Ein weiterer Ruhetag. Ich lese im von Bro empfohlenen Buch von Hein de Haas über Migration, eine lohnende Lektüre. Erst gegen Abend fahre ich in die Stadt, setze mich ans Ufer, wo Kinder planschen, junge Menschen lesen oder sich einfach entspannen. Jemand verkauft laut rufend Churros (Süssigkeiten), ein anderer eine andere Süssigkeit, eine junge Frau aber erhält meine Aufmerksamkeit. Es ist mir schon mal aufgefallen, in San Martin, dass jemand Sticker verkauft. Was soll das? Es dauert bis sie bei mir ist – denn viele Leute sind an ihrem Angebot interessiert. Spannend. Und tatsächlich, es sind Sticker. 3 für 2000 (knapp 2 Franken). Teuer. Es hat Stickers von Messi, Maradona, Argentinien, Bariloche, Katzen und vielem mehr. Ich schaue nach, ob ich überhaupt „Kleingeld“ habe – ich habe. Ich gebe ihr 2000, suche mir 3 Sticker raus, dann sehe ich einen 4., den ich unbedingt möchte. Malvinas Machen wir halt 6 draus. Bei 5 habe ich aber genug – und mache es mal wider kompliziert. Mir genügen 5, für sie ist das doch auch OK, dann kann sie einen mehr verkaufen. Sie sieht aber vor allem, dass ich ihr nur 2000 gegeben habe. Sie drängt mir deshalb verständlicherweise einen 6. auf und ich realisiere zum Glück rasch, dass ich ihr noch Geld schulde. Sie zieht von dannen. Ich verstehe weiter nicht wirklich den Sinn davon – ist das so Sammelbildmässig oder ist das eher eine soziale Unterstützung, so wie ich der Bettlerin in Santiago Schleckstengel abgekauft habe?
Ich fahre weiter, denn ich habe noch etwas vor. Ich schiebe mein Brompton eine unfassbar steile, leicht gewundene Strasse hinauf. Zum Glück hats nicht zu viele Autos. Fast zuoberst ist mein Ziel.

Ein Veloladen. Wo ich gestern schon war. Um 2 vor 12. Weil ich ihn nicht gleich gefunden habe, habe ich auf Google Maps nachgeschaut, wo er ist – und die Mitteilung gesehen, dass er um 12 schliesst. Ich ging dann einkaufen. Jetzt ist er geöffnet, von 17:30-19:00. Und das passt auch besser. Der Besitzer zeigt mir einige mögliche Touren, nichts allzu Wildes. Er hat zwei Typen von Ebikes. Ein billiges mit kleinem Akku (370Wh) und ein teureres Fully mit grossem Akku (knapp 800Wh). Der Preisunterschied ist gewaltig, aber ich verstehe nicht, wie man mit dem kleinen sinnvolle Touren fahren kann. Er meint 70 Kilometer in Stufe 1 oder 2 – da kann ich gleich auf den Motor verzichten… Kenne ich. Ich wähle das bessere aber auch aus dem Grund, weil ich mal ein Fully (vollgefedert) fahren und den Brosemotor kennenlernen möchte. Ich kenne vor allem Boschmotoren, Brosemotoren sind leicht angepasst in Specialized Velos zu finden, eine sehr gute Marke.
Als ich bezahlen möchte gibt es ein kleines Problem. Er akzeptiert keine Kreditkarten, hat kein Lesegerät. Bargeld habe ich letztes Mal 60 Dollar bezogen – mit 10 Dollar Gebühr. Das Bike kostet für 2 Tage gut 200 Franken, das wird extrem mühsam. Zuerst gibt er mir den Tipp, mir selbst mit Western Union Geld zu senden. Und es dann an einem WU Schalter abzuholen. Absurd. Kostet auch Gebühren, aber so könne ich fast jeden Betrag abheben. Dann nennt er aber noch eine andere Möglichkeit, die universell verbreitet ist: Paypal. Natürlich ist mein Passwort falsch gespeichert, aber nach einigem Herumprobieren klappt es.
Ich fahre los und staune etwas. Er meinte, sie hätten die schwersten zwei Gänge gesperrt, da zu viele Kunden einfach immer in diesen Gängen blieben – und den Motor arbeiten liessen. Hätte ich nicht gemacht. Führt aber zum absurden Ergebnis, dass ich bei 25 Km/h strample wie blöd und bei 30 definitiv Schluss ist. Gut. Das Velo ist fürs Gelände gemacht. Aber doch etwas seltsam. Spielt aber keine Rolle, ich bin gespannt und freue mich auf zwei Touren, freue mich auch darauf, mal wieder den Unterschied zwischen mit und ohne Motor zu sehen. Positiv beim Brose fällt gleich die Geräuschkulisse auf – der Motor ist nicht zu hören. Da etwas am Rad streift fahre ich nochmals die Hügelstrasse rauf – absolut problemlos, der Motor hat Kraft. Das Problem ist schnell behoben und so fahre ich zurück zur Wohnung. Einen grossen Unterschied zum Brompton merke ich nicht. Ausser: ich kann jetzt auf dem Dreckstreifen neben der Strasse fahren und blockiere nicht mehr den Verkehr, ist doch auch schon was.
@Bro: Ich habe deinen Kommentar nochmals durchgelassen, möchte dich aber in Zukunft bitten, nicht zu gendern, darauf reagiere ich allergisch (Heuschnupfen und so). Leser, bitte. Nicht Lesende. Du bist ja auch mein Bruder und nicht mein Brudernder. Oder so. Ein Winterthurer. Nicht ein Winterthurender. Ein Reysender. NIcht ein, ähm. Lassen wir das.