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„Wirkmechanismen“ der Homöopathie

Um es kurz zu sagen: Homöopathie kann gar nicht nicht erfolgreich sein. Nicht nicht erfolgreich. Denn das ganze System ist so aufgebaut, dass Erfolge stets der Homöopathie zugeschrieben werden, Misserfolge aber auf homöopathiefremde Umstände. Es ist also innerhalb des Systems der Homöopathie gar nicht möglich, dass Homöopathie nicht wirkt. Verlässt man dieses System – ist es offensichtlich, dass sie nicht wirkt, wie Dutzende, wenn nicht Hunderte Studien und naturwissenschaftliche wie logische Argumente längst bewiesen haben. Im Folgenden soll aufgezeigt werden, wie die Homöopathie „funktioniert“.

Erstverschlimmerung

Da homöopathische Mittel derart stark wirken sollen, sei nach der Einnahme eines Präparats zuerst mit einer Verschlimmerung der Symptome zu rechnen. Gibt es jedoch keine Erstverschlimmerung, ist das kein Zeichen dafür, dass das Mittel nicht wirkt, sondern ebenso zu erwarten. Mit beiden Verläufen ist also zu rechnen.

Die Rede von der Erstverschlimmerung ist aus folgendem Grund schon fast perfide: Wer mit einer Grippe zum Homöopathen geht, ist meist schon einige Tage krank. Bevor es zu einer Besserung kommt, können sich die Grippe-Symptome natürlich noch weiter verschlimmern, bevor sie dann aufgrund der Selbstheilungskräfte des Menschen von alleine zurückgehen. Gehen die Symptome ohne Erstverschlimmerung zurück (weil man erst am Ende der Grippeerkrankung zum Homöopathen gegangen ist…) – ist dafür natürlich ebenso die Homöopathie verantwortlich. Dies funktioniert bei kurzen Erkrankungen perfekt. Doch auch für chronischere Verläufe kennt die Homöopathie ein ähnliches System.

Nur ein richtiges Mittel

In der Homöopathie gibt es über 20’000 unterschiedliche Mittel, welche zusätzlich in unterschiedlichen „Potenzen“ dargereicht werden – also insgesamt mehrere 100’000 mögliche Präparate – und es kommen immer weitere hinzu. Je mehr Präparate aber existieren, umso „anspruchsvoller“ wird es, aus dieser Vielfalt das einzig richtige Mittel zu finden, das genau auf den Patienten passt. Es ist offensichtlich, dass diese fast unmögliche Aufgabe nicht immer oder zumindest nicht immer auf Anhieb klappt.

Es kann also lange bis sehr lange dauern, bis das richtige Mittel gefunden worden ist. Es ist ein Testen und Probieren, wobei alle verabreichten Mittel möglicherweise richtig sein können. Über einen längeren Zeitraum hinweg ist aber auch ohne Therapie anzunehmen, dass es zu einer spontanen Besserung der Symptome kommt. Geschieht dies, ist dies angeblich ein Beweis für die Wirksamkeit der Homöopathie. Geschieht dies nicht – ist das richtige Mittel immer noch nicht gefunden oder hat der Patient weitere Regeln verletzt (vgl. Verbote und Gebote weiter unten).

Werden an einem Patienten zehn Mittel ausprobiert und die ersten neun wirken nicht, ist das für den Homöopathen kein Hinweis darauf, dass die ersten neun nicht wirken. Misserfolge werden schlicht nicht gezählt, da dies bloss bedeute, dass der Arzt noch nicht das richtige Mittel gefunden habe.

Denn in der Homöopathie gibt es nicht ein Mittel beispielsweise gegen Kopfschmerzen, sondern ein Mittel, das exakt auf den individuellen Menschen zugeschnitten ist. Damit aber lässt sich unmöglich zeigen, dass ein Mittel nicht wirkt – da ein Misserfolg immer nur auf den individuellen Menschen zutrifft.

Es kommt also entweder zu einer Heilung, die zufälligerweise während der homöopathischen Therapie stattfindet und angeblich die Wirksamkeit der Homöopathie beweist. Oder der Patient gibt irgendwann auf und trägt damit die Verantwortung für das Scheitern, da er einfach zu wenig Geduld gehabt – oder Regeln verletzt hat. Das homöopathische Mittel aber kann in diesem System logischerweise gar nicht unwirksam sein!

In diesem System können Misserfolge gar nicht vorkommen und werden deshalb auch nicht gezählt, Treffer hingegen werden stets der Homöopathie angelastet, weshalb die Homöopathie so unglaublich erfolgreich zu sein scheint. Sie erzeugt eigentlich nur Treffer! Dies beruht allerdings nur auf einer Täuschung.

Störung durch „allopathische“ Mittel

Natürlich muss auch ein Homöopath nach längeren Versuchen ohne Besserung irgendwann eingestehen, dass er das richtige Mittel nicht finden kann. Dies wird aber wiederum nicht dem homöopathischen Präparat angelastet – dieses ist quasi „unfehlbar“. Vielmehr werden die Gründe andernorts gesucht.

So vertragen sich homöopathische Mittel angeblich nicht oder nur schlecht mit allopathischen Mitteln, wie „schulmedizinische“, respektive konventionelle, auf wissenschaftlichen Kriterien basierende Medikamente von Homöopathen gerne genannt werden. Wer also zugleich (oder auch früher, beispielsweise als Kind!) Antibiotika und ähnliches eingenommen hat, muss damit rechnen, dass die Homöopathie nicht mehr oder nur noch eingeschränkt wirkt!

Der Grund hierfür ist wohl jener, dass bei der Einnahme von „normalen“ Medikamenten die Heilerfolge nicht dem homöopathischen Mittel zugerechnet werden – und diese damit implizit schlechter wirken.

Verbote und Gebote

Es sind aber nicht nur „allopathische“ Medikamente, welche sich nicht mit der Homöopathie vertragen sollen, sondern es gibt noch viele weitere Dinge. So soll jemand, welcher gerne Kaffee oder Alkohol trinkt besser darauf verzichten, müssen bestimmte homöopathische Mittel vor oder nach dem Essen, vor oder nach dem Zähneputzen eingenommen werden, gibt es viele weitere Vorschriften. Eine Liste von allen Dingen, die während einer homöopathischen Therapie gemieden werden sollen ist sehr eindrücklich, wie ein Auszug aus dem Hahnemannschen Organon zeigt (Organon §260). Ergänzt man diese Liste mit den mehreren hunderttausend möglichen Darreichungsformen von homöopathischen Mitteln ist es eigentlich faktisch unmöglich, dass Homöopathie überhaupt funktionieren kann. Wie soll jemand sich an alle „Verbote“ halten und soll genau das richtige Mittel gefunden werden? Wirkt dann aber ein Mittel – wird das alles vergessen und die Wirkung dem Homöopathikum zugerechnet.

Spricht das homöopathische Mittel über einen längeren Zeitraum nicht an, kann somit die Schuld irgendeinem solchen Faktor zugeschrieben werden. Kaum ein Mensch schafft es, sich an alle Vorschriften zu halten – damit aber ist die Homöopathie wiederum für Misserfolgeimmun, der Erfolg wird jedoch auf jeden Fall der Homöopathie zugeschrieben, die eben oftmals sogar funktioniert, obwohl man Kaffee getrunken hat!…

Anregen zu gesünderem Lebensstil

Wer weniger Alkohol oder Kaffee trinkt, wegen dem Homöopathen das Rauchen aufgibt oder mehr Sport macht, wer also gesünder lebt, kann womöglich tatsächlich eine Besserung seiner Symptome erleben. Diese haben dann aber nichts mit der Homöopathie, sondern mit dem Ändern des Lebensstils zu tun.

positivere Stimmung

Durch das Gespräch mit dem Homöopathen, dadurch, dass dieser ein langes Gespräch führt und sich für den Patienten oder die Patientin interessiert wird der Placeboeffekt und womöglich auch das Selbstwertgefühl ebenfalls stark gefördert. Verstärkt wird der Effekt bei vielen Menschen dadurch, dass sie sich bei positiven Effekten bestätigt darin fühlen, irgendwie besonders feinfühlig oder sensibel zu sein, da die Homöopathika scheinbar eine Wirkung zeigen. Hat es die Homöopathie geschafft, als positiv wahrgenommen zu werden, kommen zusätzliche psychologische Effekte zum Spielen. So werden meist nur noch Bestätigungen registriert und all jene Fälle ignoriert, wo ein Homöopathikum nicht geholfen hat, werden schon kleinste positive Veränderungen als grosse Fortschritte bewertet. Beginnt man einmal an ein bestimmtes System zu glauben, suchen viele Leute nur noch nach Bestätigungen, da der Glaube nicht in Frage gestellt werden soll, respektive sogar werden kann.

Mit ähnlichen Effekten lassen sich auch Erfolge bei Pflanzen, Tieren und Kindern erklären. Bei Tieren und Kindern spielt der Placeboeffekt durchaus eine Rolle, oftmals werden die Effekte aber überinterpretiert und alternative Erklärungen für die Heilerfolge gar nicht in Betracht gezogen.

Dieser Artikel stammt von argumentarium.ch

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