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Noch 9 Tage Itmn

Noch 9 Tage. Naja. Eine Woche. Morgen in einer Woche werde ich nervös sein. Erst am Abend fliegt der Jumbo und ich werde mich danach sehnen, endlich drin zu sitzen. Und wenn ich drin sitze, werde ich mich danach sehnen, nicht mehr drin zu sitzen. Und wenn ich nicht mehr drin sitze, werde ich mich danach sehnen, endlich Zuhause einzutreffen. Doch zwischen Landung und Zuhause liegt die Deutsche Bahn. Zwei Tage Stress oder Abenteuer. Oder 4 Stunden. Glücksspiel.

Heute hat mich eine Frau im Park angesprochen. Irgendwas mit Uruguay, Scheidung, Anwalt, kein Ticket für die Fähre. Tochter. Hat vermutlich Sinn ergeben. Verstanden habe ich kaum etwas. Am Ende ging es darum, dass ich irgendein Los kaufe, sie meine Adresse aufnimmt und wenn es ein Gewinn ist, ach keine Ahnung. Ich hatte danach ein schlechtes Gewissen, weil ich ihr nur ein paar Franken gegeben habe und kein Los genommen habe. Keine Adresse weitergegeben. Vermutlich stimmte die Geschichte eh nicht, aber es geht vielen Menschen hier wirklich schlecht. Und sie kämpft. Das mag ich. Ja, verarscht mich. Aber nur, wenn ihr das Geld wirklich braucht.

Aber eigentlich waren wir ja bei der Deutschen Bahn. Abenteuer. Wahres Abenteuer. Bloss ist mir nicht mehr wirklich nach Abenteuer. Wobei. Doch. Aber erst in ein paar Monaten. Bin grad am Planen. Sonst jedoch am entabenteuern. Entspannen. Runterkommen. Reyalisieren, was ich gerade hinter mich gebracht habe. Fassen kann ich es definitiv noch nicht. Bin ich wirklich mit einem Ebike von Ost nach West, mit einem Brompton von West nach Ost, dann mit einem Flugi von Ost nach West und mit dem Brompton wieder von West nach Ost? Und das alles in einem Semester? Mit viel Pause, Nichtstun und ach, ach, ach. Und ja. Auch mit Bus und Zug. Natürlich. Und doch. Krass irgendwie. Fühlt sich an wie Jahre. Eine gute Zeit.

Seit über 200 Tagen bin ich unterwegs. In weniger als 14 Tagen beginnt wieder der Alltag, stehe ich vor Klassen, muss ich liefern. Und um das zumindest organisatorisch zu organisieren setze ich mich heute Morgen in ein sehr cooles Cafe. Bestelle einen Croque Monsieur. Beginne zu arbeiten. Natürlich nicht für den Job. Sind ja noch fast 14 Tage. Sondern schreibe an einem Text über die Colonia Dignidad. Was sich als Herausfordernder herausstellt als ich geglaubt habe. Eine Mail trudelt ein, Infos zur letzten Fachschaftssitzung, es läuft auch ohne mich. Überhaupt nicht unerwartet, aber schön. Warum also all der Stress? Die schaffen es auch noch ein weiteres Semester ohne mich. Oder so. Natürlich. Und doch.

Eigentlich möchte ich einfach weiter die Zeit verplempern. In den Jumbo fahren. Lebensmittelladen. Frische Ravioli kaufen. Käse wie ich ihn seit Monaten nicht gegessen habe. Früchteschalen. Gestern war ich zum ersten Mal in Buenos Aires auswärts essen. Ist nicht nötig. Ich geniesse es, selber zu kochen. Ich werde regelrecht häuslich. Und dabei habe ich ja noch viele Aufgaben. Viel zu tun. Nach Uruguay fahren. Die Zeit reicht kaum noch. Zu viel Programm. Zu schlechtes Wetter. Zu heiss. Zu viel Aufwand. Und dann wieder: wäre doch Land Nummer 78. Uruguay. Oder so. Diese Chance kann ich mir nicht einfach entgehen lassen. Und dann wieder: aber ist doch grad so gemütlich. Zollstress. Fährstress. Busstress. Frühaufstehstress. Und das wozu? Weil 78 mehr ist als 77? Wo ich doch nicht mal sicher bin, ob es Land 76, 77 oder 78 wäre. Das Zählen ist anspruchsvoll, weil ich in zu vielen Ländern gewesen bin, die gar nicht als Länder zählen…

Und ich bin produktiv. Habe heute das neue Historey-Logo fertiggestellt. Mit und ohne Animation. Sehr geil. Damit die Basis gelegt für den Unterricht. Denn was ist schon Unterricht ohne Logo. Eben. Geht nicht. Ich mache mir Gedanken wie ich einsteigen soll, welche Schwerpunkte 2025 von Bedeutung sind, was ich ändern, was ich beibehalten will. Wichtige Punkte. Schwierige Punkte. Viel zu tun. Zu viel.

Denn dann kommt der Kommentar von Jeannine rein. „Nicht, dass du mir ohne Tango-Grundschritt-Kenntnisse aus Buenos Aires abreist, lieber Martin!!!! Adelante!!!
Das ist der einzige vernünftige Abschluss, den du da finden kannst….😉“. Panik. Ich hab doch keine Zeit. Ich muss doch noch nach Uruguay. Paraguay, Panama. Geschenke einkaufen. Das Evita Museum besuchen. Die Armenviertel entdecken. Am Samstagabend irgendwas, ach keine Ahnung. Aber irgendwas. Freu mich riesig. Überraschung. Abenteuer. Bitzeli. Und dann vor allem chillen, chillen, chillen. Mich psychisch und physisch auf die Rückkehr vorbereiten. Aber vielleicht. Ja, vielleicht kennt letztlich nur Bodo die Antwort. Nicht Bobo. Bodo. Gut. Bobo vermutlich auch.

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