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Noch 15 Tage Velofahren

Buenos Aires gefällt mir ausserordentlich gut. Vielleicht ganz typisch für ein doch recht stark links regiertes Land sind die unzähligen Parks, auf die ich sicher ein ander Mal noch zu sprechen komme und auch die vielen Velowege. Minsk in Belarus schlägt Buenos Aires in meinen Augen zwar (in Abhängigkeit von der Grösse), aber das Velowegnetz ist imposant. Die meisten Strassen sind Einbahn – und es hat Platz für einen klar abgegrenzten, zweispurigen Veloweg. Das Problem ist allerdings ein anderes: die Verkehrsteilnehmer.

Wo ich in Puerto Madryn den Verkehr als Tanz beschrieben habe, ist es hier ein Kampf. Fussgänger gehen ohne zu Schauen auf die Strasse, Autos beschleunigen selbst wenn man in der Mitte der Strasse steht, Abbiegen ist potenziell tödlich. Klar, der Velostreifen ist ja abgegrenzt und wird deshalb ausgeblendet. Gibt es nicht. Wenn also der Velostreifen rechts ist und ein Auto rechts abbiegt – dann gibt es im Verhalten des Autofahrers keine Velos. Und wenn der Velostreifen links ist… Besonders fies ist es auch oft, wenn man korrekt auf dem Velostreifen eine Einbahnstrasse im Gegensinn durchfährt. Wenn eine Strasse quert, hat es ein Rotlicht. Für die querenden Autos. Nicht aber für die Velos. Denn ist ja eine Einbahnstrasse und deshalb hat es auch nur ein Rotlicht für die entgegenkommende Seite. Sehr gefährlich. Und mühsam, wenn querende Autos am Rotlicht stehen und man nicht weiss, ob es in 2 Sekunden oder 2 Minuten grün wird.

Der Unterschied zu Santiago ist aber auch hier faszinierend. In Santiago hat es zum Beispiel einen Veloweg auf einer Art Insel zwischen den Fahrspuren einer grossen Strasse. Auf der Insel, respektive den Inseln, da diese alle paar hundert Meter durch Querstrassen geteilt werden, hat es Sitzbänke, Bäume, manchmal Brunnen, alles ganz schön. Der Veloweg geht mal links durch, mal rechts, man erkennt am Boden Spuren, wo es durchgeht, was deshalb wichtig ist, weil man sonst schnell über Stufen fahren muss. Oder am falschen Ende die Querstrasse zu überqueren versucht. Die Velowege in Buenos sind durchwegs besser gewartet, in besserem Zustand – und das kostet halt auch. Vermutlich sind es genau solche Dinge, die die Wirtschaft über lang abgewürgt haben. Und machen, dass die (Innenstadt) kaum Zeichen von Armut zeigt. Man hat ja über den Verhältnissen gelebt, aber das hat irgendwann wohl keine Zukunft mehr. Ich weiss es nicht. Irgendwie kann ich Argentinien noch nicht so ganz „lesen“, es ist aber auf jeden Fall ein faszinierendes Land. Solange man die Strassen mit Vorsicht benutzt.

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