Zum Inhalt springen

Tag 33 Closed Roads

Ich habe zwar schon in Chicago den zweiten Teil meiner vielteiligen Tour ausgerufen, doch die ersten Tage nach Chicago ähnelten noch jenen von zuvor. Viele Trails, schöne Wege, gute Strassen, dicht bis sehr dicht besiedelt, gute Infrastruktur. Seit ich den Mississippi überquert habe wird die Landschaft ländlicher. Werden die Strassen schlechter. Bis auf die Bike Trails, die nun auch allmählich enden.

Allmählich, da in Mankato, meinem letzten Übernachtungsort mal wieder Bike Lanes eingezeichnet sind und es noch Trails gibt. Nur so von wegen…

Der eine offizielle Trail liegt allerdings hinter dieser Mauer, die wunderschön bemalt ist – im Bereich, den man von der Strasse her sieht. Wir sehen zudem den Bahnhof, der aber wie an so vielen Orten kein Bahnhof mehr für Passagiere ist. Es gibt Büros darin, entweder für den Güterverkehr oder für Drittfirmen, angeschrieben ist nichts.

Hinter der Mauer sieht es dann so aus. Tristes Ufer, es handelt sich offensichtlich um Hochwasserschutz. Ästhetisch gelungen ist er aber nicht unbedingt, auch wenn es einen Baum mit Sitzgelegenheiten hat.

Es geht noch ein letztes Mal auf einen Railtrail, der abrupt endet. Road Closed. Die Alternativstrasse: Road Closed. Wobei diese Strasse inzwischen richtig überwuchert ist. Der Umweg ist zum Glück nicht allzu gross, aber es ist jedes Mal ein Stress. Komme ich mit dem Velo ev. doch durch? Wie gross ist der Umweg? Ist beim Umweg wiederum eine Strasse gesperrt? Gründe dafür gibt es natürlich viele, Unwetter sind aber definitiv ein wichtiger.

Einige Kilometer weiter treffe ich auf ein Skigebiet. Drei Sessellifte. Auf einen Hügel von wohl nicht mal 50 Höhenmetern. Es wirkt fast schon absurd. Vom linken Lift könnte man leicht zur Abfahrt am rechten Lift traversieren. Vielleicht hat es einfach so viele Leute, dass es die grössere Kapazität benötigt?

Ich schmunzle. Es gibt Schneekanonen, ein grosses Schild weist auf das Mount Kato Skigebiet hin, ich bin halt etwas verwöhnt. Schnee scheint es genügend zu haben, überall gibt es Hinweisschilder für Schneemobile (hier erlaubt, dort nicht). Ich fahre weiter und erschrecke eine Frau fast zu Tode. Ich habe die Angewohnheit mit der Gangschaltung rauf und runter zu schalten, wenn ich mich auf Menschen zubewege. Damit die mich hören. Funktioniert oft. Sie reagiert regelrecht panisch. Ich entschuldige mich, fahre weiter und überlege mir, ob das Geräusch womöglich dem Klicken eines Gewehrhahns ähnelt? Wäre eine mögliche Erklärung.

Ich gelange zur Rückseite des Hügels und bin platt. Durch Äste hindurch sehe ich weitere Lifte und konsultiere Doktor Komoot. Dieser zeigt das folgende Bild:

Es gibt noch mehrere weitere Lifte auf den gleichen Hügel. Wirklich absurd.

Und dann folgen geschlossene Wege. Zum Glück meist mit wenig Konsequenzen. Aber ich muss das in meine Reichweitenplanung mit einbeziehen.

Und das nach nun echten 4000 Kilometern. Ich fahre ja fast jeden Abend noch ein paar Kilometer, bin in New York durch die Stadt gecruised, an meinen Ruhetagen nicht ruhig geblieben – all dies dazugezählt sind die 4000 bereits voll.

Sobald die 4000 voll sind, beginnen die Gravelstrassen. Komoot nennt es „Strassenbelag“, es ist aber ein harter Untergrund mit Kies oder ähnlichem drauf. Von gut befahrbar bis fast unfahrbar. Deutlich anstrengender und vor allem benötigt es auch mehr Strom. Auch das werde ich in meine Routenplanung einfliessen lassen müssen.

Man sieht meine Spuren… Ein Hin- und Herschlittern, sehr anspruchsvoll zu fahren mit kleinen Rädern und zu viel Gepäck…

Die Strassen werden schlechter, die Landschaft weiter, die Häuser weniger. Wo es bislang eigentlich fast immer links oder rechts der Strasse ein Haus in Sichtweite gab (schlimmer als in Europa!), fahre ich erstmals durch menschenleerere Gegenden. Aber bei weitem noch nicht menschenleer. Gesäumt werden die Pfade von ewigen Maisfeldern.

Irgendwann sind die ungepflasterten Strassen aber auch zu Ende und ich muss auf den Highway. 65 mph (gut 100 Km/h), zwei mal zweispurig. Unangenehm, aber entlang des Mississippi bin ich auf einer identischen Strasse gefahren und da war das ein offizieller Veloweg. Aber auch Sonntagmorgen. Die meisten Autos und Trucks überholen diszipliniert auf der linken Spur. Und: eigentlich ist der Highway 2 mal dreispurig. Standspur. Die ist die meine und das entspannt das Ganze deutlich.

Es geht dann bald wieder zurück auf die Gravelstrassen. Und ich sehne mich schon bald wieder nach Autobahnen. Beides schwierig. Irgendwann muss ich aber zurück – und jetzt wirds brutal. Der Standstreifen fällt weg.

Respektive ist nun ebenfalls Gravel. Die Gefahr darauf zu stürzen ist zu gross, so bleibt mir nichts anderes übrig als auf der rechten Spur zu fahren. Fühlt sich nicht gut an. Und für einmal lässt mich Komoot im Stich. Respektive fast. Ich finde eine gar nicht mal grosse Umfahrung, vielleicht 5 Kilometer Umweg auf wie sich zeigen wird teilweise sehr guten Strassen, teilweise sogar mit Veloweg. Die App ist wirklich gut, aber man muss manchmal etwas nachhelfen…

So erreiche ich Windom. Der Dorfkern ist ganz OK, aber am Rande davon führt dieser Highway durch, einfach etwas schmaler. Mein Hotel liegt ebenfalls an dieser Strasse – und es ist richtig laut. Wird in der Nacht aber wohl besser werden. Und – für Hans – ich finde einen phänomenalen Mexikaner, dessen Fajitas auch mich begeistern. Bloss, Hans: Essen und Essenz ist nicht dasselbe. Nur, damit das gesagt ist.

Und für alle, die es bis hierhin geschafft haben noch ein Extra: mein erstes „echtes“ Drohnenvideo von mir und meinem Kindervelo. Das nicht gerne Kindervelo genannt wird und eigentlich wollte ich noch etwas zu diesem Thema schreiben, aber es war ein längerer Tag als geplant und morgen wird streng. Autobahn. Strassenbelag ohne Strassenbelag. 150 Kilometer plus. Und vielleicht dazu hinzu ein Abenteuer.

Und noch eines – der allerdings etwas Ladezeit benötigt (>100Mb)

Schlagwörter:

2 Gedanken zu „Tag 33 Closed Roads“

  1. Existenz ohne Essen nichtet die Essenz, ausser als Hungerkünstler (Kafka), auch wenn deine Existez und Essenz derzeit vor allem auf dem Strassenbelag gründet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert