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Basketball vs Bürgerkrieg

Vor einer Woche wurde auf Donald Trump geschossen. Nicht weit von hier, im gleichen Bundesstaat. Heute erklärt Joe Biden ohne seine engsten Berater informiert zu haben, dass er nicht mehr für die Präsidentschaft kandidiert. Die Idee, unter anderem den Wahlkampf in den USA mithilfe eines Roadtrips zu beobachten, scheint spannender zu werden als gedacht. Oder auch nicht. 

In der NZZ am Sonntag lese ich, dass die USA kurz vor einem Bürgerkrieg stünden. „Nach dem Attentat auf Trump droht in den USA eine Eskalation der Gewalt.“ Davon ist hier zumindest nichts zu spüren. Ich sitze in einer Kneipe, wo die Portionen so gross sind, dass alle 3/4 des Essens mit Nachhause nehmen. Ich hätte die French Onion Soup wohl besser weggelassen, die Pasta Alfredo mit extra viel Sahne habe ich aber nebst dem Knoblauchbrot beinahe gegessen. Vor, hinter, über mir flimmern Flatscreens. Baseball, Basketball, Werbung. Die Ankündigung, dass die Raptors gegen die Spurs spielen werden. Auf keinem Screen erschien bislang eine „urgent news“, dass Biden nicht mehr antritt. Das scheint hier keinen zu interessieren. Bürgerkrieg? Im SwingState Pennsylvania eher unwahrscheinlich.

Gut, bislang habe ich doch einige Pro-Trump Wahlplakate ausgemacht. Allerdings deutlich weniger als ich tote Tiere am Strassenrand gezählt habe. Und hier in Lewisburg hat es einige Regenbogenflaggen. Hinweise, dass wohl auch einige nicht Trump wählen werden. 

Kamala Harris also. Sie soll die Kartoffeln aus dem Feuer holen. Oder so. Sie ist vielleicht Bidens grösster Fehler. Ich habe keine Ahnung, ob sie als Politikerin etwas taugt – Biden liess ihr kaum Gelegenheit, sich zu profilieren. Und das ist wohl ihre grosse Schwäche – aber vielleicht auch ihre grosse Stärke. 

Vor einigen Tagen habe ich irgendwo die These gelesen, dass Trump die Republikaner damit erpresst habe, dass er alle Wahlen verlor. Alle von ihm aufgestellten Kandidaten hatten kaum Chancen, nur Wenigen gelang der Einzug in die Politik. Würden sich die Republikaner also nicht Trump unterordnen, würden sie die Wahl verlieren. Eine steile These, die mir nicht komplett einleuchtete. 

Wie auch immer. Der Wahlkampf bleibt spannend. Vielleicht treffen Trump und Harris aufeinander, vielleicht auch jemand anders. Harris scheint zurzeit kaum eine Chance zu haben, aber vielleicht ist gerade ihre fehlende Profilierung eine Chance. Nicht unwählbar für die Linke, nicht unwählbar für die Mitte, vielleicht auch nicht unwählbar für die gemässigt Rechte. Nicht, dass diese Menschen für Harris brennen würden, aber es gibt viele Menschen in den USA, die sich keine weitere Amtszeit Trump wünschen.

Letztendlich entscheidet sich das Rennen in den sogenannten „Swing States“. Und da liegen Biden und Trump jeweils nur wenige Prozentpunkte auseinander. Mit klarem Vorteil für Trump. Es wird spannend sein, zu beobachten, wie und ob sich diese Zahlen in den nächsten Tagen und Wochen verändern werden. Die Wetten stehen klar für Trump, aber entschieden ist die Wahl noch nicht.

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