Ich habe Hunger und setze mich in ein gemütlich aussehendes Cafe-Restaurant. Auf der anderen Seite des kleinen Platzes spielt eine Live Band Jazz-Musik, die Band kann ich allerdings nicht sehen. Noch bevor ich die Bestellung aufgebe beginnt wenige Meter neben dieser Band eine Zweite zu spielen an. Ein Konzert quasi in Stereo, bloss mit zwei völlig verschiedenen Stilrichtungen. Ich bin zu faul, um mich umzusetzen und ertrage das Gedudel, immerhin ist das Essen ausgezeichnet.
Etwas später gehts noch auf ein Bier an die Uferpromenande. Es ist Europameisterschaft. Ich setze mich in ein Gartenrestaurant und bemerke erst nach dem Setzen, dass zwei Fernseher laufen. Leider nicht synchron. So höre ich auf dem rechten Ohr den Jubel, bevor ich das Tor auf dem Monitor vor mir sehe. Will ich aktuell sein, schaue ich nach rechts in die Distanz, will ich entspannt sein halt einfach geradeaus.
Vor mir sitzen zwei junge Männer, die soeben eine Bestellung aufgegeben haben. Als diese kommt zähle ich zehn Kölsch, also kleine Gläser mit schwachem Bier. Wird wohl noch ne Horde kommen. Etwas später folgt eine Flasche Weisswein, die Jungs lassen es sich gut gehen. In der Pause setzen sie sich zum anderen Monitor, waren wohl auch genervt. Oder war es einfach der einsetzende Regen?
Etwas erstaunt stelle ich jedenfalls fest, dass sie inzwischen nebst dem Weisswein nur 3 Bier geleert haben – und niemand dazugekommen ist. Irgendwie seltsam. Ich kenne das eher im umgekehrten Sinne: man bestellt ein Bier und lässt den letzten Deziliter oder so stehen, da dieser inzwischen ja warm ist. So in excessis erlebt in Venezuela. Was aber diese Jungs geritten hat, verstehe ich beim besten Willen nicht. Es interessiert mich aber auch nicht weiter. Ich bestelle noch ein Mettbrötchen mit Zwiebeln und staune, was mir da gebracht wird. Auch das verstehe ich beim besten Willen nicht. Offensichtlich muss man nicht weit fahren, um in vollkommen fremde Kulturen einzutauchen.