: top. Gemütlich eingerichtet mit super ausgestatteter Küche. Ich habe bei einem Bauern sogar extra Tomaten, Gurken und Zucchetti gekauft, die liegen aber weiter herum, weil es einfach zu gute Restaurants hat in der Gegend. Heute im Alpino. Fondue mit Raclette. Und so. Ich gönnte mir eine ausgezeichnete Forelle meuniere.

Ruhetag. Ich schlafe tatsächlich etwas aus, beginne dann mit einer Recherche, was man in Detroit überhaupt machen könnte. Fast alle Museen sind geschlossen (Montag). Ich checke den Wetterbericht, am Morgen gut, am Nachmittag Gewitter. Also mache ich mich doch rasch auf den Weg und will ins fast 20 Kilometer entfernte „The Ford“ fahren. Auch ein Museum, das Tim Moore in seinem Buch über das Ford T Modell löblich erwähnt hatte. Um dahin zu gelangen muss ich eben fast 20 Kilometer die Michigan Avenue in Richtung Süden fahren – davor hatte mich mein Wohnungsnachbar gestern genau gewarnt. Hm.

Draussen vor der Tür mache ich mein Bike bereit. Aus dem Nachbarshaus treten zwei reizende ältere Ladies. Und sind gleich begeistert von meinem Velo. Meinen Plänen. Vermutlich auch von mir. Die zwei sind super gut drauf, erzählen viel, dass das hier mal fast ein Slum war, heute gentrifiziert. Ich frage Sie, ob ich problemlos zum Museum fahren könne. Sie verstehen die Frage nicht wirklich. Ich frage Sie nach No Go Areas. Die Eine meint, nein, da müsse ich keine Angst haben, dass irgendwo einer mit dem Maschinengewehr stehe und alles niedermähe.

Na gut, mir würde schon genügen, wenn mir einer eine Knarre an die Schläfe hält. Oder aus 100 Metern Entfernung damit droht. Die Ladies bleiben cool. So bleibt mir nichts anderes übrig, als es ihnen gleichzutun.

Über die Fahrt zum Museum und vor allem die Fahrt zurück in die Innenstadt wird es einen separaten Post geben. Das war schon ziemlich krass. Aber Knarre habe ich zumindest keine wahrgenommen.

Das Museum ist gross, nicht einfach ein Ford Museum, sondern irgendwie Technikgeschichte der USA oder so. Viele coole alte Autos, tut gut, mal was anderes zu machen als Velo fahren. Ich gelange kurz vor einem Sturm im Museum an und zwei Stunden später verlasse ich es wieder, kurz nachdem die letzten Regentropfen gefallen sind. Mir gehts gut, dem Display meines Velos auf den ersten Blick weniger. Wieder Kondenswasser, das komischerweise schnell verdunstet ist.

Ich rufe den Velomech in Chicago an, da ich immer noch nichts gehört habe, es kommt die Aufforderung zu texten. Mache ich. Langsam wird es dringend. Einige Stunden später meldet sich dann die Inhaberin endlich und ich fühle mich gleich in guten Händen. Bloss: Sie meint, was ich schon erwartet habe: das Display muss ersetzt werden, geht auf Garantie, ob das aber in mein knappes Zeitbudget passt, wird sich weisen müssen. Ich werde voraussichtlich nicht Wochen in Chicago festhängen, womöglich aber ein weiteres Wochenende da verbringen müssen. Was mich im Moment kein bisschen abschreckt. Im Gegenteil, sollte ich eine schöne Wohnung finden, Chicago soll eine sehr attraktive Stadt sein…

Und die Weiterfahrt ab da habe ich eh noch nicht so genau geplant. Weshalb ich heute die Route nochmals checke und sehe, dass ich da noch einige nicht unbedingt notwendigen Umwege eingeplant hatte. Lässt sich kürzen. Im schlimmsten Fall noch mit dem Zug ein paar Stationen abkürzen, sollte aber nicht nötig sein. Das einzige, was womöglich Probleme bereiten könnte sind die Übernachtungsmöglichkeiten. Ich werde in sehr abgelegene Gebiete mit wenigen Hotels gelangen. Und ob es dann Zeltplätze hat – könnte man recherchieren, ist mir zu mühsam.

Morgen wird sich weisen, ob sich das Ganze einfach lösen lässt, dann werde ich hoffentlich eine nice Wohnung mieten können, mal schauen. Am Morgen soll es regnen, zu Mittag gibt es mein Gemüse und der verregnete Nachmittag sieht nach Wetterbericht bereits wieder besser aus. Ob ich da zur Ruhe kommen werde? Zu tun gibts auf jeden Fall vieles, zum Beispiel den Bericht über heute zu schreiben und die Fotos aufzubereiten. Denn Detroit ist eine schwierige Stadt! 2013 ging sie bankrott und auch wenn es heute vielerorts wieder aufwärts geht sind die Folgeerscheinungen des Niedergangs überall sichtbar. Und zwar krass sichtbar.

P.S. Ist Ihnen aufgefallen, dass sich der Hund im Beitragsbild für den Tanz schämt? Wie er in die Kamera schaut und man ihn regelrecht das „cringe“ denken hört?

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